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Torso

Torso

Titel: Torso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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Meter Abstand hinter ihnen. Findeisen bediente das Funkgerät. Sie standen in ständigem Funkkontakt mit Beamten aus Frankfurt/Oder, die Weisung bekommen hatten, die Kaserne zu observieren und bis zum Zugriff zu sichern. Sina und Udo lauschten stumm den Meldungen. Das Gebiet sei unübersichtlich. Die Kaserne stehe seit vielen Jahren leer. Es seien keinerlei Spuren irgendeiner Nutzung der Anlage zu erkennen.
    »Die sollen sich zurückhalten, bis wir da sind«, sagte Brenner.
    »Wie lange brauchen wir noch?«
    Er drückte auf einen Knopf des Navigationsgerätes.
    »Achtundzwanzig Minuten. Haben die einen Sanitätswagen bestellt?«
    Findeisen gab die Frage weiter.
    »Ja«, kam die Antwort. »Steht in Müllrose auf dem Hof des Polizeiamtes …« Der Kontakt wurde plötzlich unterbrochen.
    »Durchsage an alle«, meldete sich plötzlich die Leitzentrale in Berlin. »Wir haben den Lieferwagen geortet. Standort ist Parkplatz Pankehallen in Berlin-Wedding. Zwei Zivilbeamte sind bereits dort und observieren das Fahrzeug.«
    Sina registrierte die sich überschlagenden Meldungen wie in Trance. Alle Informationen, die in den letzten Stunden auf sie hereingeprasselt waren, steigerten ihre Verwirrung nur. Parkplatz Pankehallen.
    »Wenn der Wagen in Berlin ist, dann ist Zollanger ja wohl auch dort«, sagte Findeisen.
    »Nicht unbedingt«, entgegnete Udo. »Den Transporter hat er benutzt, um die Torsi zu deponieren. Er hat auch einen eigenen Wagen. Den haben wir noch nicht geortet.«
    »Ja, schon. Aber an der Kaserne steht kein Fahrzeug. Das heißt, Zollanger hält sich vermutlich in Berlin auf.«
    »Wo auch immer. Wir kriegen ihn schon.«
    Der Ton von Brenners Stimme war schneidend. Sina drehte sich kurz um und warf einen Blick auf den Wagen hinter ihnen. Die Meute war losgelassen, dachte sie. Und immer wieder ging ihr die gleiche Frage durch den Kopf. Wie konnte Zollanger das tun? Warum? Was hatte er sich nur dabei gedacht? Abgesehen von den Taten an sich, die grausig genug waren. Er hatte ein Tabu gebrochen, das Schlimmste getan, was ein Polizist tun konnte: die Kollegen hintergangen und sich auf die Seite der Verbrecher geschlagen. Sie fasste es einfach nicht. Daher hatte sie Verständnis für Brenners Wut. Aber konnte es nicht vielleicht doch eine Erklärung geben? Irgendetwas, das Zollangers absurdes Verhalten rechtfertigte?
    »Die Kaserne besteht aus einem Hauptgebäude und zwei Seitenflügeln, die jedoch stark baufällig sind«, kam die nächste Meldung aus dem Lautsprecher.
    »Wir sind zu wenige«, sagte Brenner, nachdem die Beschreibung der Örtlichkeit durchgegeben worden war. »Wir brauchen Verstärkung, mindestens zehn oder zwölf Beamte, um das Gelände abzuriegeln. Gib das durch.«
    Findeisen tat wie befohlen.
    Sina hatte Mühe, ihre Gedanken auf einen Schauplatz zu konzentrieren. In ihrem Kopf jagten sich die Bilder. Zollanger, wie er den Lieferwagen auf einem Parkplatz im Wedding abstellt und in der U-Bahn verschwindet. Oder hatte er dort seinen Wagen geparkt, um damit zu flüchten? Und was würden sie in dieser Kaserne vorfinden? Die Leiche des entführten Mädchens? Sina schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie noch lebte.
    Brenner verminderte die Geschwindigkeit leicht, als er die Ausfahrt erreichte. Kaum auf der Landstraße angekommen, drehte er wieder voll auf. Glücklicherweise war die Gegend so gut wie menschenleer. Ein gut gewähltes Versteck, dachte Sina. Nur knapp eine Stunde von Berlin und eine Stimmung wie am Ende der Welt. Leere Felder links und rechts. Ab und zu kleinere Waldstücke. Isolierte Höfe, die verlassen aussahen. Etwa zwei Kilometer vor dem Ortseingang bremste Brenner den Wagen ab und schaltete das Blaulicht aus. Sie passierten die ersten Häuser, stießen dann im Ortskern an eine T-förmige Kreuzung, hielten sich links und fuhren an einem See entlang. Ein paar hundert Meter weiter war der Ort bereits wieder zu Ende. Sie folgten der Landstraße. Dann fuhr Brenner plötzlich rechts ran. Sina hatte die Beamten, die dort standen, gar nicht gesehen. Hinter ihnen hielt der zweite Wagen. Krawczik stieg aus und gesellte sich zu Brenner, der bereits mit den beiden örtlichen Beamten sprach.
    »Die Kaserne liegt dreihundert Meter vor uns auf der linken Straßenseite«, sagte Brenner, als er wieder ins Auto stieg. »Da vorne ist ein Feldweg. Wir parken, und dann planen wir den Zugriff.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er los. Der zweite Wagen folgte. Nach einer kurzen Strecke gabelte

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