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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
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Fernglas fest auf die Augen, als ob es ihn dadurch auf magische Weise von seinem Versteck zur Auffahrt transportieren könnte. Er wünschte, er hätte seine Waffe noch. Dann wäre jetzt alles vorbei.
    Hinter Sarahs Haus nahm er eine verschwommene Bewegung wahr. Er drehte das Fernglas, bis er Sarah sehen konnte, die über den Hof und in den Wald hineinrannte. Niemand folgte ihr, obwohl kurz darauf eine andere Frau auf der Veranda hinter dem Haus auftauchte.
    Was zum Teufel ging da bloß vor sich? Er drehte sich um und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Auffahrt zu. Korsakov hatte sich nicht gerührt, als hätte er nichts gehört und nichts gesehen.
    Sam fluchte lautlos. Er setzte seinen Rucksack auf und rannte durch die Baumreihen, um Sarah abzufangen.
    Auf dem Wanderweg, der bergabwärts zum Staudamm führte, holte er sie ein. »Sarah! Bleib stehen!«
    Sie fuhr herum, völlig außer Atem. Sie hatte nichts bei sich, trug keine Bergstiefel, sondern nur Turnschuhe.
    »Wo willst du denn hin? Warum rennst du so?« Er kam näher und legte die Arme um sie. »Was ist passiert?«
    Sie schob ihn weg. »Die denken, ich hätte Leo Richland umgebracht.«
    »Wer denkt das?«
    »Das FBI . Sie wollen mich festnehmen. Dann wäre alles aus gewesen, also habe ich sie niedergeschlagen und bin weggerannt.« Sie sprintete wieder los.
    »Warte, wo willst du denn hin?«
    »Ich muss Logan finden. Wenn wir unseren Teil der Abmachung nicht einhalten, wird er Josh etwas antun.«
    »Wir haben viel schlimmere Probleme als Logan. Komm mit!« Er führte sie zu dem Felsvorsprung, von dem aus er ihr Haus beobachtet hatte. »Schau, hier!«
    Sie nahm das Fernglas. »Dort steht ein Mann neben meinem Auto. Er spricht mit Caitlyn.« Sie zögerte. »Caitlyn sieht wütend aus – nein, sie hat Angst. Sie weicht zurück.«
    Am liebsten hätte er ihr das Fernglas aus der Hand gerissen und selbst nachgeschaut, aber er beherrschte sich.
    Sie ließ es sinken und wandte sich ihm zu. »Wer ist der Mann? Und was will er hier?«
    »Das ist Grigor Korsakov. Er will mich töten. Und dich auch.«
    * * *
    Caitlyn entdeckte den Mann neben ihrem Wagen, als sie auf den Weg vor dem Haus einbog. Er war nicht zu übersehen, selbst ohne den schwarzen Anzug und die auffällige rote Krawatte strahlte er etwas Besonderes aus, als stünde Nimm dich in Acht! auf seiner Stirn geschrieben. Er war mit schnellen Schritten hin- und hergelaufen, doch als sie näher kam, hielt er inne und lehnte lässig an Sarahs Ford Explorer. Sein intensiver Blick glich einer Berührung; es war unmöglich, sich ihm zu entziehen. Die kleinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf.
    Das war also der berüchtigte Grigor Korsakov.
    Wie hatte sie ihn auf dem Bild bloß für gewöhnlich halten können? Zwar war er recht klein für einen Mann, kaum größer als sie selbst mit ihren eins siebenundsechzig, dennoch alles andere als durchschnittlich. Er besaß eine Aura wie aufwallende Gewitterwolken kurz vor dem Blitzschlag. Die vollen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das strahlend weiße Zähne entblößte.
    Nicht schlecht für einen Kerl, der gerade sieben Jahre im Kittchen verbracht hatte. Wie viel mochte es ihn gekostet haben, dieses makellose Lächeln und sich selbst zu schützen? Aus den Augenwinkeln taxierte Caitlyn die Umgebung. Kein anderes Fahrzeug in Sichtweite, auch keine Hinweise auf Verstärkung. Sie wandte sich Korsakov zu. Definitiv nicht gewöhnlich. Eher faszinierend wie eine voll aufgerichtete Kobra und genauso gefährlich.
    »Sind Sie Sarah Durandt?«, fragte er mit voller, wohlklingender Stimme, in der ein Hauch von gutem Wein und Kaviar mitschwang.
    »Nein, tut mir leid.« Sie blieb eine Armlänge entfernt vor ihm stehen und langte in die Tasche nach ihrer Waffe.
    Er legte den Kopf schräg und lächelte noch breiter, als hätte sie einen Witz gemacht. »Sind Sie sicher? Mir wurde gesagt, dass sie alleine in diesem Haus wohnt.«
    »Sarah ist gerade nicht zu Hause.« Ein missbilligender Ausdruck glitt über sein Gesicht, und nun wurde ein Makel in der perfekten Fassade offenbar. Die Augen. Sie waren starr, ausdruckslos, die Iris so dunkel, dass sie beinahe mit der Pupille verschmolz. Caitlyn hatte vielen Gangstern gegenübergestanden, Soziopathen, Psychopathen, selbst einem Serienmörder – aber keiner von ihnen hatte solche toten Augen gehabt.
    Augen, die bis in die Seele eines Menschen vordrangen, um ihn mit einem kurzen Zwinkern zur Hölle zu schicken.
    Ein Schauer rann ihr

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