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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
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Brautpaar versammelt, eine begeisterte, jubelnde Menge. Genau wie bei der Hochzeitsszene aus Ist das Leben nicht schön?
    Sobald sie jedoch in das wartende Taxi stiegen, ihn Sarahs Blumen an der Nase kitzelten und ihr weißes Brautkleid sich auf dem Rücksitz bauschte, erkannte er Stan am Steuer. Derselbe Stan, den er im ersten Jahr am College kennengelernt hatte. Zu langes Haar, roter Ohrring, abgeranztes Nirvana-T-Shirt, Batikshorts, barfuß mit Sand zwischen den Zehen.
    »Wo soll’s denn hingehen?«, fragte Stan gut gelaunt, während er über die Bergstraße aus Hopewell hinausfuhr.
    »Zu den Kaimaninseln«, verriet ihm Sarah. »In unsere Flitterwochen.«
    »Kaimaninseln.« Stan nickte gedankenverloren. »Lustig. Dorthin habe ich meine Frau auch für die Flitterwochen entführt. Guter Ort, wenn man Geld beiseiteschaffen will.« Er lachte. »Ihr habt also den Bund fürs Leben geschlossen, wollt Euch lieben, ehren, bis dass der Tod euch scheidet. Wie lange, meint ihr, wird das dauern?«
    Er starrte Alan durch den Rückspiegel an, und plötzlich saß nicht mehr Stan am Steuer, sondern Korsakov. Der Russe sagte nichts. Musste er auch nicht. Nicht mit diesen Augen, rot wie die eines Teufels und allwissend, die Alan mit Blicken durchbohrten.
    »Ich kann Ihr Geld zurückbekommen«, stammelte Alan. »Sie müssen die Frau nicht umbringen.«
    Sarah schrie auf. Alan drehte sich wie in Zeitlupe zu ihr um, wie so häufig im Traum schien die Bewegung ewig zu dauern, obwohl sie nur wenige Zentimeter von ihm entfernt saß. Ihr Brautkleid war plötzlich voller Blut. Inzwischen saß Stan auf dem Beifahrersitz. »Du hättest sie da nie mit reinziehen dürfen, Alan.«
    »Ich wollte doch nur das, was du hattest. Mir schien das alles so –« Erstickt hielt Alan inne, Sarahs Blut klebte an seinen Händen. »Schön. Ist das etwa zu viel verlangt? Ein nettes Zuhause, Familie, ein Ort, in dem mich die Menschen respektieren, mich für etwas Besonderes halten. Du hattest all das –«
    »Und ich habe das alles verloren.« Mitten auf Stans Stirn war mit einem Mal eine Schusswunde. »Dank dir.«
    Korsakov, der Taxifahrer, lenkte den Wagen ohne ein Wort über die Klippen. Sein Lachen war das Letzte, das Alan hörte.
    Der Vibrationsalarm seines Handys riss Alan aus dem Schlaf. Stöhnend schob er die Blonde von seinem eingeschlafenen Arm. Irgendwie waren sie quer über das Bett ausgestreckt gelandet, seine Hose hatte er als behelfsmäßiges Kissen zusammengeknüllt.
    »Geh nicht ran, Baby«, sagte sie mit sanfter Stimme und ließ einen Finger über seinen Mund gleiten.
    Er schenkte ihr keine Beachtung, sondern grabschte sich das Telefon. Ihm gelang es nicht sehr oft, aus Hopewell wegzukommen, sich eine Pause von der Rolle zu gönnen, die sich nach zwei Jahren realer anfühlte als sein wirkliches Leben. Manchmal genoss er die Zeit alleine mit Sarah sogar mehr als sein Leben in L. A. Und das führte zu gefährlichen Gedanken – wie dem, ob Stans Entscheidung, hierherzukommen und sesshaft zu werden vielleicht die richtige gewesen war. Oder dem, dass Alan tatsächlich alles haben könnte : Sarah, eine Familie, ein Zuhause – und das Geld.
    Endlich hatte er das Handy aus der italienischen Seide befreit und warf einen Blick auf die Rufnummer. Logan. Was zum Teufel wollte der bloß von ihm? »Kein guter Zeitpunkt, Jack.«
    »Zeit ist die eine Sache, die Sie nicht haben, mein Freund. Tick tack.«
    »Was wollen Sie?« Alan konnte es nicht erwarten, bis die Sache endlich geschafft war und er die Verbindung zu dem ehemaligen FBI -Agenten abbrechen konnte. Für immer. Jack Logan verfügte jedoch selbst als Ruheständler noch über die nötigen Kontakte, also musste er sich wohl oder übel mit ihm abgeben.
    »Für den Anfang meinen Finderlohn. Wright ist seit zwei Wochen tot. Haben Sie schon den nächsten Schritt eingeleitet?«
    Alan drehte sich zur Seite und wandte der Blondine den Rücken zu. »Nein. Aber das werde ich, bald. Es ist nicht so einfach.«
    »Weshalb denn nicht? Der Richter hat Durandt für tot erklärt, oder etwa nicht? Was steht jetzt noch im Weg? Wenn ich Sie richtig verstanden habe, bekommt die Ehefrau Zugriff auf sein Vermögen, sobald er tot ist. Und wenn Sie die Schlampe erst geheiratet haben, dann erben Sie nach ihrem Tod das Geld. Einfacher geht’s ja wohl kaum.«
    Alan stemmte sich hoch und ging ins Bad. Die Blonde lief ihm nach. Er knallte ihr die Tür vor der Nase zu. Auf dem Waschtisch stand noch das Tablett von gestern Abend,

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