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Torso

Torso

Titel: Torso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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tatsächlich ein Feldweg nach rechts von der Landstraße ab. Es standen bereits vier Polizeifahrzeuge dort. Brenner fuhr an ihnen vorbei und parkte hinter dem letzten Wagen. Krawczik folgte seinem Beispiel.
    Als sie ausstiegen, hatten die beiden Polizisten von der Landstraße zu ihnen aufgeschlossen. Sie gaben ihnen einen raschen Überblick über die Lage. Die Kaserne befand sich auf der anderen Straßenseite. Auf jeder Seite waren im Moment zwei Beamte postiert, um alle Zugänge zu überwachen. Das Gebäude stand seit Jahren leer. Alle Versorgungsleitungen waren gekappt. Nach Aussage der örtlichen Verwaltung sollte die Liegenschaft schon längst verkauft worden sein, doch mangels Käufer verrotte sie eben so langsam.
    »Gibt es irgendeinen Zugang?«, fragte Krawczik.
    »Nein«, antwortete der Beamte, »sämtliche Eingänge und auch die Fensteröffnungen sind vernagelt.«
    »Wie steht es mit den Kellern?«
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Das Gebäude steht seit Jahren leer. Wir wissen nichts darüber.«
    »Haben Sie irgendwelche Fahrzeugspuren gefunden?«, fragte Krawczik ungeduldig. »Ein Transporter muss mehrfach auf dem Gelände herumgefahren sein.«
    »Ja«, antwortete einer der Beamten. »Wir haben Pkw- und Motorradspuren im Erdreich festgestellt.«
    Sina ging auf die Landstraße zu und musterte das Gebäude, das sich schemenhaft auf der anderen Straßenseite abzeichnete. Es stand gut zwanzig Meter von der Straße entfernt. Falls es einmal eine Zufahrt gegeben hatte, so war nichts mehr davon zu sehen. Der Wald hatte sich die Fläche zurückgeholt. Aber Krawczik hatte natürlich recht. Irgendwo musste der Transporter entlanggefahren sein. Brenner trat neben sie.
    »In ein paar Minuten kommt ein SEK aus Frankfurt/Oder«, sagte er. »Die gehen dann zuerst dort rein. Wir sollen noch warten.«
    »Okay«, erwiderte Sina, bewegte sich jedoch nicht vom Fleck.
    Brenner blieb ebenfalls stehen, als erwarte er, noch mehr von ihr zu hören. Aber Sina schwieg.
    »Es will einem einfach nicht in den Kopf, nicht wahr?«, sagte Udo.
    »Nein. Und ich befürchte, was immer in dieser Kaserne ist, wird uns auch nicht viel weiterhelfen.«
    »Wenn wir nur das Mädchen finden«, sagte Brenner. »Lebendig.«
    Sina nickte. Dann fügte sie hinzu: »Du hattest also recht mit deiner Vermutung vor ein paar Tagen.«
    Brenner schüttelte den Kopf. Dann sagte er grimmig: »In meinen wildesten Träumen hätte ich mir so etwas nicht vorstellen können. Ausgerechnet er. Der Musterwendepolizist. Wie lange kenne ich ihn? Zehn Jahre? Und was weiß ich in Wirklichkeit über ihn? Null.«
    »Hendrik sagt immer: Niemand weiß gar nichts.«
    Brenner spuckte aus. »Ja, einen Scheiß wissen wir.« Dann senkte er die Stimme und fuhr fort: »Frieser hat mich eben angerufen. Die Innenrevision hat zwei Leute geschickt. Die sitzen in Zollangers Büro und drehen jedes Blatt um. Und nicht nur in seinem Büro. Verstehst du?«
    »Ja, klar. Ein fauler Apfel … wir sind auf einmal alle verdächtig.«
    Brenner scharrte wütend mit dem Fuß. »Ich bin sicher, wenn die Sache nicht so eilig wäre und wir diese verdammte Kaserne nicht gefunden hätten, dann wären wir alle erst einmal beurlaubt worden. Heute brauchen sie uns noch, weil sie die Hosen gestrichen voll haben wegen dieses verschwundenen Mädchens. Aber morgen …«
    Die Bitterkeit in Brenners Stimme war nicht zu überhören. Sina nahm es ihm nicht übel. Zollangers Amoklauf würde für sie alle unabsehbare Konsequenzen haben. Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn die Presse davon Wind bekam.
Ossi-Bulle schändet Frauenleichen.
Schon der Gedanke daran verursachte ihr Übelkeit. Was für ein Licht würde ein solcher Vorfall auf den Dienst werfen. Und was erst, wenn es noch schlimmer war:
Ossi-Bulle schlachtet Frauen ab.
    »Udo … ich glaube das alles erst, wenn ich es aus Zollis Mund höre. Verstehst du. Ich werde mich morgen sowieso krankmelden. Ich kann gar nicht richtig arbeiten. Ich habe das Gefühl, ich sehe alles doppelt.«
    Udo erwiderte nichts. Er hatte den Kopf gesenkt und schaute sie von unten herauf an.
    »Mir geht es ja genauso«, gestand er schließlich. »Wie ein beschissener Film, der keiner ist.«
    »Irgendetwas ist da noch im Gang«, sagte Sina. »Ich war in Zollis Wohnung. Sie war völlig durchwühlt. Und in seiner Tiefgarage ist geschossen worden.«
    Das Geräusch von schweren Dieselmotoren wurde in der Ferne hörbar.
    »Das müssen sie sein«, sagte Brenner. »Komm zum

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