Toskanische Verführung (German Edition)
deutete auf sein Arbeitszimmer. »Was darf ich Ihnen an Erfrischungen bringen lassen, Mr Lamont? Kaffee, etwas Alkoholisches?«
Sie entfernten sich, und Flannery hörte, bis die Tür sich hinter ihnen schloss, wie Phils Bass und Alessandros Bariton sich zu einem durchaus freundlich klingenden Duett vermischten. So seltsam es klingen mochte: Die beiden schienen sich bei aller Skepsis auf Anhieb zu mögen. Andererseits: so seltsam war das eigentlich gar nicht.
Flannery seufzte und ging in die Küche, um Maddalena im Weg zu stehen.
Phil erschien sichtlich entspannt und gut gelaunt nach einer halben Stunde in Alessandros Schlepptau auf der Terrasse, wo Flannery sich mit einem großen Glas Wasser und einem Buch im Schatten ausgestreckt hatte. Sie suchte Phils Blick und er nickte ihr beruhigend zu.
Alessandro demonstrierte eine Weile den gewandten und perfekten Gastgeber und ließ sie dann kurz allein, um Maddalena ein paar Anweisungen zu geben. Phil wartete, bis der Graf im Haus war, dann warf er einen beiläufigen Blick zu den Fenstern des Hauses und sagte: »Zeigst du mir den Garten?«
Flannery erhob sich und Phil nahm ihren Arm. Sie genoss das vertraute Gefühl der Wärme und Sicherheit, die sein Körper ausstrahlte, und passte ihre Schritte seinem Rhythmus an, während sie an den Oleanderbüschen vorbeigingen. Erst, als das Haus hinter den Büschen verschwunden war, sagte Phil: »Er macht einen recht vernünftigen Eindruck. Ein höflicher, gut erzogener und intelligenter Mann. Was ist euer Problem?«
Flannery blieb stehen und sah ihn an. Sie schüttelte den Kopf. »Nicht jetzt, nicht hier«, sagte sie. »Ich fühle mich beobachtet.« Sie lächelte, weil Phils Gesicht sich bedrohlich verfinsterte. »Nein, nein. Es ist nicht real. Das liegt an diesem Haus.« Sie suchte nach Worten, die das Gefühl erklären konnten und zuckte mit den Achseln. »Ich würde gerne mit dir abreisen, Phil. Nimmst du mich mit?«
Er drehte sie zu sich herum und legte die Hände auf ihre Schultern, musterte sie eindringlich. »Hat er dir etwas getan? Muss ich ihn vor die Tür bitten?«
Flannerys Lachen fiel ein wenig kläglich aus. Sie griff nach seinen Handgelenken und lehnte sich gegen ihn. »Ich bin ein bisschen angeschlagen«, gab sie zu. »Aber er kann nichts dazu, er ist ... er ist entschuldigt.«
Phils Blick blieb düster. »Hm«, machte er. »Du erklärst mir das noch.« Sein Arm legte sich um ihre Schultern und sie umfasste seine Hüfte, während sie weiterschlenderten. Im Moment war es ihr egal, ob sie jemand aus dem Haus beobachten konnte und sich dabei irgendetwas dachte. »Nimmst du mich mit?«, wiederholte sie ihre Frage.
»Nein, natürlich nicht.« Er drückte sie an sich. »Ich fliege am Wochenende zurück. Möchtest du mit in mein Hotel oder hast du hier noch zu tun?«
»Ich sage es dir heute Abend«, erwiderte Flannery. Noch zwei Tage? Was wollte sie hier noch? Es wäre sicherlich klüger, Phil heute schon zu begleiten.
»Wie geht es dir?«, wechselte sie das Thema.
»Ausgezeichnet. Ich habe mich weitgehend aus allen Geschäften zurückgezogen und mache nun auf Privatier. Es ist ungewohnt, aber ich glaube, ich kann mich damit abfinden.«
Flannery kniff ihn sacht in die Seite. »Jedenfalls hast du ein bisschen zugelegt«, neckte sie ihn. »Das süße Leben, Papa Bär?«
Er schnaufte beleidigt, aber seine Augen lachten. »Ich dachte, es wäre an der Zeit, ein wenig gesetzter zu werden. Ich plane, das Golfspiel zu erlernen, werde nur noch in karierten Hosen und gelben Poloshirts herumlaufen und eine dieser hübschen Kappen auf dem Kopf tragen. Was hast du dagegen?«
Sie grinste ihn an und sah dann zum Haus. »Lass uns zurückgehen«, sagte sie. »Maddalena hat sich so viel Mühe mit dem Essen gemacht. Und wir wollten doch vorher noch einen Blick auf die Bücher werfen.«
Sie schwiegen, während sie zum Haus zurückkehrten. Als sie die Büsche umrundeten, ließ Flannery ihn los, aber er griff nach ihrer Hand und hielt sie in der seinen. Sie protestierte nicht. Es war doch ohnehin vollkommen gleichgültig, was Alessandro dachte oder vermutete.
Der Conte saß mit lang ausgestreckten Beinen in einem der Korbsessel und schien zu schlafen. Er blinzelte, als Phils mächtiger Schatten über ihn fiel, und richtete sich auf. »Mr Lamont. Ms Gardner.« Er wirkte verwirrt und müde.
»Signor della Gherardesca, ich würde mir nun gerne die Bibliothek ansehen«, sagte Phil. »Nein, bemühen Sie sich nicht. Ich habe ja die
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