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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
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»Sagen Sie mir, ob Sie das verstanden haben!«
    Der Körper des Jungen sackte nach vorne zusammen; der Baumstamm war mit Blut und Gehirnmasse beschmiert.
    Das Kinn des Chiefs hob und senkte sich bebend, er musste ein paarmal schlucken, ehe er antworten konnte. In seinem Blick verschmolzen Angst und Wut. »Ich verstehe.«
    »Ich bin nicht ganz sicher, ob dem wirklich so ist, aber das wäre immerhin ein Anfang. Tja, nun muss ich los, die Frau eines alten Freundes besuchen.«
    »Ich sagte ihnen doch, Sarah ist fort.«
    »Dann ist es doch unerheblich, ob ich selbst nachsehe.«
    »Warten Sie! Was ist mit dem Mädchen? Sie wollten sie doch gehen lassen.«
    »Nein. Ich habe gesagt, ich würde sie am Leben lassen.« Grigor nickte Max zu. »Bring sie zu Alexi! Er hat sich eine kleine Belohnung verdient, nachdem er seine Arbeit so gut erledigt hat.« Waverly sah aus, als wollte er dazwischenfahren, aber Grigor packte ihn am Arm und führte ihn weg. »Armes Ding. Wenn Alexi erst mit ihr fertig ist, wird sie sich wünschen, Sie hätten den Mut besessen, eine Entscheidung zu treffen, und sie sterben zu lassen.«
    Er verschwieg, dass sich am Ende des Tages jeder hier im Ort dasselbe wünschen würde; sie alle würden Waverly für ihr Elend und ihren Schmerz verantwortlich machen.
    * * *
    Caitlyn sah die Bratpfanne einen Moment zu spät auf sich zukommen. Sie versuchte, den Schlag mit dem Arm abzuwehren und verlor das Gleichgewicht. Auf dem feuchten Boden rutschten ihr die Füße weg, als wäre sie auf eine Bananenschale getreten, und mit einem dumpfen Aufprall schlug sie auf dem Rücken auf.
    Im Fallen stieß sie sich auch noch den Kopf an der Tischkante, wurde jedoch nicht ohnmächtig. Als sie nach ihrer Waffe griff, ließ Sarah mit entsetztem Gesichtsausdruck die Pfanne fallen und rannte zur Hintertür hinaus. Bis Caitlyn sich aufgerappelt hatte und ihr hinausgefolgt war, war sie allerdings bereits zwischen den Baumreihen am Waldrand verschwunden.
    Caitlyn lief ein paar Schritte, blieb dann frustriert stehen. Eher würde die Hölle zufrieren, als dass sie Sarah einholte. Diese Frau war flink wie ein Reh oder sonst eine wilde Kreatur des Waldes. Sie rieb sich die Stelle am Arm, an der die Bratpfanne sie getroffen hatte. Sarah hatte keinen tödlichen Schlag platziert, das war ein Ablenkungsmanöver gewesen. Caitlyn hatte also bis auf ihren Stolz kaum Schaden genommen.
    Sie blinzelte in die Sonne. Zwölf Uhr mittags. Wie Gary Cooper stand sie allein gegen den Rest der Welt. In einem Ort, in dem sie niemandem trauen konnte und jeder sie anlog.
    Sie starrte auf die Stelle, an der Sarah im Wald verschwunden war. Während des Gesprächs war Sarah fast ausnahmslos ehrlich gewesen, davon war Caitlyn überzeugt. Bis hin zu dem Punkt, an dem Caitlyn Hal Waverly mehr oder weniger direkt beschuldigt hatte, in das Verschwinden ihres Mannes verwickelt gewesen zu sein.
    Caitlyn wippte unruhig auf den Fersen auf und ab, lief dann auf dem Holzboden von Sarahs Veranda hin und her. Sie lauschte dem T ock-tock-ratta-tock-tock ihrer Schritte. Ging schneller, dann wieder langsamer. Ihre Haut war nicht länger kribbelig und gereizt, stattdessen fühlte sie sich energiegeladen, aufgedreht …
    Wenn sie darüber nachdachte, war sie eigentlich schon seit gestern Abend ziemlich neben der Spur. Aber das lag nicht an dem Beinahe-Sex. Was zum Teufel hatte sie sich bloß dabei gedacht, sich ungeschützt mit einem Mann einzulassen? Und wie sie Waverly förmlich angesprungen hatte – das entsprach gar nicht ihrem Wesen. Normalerweise hielt Caitlyn ihre Gefühle stets unter Verschluss, kontrollierte sie wie ihre Migräneanfälle …
    Oh Mist! Sie blieb vor einem Übertopf voller Löwenmäulchen stehen. Eine leichte Brise fuhr durch die Blüten, deren bunte Farben vor ihren Augen verschwammen. Waren diese seltsamen Gefühle und ihr Verhalten in letzter Zeit etwa Nebenwirkungen des Schädeltraumas, so wie die Kopfschmerzen? Konnte sie womöglich auch nicht sich selbst trauen?
    Sie verzog unwillig den Mund, ging in die Küche zurück und holte ihre Tasche. Sie verließ das Haus, ohne einen weiteren Blick auf all die Fotos von Sarah, Sam und Josh zu werfen, ohne die geschmackvolle, gemütliche Einrichtung oder den Zimtduft, der durchs Haus wehte, noch weiter zu beachten. Sie brauchte die Kugel, die Hal aus Richlands Leiche entfernt hatte. Wenn sie aus Richlands Waffe stammte, würde sie Sarah wegen Mordes an einem Bundesbeamten verhaften.

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    Sam presste das

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