Toskanische Verführung (German Edition)
und durch und durch verwirrende Erfahrung für mich. Ich kenne mich selbst kaum noch.«
Er senkte den Kopf und erwiderte ihren Blick. Seine Augen sandten Signale, die sie weder entziffern noch beantworten wollte. Sie drehte sich weg. »Es ist gut, wie es ist«, sagte sie spröde.
Seine Hand löste sich von ihrer Schulter und legte sich mit festem Griff um ihren Arm. Er drehte sie zu sich hin und küsste sie - nicht wütend, nicht fordernd, nicht leidenschaftlich. Er küsste sie so zart wie ein Kind, mit sanften Lippen und ohne die Aggression, die sonst in seinen Berührungen gelegen hatte. Flannery legte ihre Arme um seinen Nacken, fuhr mit der Hand in sein weiches Haar und erwiderte den Kuss mit der gleichen Behutsamkeit.
»Ich fürchte, dass ich dich liebe«, flüsterte er und sein Atem streichelte ihre Wange. »Ich falle, Flannery Gardner. Ich stürze, ich taumele, ich werde zerschmettert zu deinen Füßen liegen. Halt mich fest.«
»Du kennst mich nicht, Alessandro della Gherardesca«, erwiderte sie und legte den Kopf auf seine Schulter. »Du weißt nichts von mir. Wie kannst du behaupten, mich zu lieben?«
Seine Hände streichelten ihre Schultern, ihren Rücken. Sein Daumen fuhr an ihrem Rückgrat entlang und sie erschauerte.
»Ich kenne dich«, sagte er. »Ich kenne dein Lachen, deinen Zorn, ich kenne die Art, wie du dich bewegst. Ich weiß, wie du aussiehst, wenn du so konzentriert auf etwas bist, dass du nicht bemerkst, wenn jemand neben dir steht. Ich weiß, wie deine Augen aussehen, wenn du ins Licht siehst. Ich kenne deine Hände und deine Gesten beim Sprechen. Ich weiß, wie du dich anfühlst, wenn ich dich im Arm halte. Ich weiß, wie es ist, mit dir zu tanzen und wie es ist, dich zu küssen ...« Er brach ab und ließ sie los. »Sie suchen uns«, sagte er nüchtern.
Flannery hörte Phils tiefe Stimme, er lachte und wechselte sarkastische Kommentare mit Andrew Dawkins. Beide klangen gut gelaunt und nicht mehr allzu nüchtern und schienen eher ziellos durch den finsteren Garten zu stolpern. »Komm«, flüsterte sie und zog an Alessandros Hand. »Duck dich. Hier, neben die Büsche.« Sie unterdrückte ein Kichern und stellte beinahe erstaunt fest, dass auch sie nicht mehr so nüchtern war wie vor dem Essen. Dawkins hatte sie hervorragend bedient. Flannery gluckste leise und presste die Hand auf den Mund. Alessandro war jetzt der einzige mit klarem Verstand auf dem Platz. So weit man das von ihm sagen konnte. Sie biss sich auf den Daumen, so sehr packte sie die Lust, zu lachen.
»Wohin sind die beiden bloß verschwunden?«, hörte sie Phil poltern. »Los, Dawkins, such, such. Braver Dawkins.« Er lachte und der Sekretär gab ein heiseres Bellen von sich.
Flannery wandte ihr Gesicht dem Grafen zu, wollte ihm lachend etwas zuflüstern. Er sah sie an, und selbst in der Dunkelheit zwischen den dichten Büschen konnte sie erkennen, wie aufgewühlt er war. »Sandro«, hauchte sie und legte ihre Hände um sein Gesicht. »Wenn ich nicht solche Angst hätte, dass du morgen wieder ganz anders bist ...«
Er antwortete nicht darauf, aber er legte seine Hände um ihre Handgelenke, hielt sie einige Atemzüge lang fest und löste ihre Hände dann sacht von seinem Gesicht. »Gehen wir zurück«, sagte er.
Flannery griff nach seinem Arm. »Warte«, sagte sie. »Du musst etwas wissen, es ist wichtig für dich.«
»Nicht jetzt«, wehrte er ab. Seine Stimme klang schroff. »Nicht hier. Egal, was es ist.«
Er ließ sie stehen, ging mit gesenktem Kopf und weit ausgreifenden Schritten davon und verschwand in der Dunkelheit.
Flannery folgte ihm langsam. Auf dem Weg stieß sie auf Phil, der mit Andrew Dawkins herumalberte, aber sofort damit aufhörte, als er sie erblickte. »Mein Mädchen«, sagte er und hakte sie unter, »ich verabschiede mich. Ich habe über die Stränge geschlagen, das werde ich morgen büßen müssen, aber wenigstens will ich zu einer halbwegs menschlichen Zeit im Bett sein.« Er blinzelte auf sie herab, und sie schmiegte sich an ihn. Phil war nicht annähernd so angeheitert, wie er zu sein vorgab, sie kannte ihn und das, was er vertragen konnte. Aber er war entspannt und gut gelaunt, und er schien zu spüren, dass sie ein wenig durcheinandergeraten war. »Möchtest du mitkommen?«, fragte er.
Flannery sah Dawkins hinterher, der sich zum Haus trollte und dabei mit sich selbst redete. »Und? Hast du ihn abwerben können?«, versuchte sie Zeit zu gewinnen, um über sein Angebot
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