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Torte mit Staebchen

Torte mit Staebchen

Titel: Torte mit Staebchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hornfeck
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mit dem Abendessen.
    »Wieso kommst du erst jetzt? Wir haben uns Sorgen gemacht«, fragte die Mutter vorwurfsvoll.
    »Die Marines!«, stammelte Inge, ohne auf die Frage der Mutter einzugehen. »Sie gehen auf Schiffe undfahren zu den Philippinen! Wer soll uns denn jetzt beschützen?«
    »Was?« Ihr Vater, der den ganzen Tag in der Backstube verbracht hatte, wurde hellhörig. Er wusste, dass seine Tochter inzwischen ein waches Auge für politische Veränderungen entwickelt hatte. Als die Mutter zu neuen Vorwürfen ansetzen wollte, unterbrach er sie: »Lass sie erzählen, Marianne, das ist wichtig.«
    Und Inge erzählte. Zwischen den Augenbrauen ihres Vaters bildeten sich tiefe Sorgenfalten; eine Antwort auf die Frage seiner Tochter hatte er nicht.
    Doch der Alltag ging weiter. Außer dass in den Straßen von Hongkou jetzt vermehrt japanische Soldaten patrouillierten, schien sich in der Woche, nachdem die Amerikaner die Stadt mit klingendem Spiel verlassen hatten, nichts verändert zu haben. Die britische Infanterie war, wie mittlerweile bekannt wurde, bereits vor Monaten zur Verteidigung von Hongkong und Singapur abgezogen worden. Auf dem Huangpu verblieb nur jeweils ein Kanonenboot der beiden Schutzmächte: die britische »HMS Peterel« und die amerikanische »USS Wake«.
     
    In der Nacht von Sonntag auf Montag, am frühen Morgen des 8.   Dezember, wurde Inge von Feuerwerksböllern geweckt. Auch Laifu, der sich in Inges Armbeuge zusammengerollt hatte, war aus dem Schlaf geschreckt worden und flüchtete unters Sofa. Wer veranstaltete denn um diese Zeit ein Feuerwerk? Es war auch nicht Neujahr, weder westliches noch chinesisches. Ein Gewitter im Dezember? Oder war esvielleicht eines von diesen
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, bei denen um eine bestimmte Stunde irgendwelche Geister verjagt oder Götter besänftigt werden mussten?
    Inge hörte den Vater nebenan rumoren. Ihr Wecker zeigte kurz nach vier, Zeit für ihn, sich für die Backstube fertig zu machen. Fröstelnd trat sie an eines der Dachfenster, das nach Osten hinausging. Rötlicher Schein erhellte den Himmel. Ging die Sonne etwa schon auf? Im Winter ließ sie sich normalerweise um diese Zeit noch nicht blicken. Auf Zehenspitzen schlich Inge zur Tür und rief leise nach dem Vater, um ihre Mutter nicht zu wecken.
    »Papa, was ist denn da los?«
    Herr Finkelstein kam ins Nebenzimmer und schloss die Tür hinter sich. »Wieso bist du schon auf?«
    »Hast du die Böller nicht gehört? Und der Himmel im Osten ist ganz rot.« Seit sie in Schanghai lebte, orientierte sich Inge wie alle Chinesen mithilfe der Himmelsrichtungen.
    »Keine Ahnung, was das zu bedeuten hat. Ich werde mal nachsehen, ob die Fiedlers schon wach sind. Du bleibst bei deiner Mutter.«
    Die Bestimmtheit, mit der ihr Vater das sagte, zeigte Inge, dass auch ihm die Sache nicht geheuer war. Vom Fenster aus sah sie ihn in die Backstube hinübergehen, bald darauf kam er mit Herrn Fiedler wieder heraus, gemeinsam verschwanden sie durch die Hofeinfahrt. Gleich darauf erschien Frühlingserwachen, offenbar übernahm sie heute zusammen mit den chinesischen Angestellten die Frühschicht.
    Inge lockte Laifu unter dem Sofa hervor und kuscheltesich mit ihm in die Bettdecke. Graues Morgenlicht drang durchs Dachfenster, sie konnte den Hauch erkennen, den ihr Atem in dem ungeheizten Zimmer machte. Diese Tageszeit war ihr unheimlich. Hatten sie nicht auch den Vater um diese Zeit abgeholt? Unangenehme Dinge schienen immer in den frühen Morgenstunden zu passieren, die man deshalb am besten verschlief. Aber an Schlafen war nicht mehr zu denken, ihr war so bang zumute. Die Mutter wollte sie trotzdem nicht wecken, vielleicht fand ja alles eine ganz harmlose Erklärung. Nur Laifu war die Weltlage herzlich egal. Genüsslich schnurrend legte er Inge den Kopf auf die Brust und lauschte ihrem Herzschlag, während sie mit den Fingern seine Tigerstreifen nachzeichnete. So schliefen beide schließlich doch noch einmal ein.
     
    Als Inges Wecker sie wie immer an Schultagen weckte und sie noch ganz verschlafen ins andere Zimmer tappte, fand sie den Vater in leisem Gespräch mit der Mutter.
    »Warum bist du nicht in der Backstube, Papa?« Erst allmählich fielen ihr die Ereignisse des frühen Morgens wieder ein. »Was war denn überhaupt los?«
    »Inge, ich fürchte, jetzt gibt es auch hier Krieg. Du bleibst heute zu Hause.«
    Krieg? Keine Schule? Angst und Freude bildeten ein unentwirrbares Knäuel in Inges schlaftrunkenem Kopf.
    Dann berichtete der

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