Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

genügend Zeit zu verschaffen. Ich gehe nach unten und gebe ihnen, was sie haben wollen. Mich.«
    Sarah schüttelte bereits den Kopf, ehe er den Satz beendet hatte. »Nein. Das Thema hatten wir doch schon. Ich werde Josh auf keinen Fall erklären, dass sein Vater tot ist. Das kann ich ihm nicht antun.«
    »Dann stehen wir wieder am Anfang.«
    »Wir könnten den Colonel um Hilfe bitten.« Allerdings war Sarah alles anderes als begeistert von der Aussicht, ihren Vater in die Schusslinie zu bringen. »Möglicherweise kann er ein paar Männer zusammentrommeln –«
    »Und es mit Profikillern aufnehmen? Wenn Korsakov hier ist, hat er seine Handlanger mitgebracht. Und die werden mit verdammt viel mehr als nur Jagdgewehren ausgerüstet sein.«
    »Hal können wir nicht anrufen. Caitlyn vermutet, jemand habe ihn bestochen, damit er Damian Wright den Mord an dir anhängt. Und dass er vielleicht von Anfang an in die Sache verwickelt gewesen sei.«
    Ein Ruck ging durch Sams Körper. »Das würde einiges erklären. Aber was haben wir dann überhaupt noch für eine Wahl?«
    Sie hob den Kopf und nickte in Richtung Berg. »Anscheinend bleibt uns nur der Weg nach oben. Wir werden den Berg hochwandern, deinen Wagen holen und zu Josh fahren.«
    »Das geht nicht. Uns sind drei Killer und ihre Komplizen auf den Fersen.«
    »Was willst du denn sonst tun? Dich wie verabredet mit Logan treffen und es ihm überlassen, sich um den Rest zu kümmern?«
    »Ich traue ihm nicht, aber so könnte ich dich und Josh außer Gefahr bringen.« Er mied ihren Blick.
    Sarah dachte kurz nach, dann nahm sie Sam an der Hand. »Ich versuche mein Glück lieber mit dir.«
    Er blinzelte mehrmals heftig und drückte ihre Hand ganz fest. Er schien zu begreifen, wie viel es ihr abverlangte, ihm nach allem noch zu vertrauen. »Aber –«
    »Keine Zeit für aber. Schnapp dir deine Sachen und dann lass uns gehen!«
    * * *
    Grigor atmete tief durch die Nase ein. Sarahs Haus roch wie eine Frau. Weich und anheimelnd. Mit den Fingerspitzen berührte er den dicken Stoff einer Decke, die über einem Polstersessel hing und stellte sich den Geruch vor, der hier vorherrschen würde, wenn er mit ihr fertig war. Dieser köstliche Duft der Todesangst.
    Grigors Kunst war nicht rein visuell, seine Werke sprachen alle Sinne an.
    Das Durcheinander in der Küche verwirrte ihn. Zwei Becher, einer davon kaputt in der Spüle, zwei Teller … Der Rotschopf aus Manassas war also nicht alleine hier gewesen. Die Frau hatte ihn angelogen.
    Er ließ sich Zeit bei seinem Rundgang durch das Haus, spähte in jeden privaten Winkel, erspürte das Wesen der Frau, die hier lebte. Als Max wiederkam, räkelte sich Grigor gerade auf Sarah Durandts Couch und blätterte ein Familienalbum durch. Bilder glücklicher Menschen, lachender Menschen, wunderschöner Menschen, eingefroren und der Zeit enthoben.
    Sobald er Sarah Durandt in die Finger bekam, würde sie nie wieder ein glücklicher, lachender, schöner Mensch sein. Nicht nach dem, was er mit ihr vorhatte.
    »Die Frau ist noch etwa anderthalb Kilometer der Straße gefolgt und dann in Richtung von Waverlys Haus weitergefahren.« Max stapfte durch die Vordertür und zerstörte die herrliche Stille.
    Grigor nickte schwach. »Die faszinierende Dame aus Virginia hat mich angelogen. Sie hatte keine Angst, hat aber auch keinerlei Fragen gestellt. Als würde sie die Antworten bereits kennen.«
    »Ist ja nicht so, als ob sie weit kommen würde, wenn wir sie wiederhaben wollten. Alexi kontrolliert die Straße.«
    Das entlockte Grigor ein Lächeln. Alexi war ein Zauberer mit dem Präzisionsgewehr und würde jeden aufhalten, der zu fliehen versuchte.
    Die blasse Rothaarige mit der cremeweißen Haut und der dunklen Stimme … er stellte sich ihre Schreie vor, die sich in die von Sarah hineinwoben. Eine Symphonie des Schreckens.
    Das Mobiltelefon von Max klingelte, er ging hinaus und kehrte eine Minute später zurück. »Das war Logan. Wie es scheint, ist er nicht der einzige FBI -Agent, der sich für Hopewell und Sarah Durandt interessiert.«
    »Ehemaliger FBI -Agent«, verbesserte ihn Grigor.
    »Diese Rothaarige, die ist auch vom FBI . Vielleicht arbeiten sie und Waverly zusammen?«
    Interessant . Max war exzellent, wenn es um praktische Dinge ging, manchmal fehlte ihm jedoch der Sinn für das große Bild. Eine FBI -Agentin, die am selben Tag wie Grigor hier eintraf? Warum interessierte sich das FBI ausgerechnet jetzt für Sarah Durandt, zwei Jahre nachdem ihr Mann