Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
als wäre er aus unserem gemeinsamen Leben verschwunden. Als ich Chris darauf aufmerksam mache, ist er entsetzt. Ihm war nicht bewusst, dass ich sein Verhalten so wahrnehme.
Während unserer Unterhaltung gesteht Chris, dass er als Versorger einen unglaublichen Druck spüre. Er arbeitet so viel, um seine Position an der Universität zu festigen, damit er einen unbefristeten Vertrag und schließlich eine Beförderung bekommt. Er hat Angst, dass er für unsere Familie nicht genug Geld verdient. Aber das tut er. Wir kommen über die Runden. Doch Chris hat den wahnwitzigen Plan, jetzt schon Geld für Violets Studium und Hochzeit zu sparen. Offenbar kommt das bei jungen Vätern recht häufig vor. Sie schalten in den Versorger-Modus. Auch wenn das bewundernswert ist, halte ich es für wichtig, dass, um für eine Familie zu sorgen, mehr als nur die finanzielle Absicherung dazugehört. Chris stimmt mir zu, und ich bemerke, dass ein Workaholic die Wohnung verlässt und mein Ehemann zurückkommt.
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Barfuß in der Küche
O bwohl ich für ein paar Stunden in der Woche aus dem Haus gehe, um eine Schriftstellerin zu sein, bin ich nach meiner Rückkehr eine Hausfrau aus den Fünfzigern. Aus mir ist eine dieser Mütter geworden, die einen von der Rückseite einer Kuchenpackung anlächeln, nur dass mein Mann verpasst hat, mir einen ganzen Schrank voller Rüschenkleider zu besorgen, und ich mich nach wie vor nicht überwinden kann, seine Hemden zu bügeln. Wenn ich genauer darüber nachdenke, kann ich mich nicht einmal überwinden, irgendwas zu bügeln.
Manchmal habe ich das Gefühl, ich habe mich so sehr verändert, dass ich mich selbst kaum wiedererkenne. Zum Beispiel wenn ich mich barfuß in der Küche wiederfinde, die fettigen Haare, weil ich keine Zeit hatte, sie zu waschen, geschweige denn zu trocknen, mit einem Haargummi nach hinten gezurrt, im Jogginganzug, der mit einem Cocktail aus Babynahrung und Babykotze vollgekleckert ist, während ich das Abendessen koche. Und es kam in diesen frühen Tagen und Wochen sehr oft vor, dass ich angesichts des Gefühls der Unzulänglichkeit und Einsamkeit verzweifelt losschluchzte und den Kontrollverlust über meine Zeit, meinen Körper und meine Psyche betrauerte.
Selbst jetzt, nach einem Jahr als Mutter, bin ich immer noch erschüttert über den gähnenden Abgrund, der sich zwischen der, die ich immer zu werden dachte, und der, die ich tatsächlich geworden bin, aufgetan hat. Manchmal träume ich davon, wieder in die Berufswelt einzusteigen, damit ich auf Geschäftsreise gehen kann und eine Nacht Ruhe habe. Ich könnte ein Hotelzimmer betreten, das nicht mit Spielsachen übersät ist, und es würden auch keine Körbe mit schmutziger Wäsche herumstehen, um die ich mich gezwungenermaßen kümmern müsste.
Die Arbeit von Müttern ist unbarmherzig, undankbar und die meiste Zeit unsichtbar. Und oft sind es die Mütter selbst, die ihren eigenen Status herunterspielen und abwerten. So stelle ich entsetzt fest, dass die schlimmsten Kritiker, die Mütter ihren Status und den eigenen Wert absprechen, nicht die Männer und nicht einmal die kinderlosen Frauen sind, sondern die Betroffenen selbst. Ich verzweifle, wenn ich meine neuen Mutterfreundinnen sagen höre, dass sie ein schlechtes Gewissen haben, weil ihr Mann den ganzen Tag arbeiten muss, während sie zu Hause »herumwurschteln«, oder dass sie sich wertlos und machtlos fühlen, weil sie nichts für die Familie »beitragen«. Kommentare wie diese sind eine deutliche Mahnung, dass wir es noch lange nicht geschafft haben.
Obwohl ich Arbeitsteams und millionenschwere Budgets in meinem Beruf managte und dachte, ich wüsste etwas über harte Arbeit, Stress und Verantwortung, ist das nicht zu vergleichen mit den Aufgaben einer Mutter. Ich habe in meinem Leben noch nie so schwer geschuftet. Ich war noch nie so erschöpft und so nah an meinen Grenzen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Vorgehen noch nie so streng beurteilt und kritisiert wurde, und dazu von so vielen Leuten. Meine Freundin Sophie sagt, das Härteste an der Mutterschaft sei die fehlende Anerkennung. Aber wie können wir erwarten, dass unsere Arbeit und unsere Leistung von anderen honoriert werden, wenn wir sie nicht einmal selbst ernst nehmen?
Wenn ich im Café sitze oder in der Bibliothek und an diesem Buch schreibe, werde ich oft gefragt, wer auf mein Kind aufpasse. Wenn ich sage, dass Chris sich kümmere, kommt fast unweigerlich die Antwort: »Du Glückspilz.« Und
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