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Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt

Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt

Titel: Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Castagno
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Romano seine beiden magischen Sätze ausspricht, nämlich: »Wir akzeptieren auch Kreditkarten!«, und: »Wir senden alles direkt an Ihre Haustür!«, drehen die Babs beinahe durch. Sie rennen wild zwischen den Gestellen hin und her, bis sie alles gesehen und angefasst haben, und wollen dann alle möglichen Auskünfte und unmöglichen Einzelheiten erfragen, bis die armen Angestellten einen etwas angeschlagenen Eindruck machen.
    Dann folgt das pathologische Verhalten an der Kasse. Ich habe einige Möchtegern-Käuferinnen gesehen, die unbedingt eine ganze Sammlung von Dingen haben wollten, dann aber mit leeren Händen hinausgingen, und andere, die sich für nichts Spezielles zu interessieren schienen und dann plötzlich ein komplettes Service für Millionen von Lire kauften. Manchmal braucht eine Bab zwei Stunden, um einen Aschenbecher zu erstehen, und ist unschlüssig, ob die Farbe des Randes in ihre neue Küche passt oder nicht!
    Wenn wir an prächtig restaurierten Bauernhäusern vorbeifahren, schauen die Babs sie oft mit sehnsüchtigen Augen an und träumen, eines davon zu besitzen – nicht weil ihnen das Haus oder die Gegend besonders gut gefällt, sondern weil ein solches Haus zu besitzen zur Zeit »in« ist und ein solcher Kauf ihnen im Golfclub zu einem ungeheuren Ansehen verhelfen würde. Mir läuft es kalt den Rücken hinunter, wenn ich daran denke, welchem Druck die ahnungslosen Ehemänner ausgesetzt sein werden, wenn diese Frauen nach Hause zurückkehren.
    Meine Tage mit den Babs sind oft mit persönlichen Fragen angefüllt, beispielsweise: »Wie oft waren Sie schon verheiratet?« »Wie viele Geschwister haben Sie?« »Leben Ihre Eltern noch?« »Was ist Ihr eigentlicher Beruf?« »Wo wohnen Sie?« »Wenn Sie nicht verheiratet sind, sind Sie dann verlobt?« Diese Fragen werden fast ausnahmslos an den unmöglichsten Orten gestellt – in einer Kirche oder einer Weinhandlung, mitten auf dem Campoplatz und meistens mitten in einem meiner Vorträge. Ich muss mich auch für unzählige Fotografien in Pose stellen – neben dem Minibus, weit weg vom Minibus, im Bus drinnen, neben Gina, Gina umarmend, mit einem Glas Wein in der Hand, ohne ein Glas Wein in der Hand. »Nur etwas mehr nach rechts, Dario, bitte!« »Ein winziges Stückchen nach links!« »Okay, bitte einen Schritt zurück!« »Sehr gut – bitte lächeln!«, und so weiter, den ganzen Tag lang, auch wenn die Fotografien, die sie am liebsten haben, jene sind, wo ich sie eine nach der anderen umarme.
    Ein typischer Babs-Tag wird mit einem Abschiedskuss beschlossen, der den ganzen Abend auf meiner Wange sichtbar bleibt. Der Tag endet auch mit meiner Überzeugung, dass sie alle über die Geschichte und Kultur des Chianti nichts gelernt, dafür aber einen schönen Tag verbracht haben und mich anderen Damen im Golfclub weiterempfehlen werden. Nur einmal wollte eine Bab den Ausflug vervollständigen. Sie gab mir hundert Dollar und fragte mich, ob ich sie in ihre Suite begleite. Einen Augenblick lang war ich wie gelähmt, dann gab ich ihr das Geld zurück und sagte höflich: »Entschuldigen Sie, meine Dame, aber der Name meiner Agentur ist Rooster Tours. Mit Hahn und Hahnrei hat das nichts zu tun.«

Dezember mit der Studentin
     
    Das Jahr geht zur Neige. In diesem Monat werden die Tage so kurz, dass man die wenigen hellen Stunden voll ausnutzen muss.
    Jetzt ist auch die Zeit der reifen Oliven. Überall pflücken die Bauern fleißig. Sie stehen oben auf den langen Leitern. Am Boden sind Tücher ausgebreitet, um die kostbaren Früchte aufzufangen. Es herrscht nicht die gleiche Feststimmung wie während der Traubenernte, weil dies eine kalte, langweilige Arbeit ist. Die Oliven sind klein und hart, und es scheint unmöglich, viel Öl daraus zu gewinnen.
    Trotz der kurzen Tage hat der Winter noch nicht richtig angefangen, und man kann noch immer ein paar entschlossene Blumen finden, die sich große Mühe geben, ans Licht zu kommen. Im Garten überleben blasse Rosen neben den allgegenwärtigen Gänseblümchen und den wilden Ringelblumen, von denen man sagt, wenn sie um sieben Uhr noch nicht geöffnet seien, regne es an jenem Tag.
    Die Holzfäller beginnen jetzt mit ihrer Arbeit, und man hört, wie ihre Kettensägen in der Ferne Bäume in Holzklötze verwandeln. Die riesigen Brennholzhaufen überall werden immer größer. Wenn das Holz gut getrocknet ist, brennt es herrlich im Ofen und hilft, die langen Winternächte durchzustehen.
    An einem kalten

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