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Torso

Torso

Titel: Torso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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unwillig den Kopf.
    »Ich fahre nirgendwo hin. Was wird hier gespielt?«
    Zollanger ergriff sie am Arm und schüttelte sie.
    »Elin. Wollen Sie wie Ihr Bruder enden?«
    Sie starrte ihn hasserfüllt an.
    »Ich will wissen, was mit ihm passiert ist.«
    »Das wollte ich auch mal. Und sehen Sie, wohin es mich gebracht hat?«
    Elin wich zurück und verschränkte die Arme.
    »Ich gehe keinen Schritt von hier weg, bevor Sie mir nicht sagen, was Sie wissen. Darauf können Sie Gift nehmen.«
    Zollangers Handy piepste. Er schaute auf das Display, tippte den Code ein und gab es Elin.
    »Hier. Ich werde Sie in ein paar Tagen anrufen. Benutzen Sie bitte nur dieses Gerät, wenn Sie mich anrufen. Jetzt müssen Sie aus Berlin verschwinden. Sofort. Brauchen Sie Geld?«
    Elin starrte erst ihn an, dann das neue Handy in ihrer Hand. Sie holte aus und warf es gegen die nächste Wand. Der Lärm war beträchtlich. Zollanger war aufgesprungen. Kurzzeitig standen sie da wie eingefroren. Im Haus rührte sich nichts. Zollanger fluchte leise und bückte sich, um das Handy aufzuheben.
    »Was geht hier vor, verdammt noch mal«, stieß sie hervor. »Wer war der Mann in Ihrer Wohnung? Warum haben Sie ihn nicht festgenommen?«
    Zollanger musterte sie. Sah sie ihrem Bruder ähnlich? Er hatte diesen Eric Hilger nie lebend gesehen. Nur Fotos von seiner Leiche.
    »Weil ich seit einer halben Stunde kein Polizist mehr bin«, antwortete er.

[home]
46
    S edlazek nahm ein Taxi. Marquardt hatte angeboten, ihn nach Hause zu fahren, aber Sedlazek hatte das dringende Bedürfnis gehabt, alleine zu sein. Die ganze Sache ging ihm an die Nieren. Er raunzte dem Fahrer seine Adresse zu, sank auf dem Rücksitz zusammen und verfiel ins Grübeln.
    Zieten!, dachte er wütend. Es war ja typisch für diesen arroganten Sack, dass er sie für das ganze Debakel verantwortlich machte. Wenn sie von diesem geschniegelten Halunken nicht so abhängig wären, hätte er ihm längst einmal seine Meinung gegeigt. Aber ohne Zieten wären sie völlig exponiert. Natürlich musste der auch zusehen, dass er heil aus allem herauskam. Aber seine Probleme lagen auf einer anderen, einer abstrakteren Ebene. Zieten drehte das ganz große Rad. Die BIG hatte nur Geldprobleme. Allerdings so gewaltige, dass es ihm und Marquardt an den Kragen gehen könnte, wenn Zieten es nicht schaffte, das große Rad richtig zu drehen. So lange musste er diesen Widerling also wohl noch ertragen.
    Doch das war nur ein Aspekt seiner Grübelei. Der andere beunruhigte ihn weitaus mehr. Denn sosehr ihm Zieten, die BIG und alles, was damit zusammenhing, Sorgen bereitete: Es war ihm wenigstens nicht unheimlich. Aber dieser Zollanger!
    Er hatte sich nichts anmerken lassen und keine Miene verzogen, als diese Visage plötzlich auf der Leinwand erschienen war. Das Gesicht kannte er doch. Und wenige Augenblicke später hatte er auch gewusst, wo ihn diese engstehenden Augen vor gar nicht allzu langer Zeit angeschaut, gemustert, ja angestarrt hatten.
    Zufall? Er starrte auf die Rückenlehne des Taxis, als enthielten die Beförderungstarife wertvolle Informationen. Donnerstag. Vorletzten Donnerstag war es gewesen. In der Sauna. Er war wie üblich ins
Allegra
gegangen, hatte sich eine Weile die Mädchen angeschaut und dann zum Einstieg eine kleine Koreanerin gebumst. Das war so seine Routine. Etwas Kleines, Kompaktes zum Auftakt, um erst einmal zur Ruhe zu kommen. Dann Dampfbad und Massage. Meistens trank er danach etwas, las Zeitung oder schaute einen Porno. Danach begann er mit den Saunarunden, bis er wieder in Stimmung war für eine zweite Nummer, bevorzugt mit einer dieser langbeinigen, vollbusigen Osteuropäerinnen, die leider nicht immer verfügbar waren. Zu große Nachfrage oder zu geringes Angebot. Was ihn betraf, so konnte die Osterweiterung der EU gern schneller vorangehen.
    Vorletzten Donnerstag war es also gewesen. Bei seinem zweiten Saunagang hatte der Typ dagesessen und ihn angelinst. Das war ihm natürlich aufgefallen. Die Männer im
Allegra
schauten sich üblicherweise nicht an. Und schon gar nicht so. Er kannte dort niemanden und wollte auch niemanden kennen. Diese Donnerstage waren sein Privatvergnügen. Ein paar ruhige Stunden. Zwei Mädchen. Mehr wollte er nicht. Vor allem keine Visage, die ihn angaffte. Oder nein, angegafft hatte der Typ ihn eigentlich nicht. Aber irgendwie doch. Anfänglich waren sie zu viert in der Kabine gewesen. Da war ihm noch nichts aufgefallen. Aber als zwei Männer kurz hintereinander

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