Torso
hätten wir Torso drei.«
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W ie war das möglich? Solch eine Summe? Sie klickte auf »Umsätze«. Eine Tabelle erschien. Elin überflog die Kontobewegungen. April, Mai, Juni und Juli … jeweils zum Ersten waren zehntausend Euro eingezahlt worden. Die Abhebungen waren minimal. Immer mal zweihundert oder dreihundert Euro. Es gab keine Abbuchungen, nur Barabhebungen. 14. August, 17:03 Uhr, Volksbank Hamburg, dreihundert Euro. 17. August, 19:37 Uhr, Stadtsparkasse Frankfurt, zweihundert Euro. Es war verrückt. Sie konnte genau verfolgen, wo Eric gewesen war. Nervös scrollte sie die Seite nach unten. 3. September, 8. September, 14. September … 29. September. Sie starrte die letzte Eintragung an.
300 Euro am 29. September, 19:27 Uhr. Berliner Sparkasse, Kantstraße 52.
Sie druckte die Seite, loggte sich aus und loggte sich in das zweite Konto ein. Aber es war offenbar unbenutzt. Der Kontostand lag bei etwas mehr als einhundert Euro, und die letzte Kontobewegung war zu lange her, um vom System angezeigt werden zu können. Elin meldete sich wieder ab.
Über vierzigtausend Euro? Woher kam dieses Geld? Und was für Konten waren das? Hatte der Polizeibeamte nicht gesagt, Eric habe hohe Schulden gehabt? Woher wussten die das? Und warum wussten sie von diesen Konten hier offenbar nichts? Wenn Eric so viel Geld besessen hatte, warum hatte er dann seine Schulden nicht beglichen?
Elin spürte, dass sie schlafen gehen sollte. Aber sie konnte nicht. Erics Festplatten waren der Schlüssel zu allem. Genau deshalb hatte er sie in Hamburg gelassen. Bei ihr. Ein neuer Gedanke durchfuhr sie. Alexandra. Die SIM -Karten!
Sie holte die Plastikhülle aus der Tasche und schälte die Karten vorsichtig heraus. Es war, wie sie vermutet hatte. Die Serienkürzel auf den Karten lauteten GEN , LOG und GAR . Die vierstelligen Nummern in Erics Datei mussten die PIN -Codes sein, um die Karten zu entsperren. Aber Elin besaß kein Handy. Sie schaute auf die Uhr. Es war halb vier Uhr morgens. Sie erhob sich, trat ans Fenster und schaute in den dunklen Hinterhof hinunter. Nirgends brannte Licht. Sie war die Einzige, die um diese Zeit noch wach war. Sie öffnete das Fenster und atmete die kalte Nachtluft ein. Kantstraße 52, ging es ihr durch den Kopf. Das war Erics letzte Spur. Bis jetzt. Am Vorabend seines Todes hatte er dort Geld abgehoben. Und wo war er dann hingegangen? Hatte er noch jemanden getroffen? War er verabredet gewesen? Oder war er tatsächlich einfach so in den Tegeler Forst gefahren?
Sie schaute auf die SIM -Karten auf dem Schreibtisch. Morgen würde sie das alles zusammenfügen. Alle Daten. Alle digitalen Spuren. Wie recht dieser Hagen doch hatte. Überall im Netz hinterließ man Spuren.
Sie ging zum Schreibtisch zurück, um den Laptop herunterzufahren. Sie klickte auf das Kreuz in der oberen Ecke. Aber der Bildschirm reagierte nicht. Sie klickte erneut. Nichts geschah. Sie schloss das Fenster. Wenigstens das funktionierte. Aber kaum war es am unteren Rand des Bildschirms zusammengeschnurrt, sah sie ein anderes kleines Fenster, das sich unbemerkt hinter der Explorer-Maske geöffnet hatte. Was war das? Es war kaum größer als eine Streichholzschachtel. Zahlen und Nummern flossen darin vorüber. Und das Ganze blinkte schwach.
Elin klickte sofort auf »Ausschalten«. Aber nichts geschah. Das Feld blinkte. Die Zahlen schossen vorüber. Ihre Hand zitterte, als sie das Internetkabel aus dem Gerät herauszog. Augenblicklich gefror das kleine graue Feld. Sofort ausschalten, dachte sie. Aber in letzter Sekunde hielt sie inne, rief die Screenshot-Funktion auf und druckte die gefrorene Seite aus. Es klappte. Danach versuchte sie, das Gerät auszuschalten. Aber es reagierte nicht mehr. Erst als sie das Netzkabel und die Batterie entfernt hatte, erlosch der Bildschirm endlich.
Erics Laptop! Wie hatte sie nur so naiv sein können! Sie musste sofort zu Hagen. Er musste ihr noch einmal helfen.
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B renner fuhr mit Blaulicht, aber ohne Sirene. Erst als sie die verkehrsreichere Innenstadt erreichten, schaltete er sie ein. Sie hatten sich in Windeseile umgezogen. Sina schmierte sich zum wiederholten Mal Abschminkcreme ins Gesicht, um den Lidschatten wegzubekommen. Zollanger war über Handy mit Krawczik verbunden, der schon am Tatort war.
»Kurfürstendamm 71, sagst du?«
»Ja.«
»Ist Weyrich alarmiert?«
»Er ist auf dem Weg.«
»Der Mann, der das Ding gefunden hat, ist noch da?«
»Ja.«
»Wer ist
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