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Torso

Torso

Titel: Torso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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Zollanger.
    »Ja klar. Oder wollen Sie vielleicht
so
dort hinein? Das wäre ziemlich auffällig.«
    Naeve öffnete einen Schrank. »Hier, bedienen Sie sich.«
    »Ich habe was dabei«, sagte Sina und verschwand im Nebenraum. Zollanger und Brenner schauten sich überrascht an. Naeve bemerkte ihre Unsicherheit.
    »Am besten nehmen Sie Militärhosen, ein schwarzes Unterhemd und vielleicht ein Lederhalsband. Da unten sind Henkersmasken, aber die sind ziemlich warm. Außerdem sieht man schlecht. Springerstiefel stehen hier drüben.«
    Sina sah fabelhaft aus, als sie wieder zum Vorschein kam. Wie eine Edelpunknutte. Sie trug hochhackige Stiefel, schwarze Strümpfe, einen hautengen schwarzen Minirock und ein hochgeschlossenes schwarzes Netztop. Sie hatte sich etwa zwei Pfund Lidschatten um die Augen geschmiert und grinste.
    »Na, ihr seht ja direkt mal ganz sexy aus«, sagte sie, als sie Brenner und Zollanger erblickte. Brenner rollte mit den Augen. Dabei stand ihm das schulterfreie T-Shirt ziemlich gut.
    »Ich wusste gar nicht, dass du so viel in die Muckibude gehst«, spottete Zollanger ein wenig neidisch.
    »Gartenarbeit«, sagte Brenner. »Würde dir auch nicht schaden. Bisschen frische Luft dann und wann.«
    Zollanger fühlte sich an seine Militärzeit bei der NVA erinnert. Da hatte er das letzte Mal diese widerlichen Hosen und Stiefel getragen, in denen man den Sohlenabdruck des Vorgängers noch spürte. Und der moderige, ranzige Geruch. Unvergesslich. Und mit so etwas ging man heutzutage zu Sexpartys. Er lief ein paar Schritte auf und ab und hatte das Gefühl, Ruderboote an den Füßen zu tragen.
    »Toll sehen Sie aus«, sagte Naeve zufrieden. »Da werden Sie bestimmt Ihren Spaß haben. Hier entlang, bitte.«
    Sie stiegen eine Treppe hinab bis zu einer Stahltür. Kaum geöffnet, hämmerten die Techno-Schallwellen ungehindert auf sie ein. Im Nachhinein wunderte sich Zollanger, wie wenig von dem Höllenlärm zu Naeves Büro durchgedrungen war. Kurz darauf standen sie in der Haupthalle. Aber sie war nicht wiederzuerkennen. Die zueinander versetzten Ebenen waren noch da. Natürlich auch die Treppen, die sie verbanden, und die von der Decke herunterhängenden Stoffbahnen. Aber letztes Mal war es hier hell, ruhig und leer gewesen. Jetzt sah man kaum die Hand vor Augen. Die Musik empfand Zollanger wie Schläge. Bewegen konnte man sich entweder mit der Masse oder nur sehr beschwerlich, indem man sich durch schwitzende Körper drängelte.
    Sie schafften es noch, mimisch zu vereinbaren, sich in einer Stunde an der gleichen Stelle wieder zu treffen. Dann wurde ihre kleine Gruppe vom Strom der herumirrenden Club-Besucher aufgerieben.
    Zollanger hatte die Treppe nach oben nehmen wollen, wurde jedoch nach unten abgedrängt und fand sich kurz darauf neben der großen Bar im Erdgeschoss wieder. Soweit er sehen konnte, waren nur Männer hier. Er zwängte sich zwischen nackten Oberkörpern hindurch in die Vorhalle und stand plötzlich an der Garderobe. Hier betrat also das normale Volk den Club. Er lehnte sich gegen die Wand und beobachtete den Eingang. Fast alle Besucher hatten Gepäck dabei. Sie passierten die Schleuse und verschwanden in einem Umkleideraum. Manche trugen einfach nur Stiefel oder Turnschuhe und eine Unterhose, wenn sie wieder daraus hervorkamen, andere eine komplette Ledermontur. Dazwischen gab es jegliche Abstufung. Vor allem Lederhosen ohne Gesäßteil schienen recht beliebt zu sein.
    Ein Hüne, der direkt neben dem Eingang zur Haupthalle stand, zog Zollanger in den Bann. Der Mann musste fast zwei Meter groß sein. Er trug Springerstiefel, schwarze Boxershorts, die mehr zeigten als verhüllten, und ein eng anliegendes Lederkorsett mit allerlei Ösen. Sein Kopf steckte in einer schwarzen Gasmaske. Der Körper war perfekt. Durchtrainiert. Haarlos. In seinen Strümpfen steckte ein Päckchen Zigaretten. Aber er rauchte nicht. Er stand da, die Arme über der Brust gekreuzt, und schien auf irgendetwas zu warten. Zollanger konnte den Blick nicht von ihm nehmen. Es waren viele bizarre Typen hier, aber dieser stach heraus.
    Immer mehr Menschen quollen zum Eingang herein. Frauen hatte Zollanger bisher noch keine ausmachen können. Aber nach Naeves Auskunft kamen die ja über das Tanzwerk herein. Das war die heutige Aufteilung: hier die
Böhzen Onkelz,
da die
Garstigen Tanten.
    Der Ort hatte etwas von einem Bergwerk, sinnierte Zollanger. Die Leute, die hierherkamen, legten eine Art Minenkluft an und ließen sich einen Schacht

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