Toskanische Verführung (German Edition)
Wort mit ihm reden?«
»Nein!«, rief Flannery. »Nein, danke«, sagte sie leiser. »Misch dich nicht ein, ich bitte dich. Es ist sehr viel komplizierter als du denkst. Aber vielleicht ... ich muss gleich mal telefonieren. Vielleicht gibt es doch so etwas wie ein Happy End, wenn auch nicht für mich.« Sie lächelte ihn ein wenig zittrig an. »Ich liebe dich«, sagte sie.
»Ich liebe dich auch«, erwiderte er ernsthaft und warf einen Blick auf seine Uhr. »Sie werden schon auf uns warten. Geh, mach dich frisch, ich bespaße derweil unseren Gastgeber.«
28
Flannery erschien außer Atem im Erdgeschoss. Sie hatte ihr Make-up erneuert und dann noch schnell mit Alessandros Arzt telefoniert. Ruggiero Collani hatte ihre Nachricht, dass Alessandro fälschlich davon ausging, der Fahrer des Wagens gewesen zu sein, mit erstaunlicher Gelassenheit zur Kenntnis genommen. »Sehr gut«, hatte er nur gesagt. »Vielen Dank, meine Liebe. Ich denke, das wird mir und Alessandro helfen.« Sehr zuversichtlich hatte das nicht geklungen, aber Flannery kannte den Arzt nicht gut genug, um beurteilen zu können, wie er darüber dachte.
Sie öffnete die Tür zum Esszimmer und bat die beiden Männer um Entschuldigung, dass sie hatten warten müssen.
Alessandro und Phil standen neben dem Kamin, Phil hatte einen Cognac in der Hand, rauchte eine seiner schrecklichen Zigarren und Alessandro schien ihm das Wappen über dem Sims zu erklären.
Flannery erwiderte Phils Lächeln und den schwermütigen Blick aus Alessandros Augen und fragte: »Soll ich Maddalena Bescheid geben?«
»Nicht nötig«, hörte sie Dawkins sagen, der die Tür zum Flur öffnete. Hinter ihm kam Maddalena mit einem Servierwagen herein, sie strahlte und hatte ein hochrotes Gesicht. Ganz offensichtlich genoss sie es, endlich einen richtigen Gast bewirten zu dürfen.
Das Essen war vorzüglich, der Wein hervorragend und Dawkins, der als ein Mittelding zwischen Gast und Butler fungierte, versorgte Phil und sie mit Getränken wie ein gelernter Sommelier. Flannery bemerkte amüsiert, dass Phil dem jungen Engländer interessierte Fragen stellte, die einer dezenten Abwerbung nahe kamen, und denen Dawkins geschickt auszuweichen suchte.
Nach dem Essen begaben sie sich zum Kaffee auf die Terrasse, Phil zündete erneut seine Zigarre an und Flannery und Dawkins teilten sich die letzten beiden Zigaretten aus ihrem zerknautschten Päckchen. Alessandro, der während des Essens immer stiller und grüblerischer geworden war, verstummte nun vollständig und starrte mit zusammengezogenen Brauen auf die Kerze, die auf dem Tisch stand.
Flannery fing Phils Blick auf und zuckte die Achseln. Sie war die plötzlichen Anwandlungen des Grafen mittlerweile gewohnt, aber auf ihn musste das befremdlich wirken.
Phil zog die Brauen hoch und widmete sich nun konzentriert Andrew Dawkins, der inzwischen nicht mehr ganz nüchtern und erstaunlich redselig war.
Flannery stand auf, um sich ein wenig die Beine zu vertreten. Zwischen den Büschen tanzten Glühwürmchen, und der zauberhafte Anblick zog sie in den Garten. Sie hörte die gedämpften Stimmen der beiden Männer, das stetige Rauschen der Wellen, den Gesang einer Zikade und war mit einem Mal so melancholisch gestimmt, dass sie am liebsten davongelaufen wäre, irgendwohin, wo es laut und hell war, Musik und Menschen, Lichter und Lärm ...
Sie fröstelte und rieb mit beiden Händen über ihre bloßen Arme. Sie hätte ihre Jacke mitnehmen sollen.
Schritte näherten sich, dann legte sich eine warme Jacke um ihre Schultern. Flannery wollte »Danke, Phil«, sagen, aber dann erkannte sie den herben, würzigen Duft des Rasierwassers. »Sandro«, sagte sie unwillkürlich.
Seine Hand legte sich auf ihre Schulter und berührte zart ihren Hals. »Flannery«, erwiderte er.
Sie hielt den Atem an, so zerbrechlich erschien ihr der Augenblick. »Meine Arbeit ist beendet«, sagte sie leise.
»Ja.« Alessandro schwieg. »Mr Lamont hat mir eben versichert, dass er an dem Kauf interessiert ist. Er wird das Geschäft über Bardsley abwickeln.«
Flannery hätte fast gelacht. Sie konnte und wollte dem Grafen nicht erzählen, dass Phil sein Geld im Grunde verschenkte. Wie hätte sie das erklären sollen?
»Werden Sie mich vermissen, Gardner?«
Sie sah verblüfft zu ihm auf. Er blickte an ihr vorbei, seine Augen waren wie gegen starken Wind zusammengekniffen.
»Signor della Gherardesca ...«, sagte sie hilflos, »was soll ich antworten? Das hier war eine verstörende
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