Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
Vom Netzwerk:
Narbe an seiner Seite, dann griff er nach der Pistole, die er in einem Halfter im Kreuz trug. Er war ein feiger, egoistischer Scheißkerl. Das war ihm jetzt klar, die ganzen letzten zwei Jahre über hatte er das gewusst, nur hätte er sich gewünscht, für diese Einsicht nicht den besten Teil seines Lebens verlieren zu müssen. Es war längst überfällig, dem Teufel seine Seele zu geben, die er ihm vor mehr als acht Jahren versprochen hatte.
    Nur waren Sarah und Josh kein Teil dieses Handels gewesen.
    Gerne hätte er sich eingeredet, er sei nicht mehr dergleiche Dummkopf wie vor acht Jahren, aber als er die Lichtung überquerte, das eigene Seufzen im Ohr, war ihm klar, dass er auch kein Held war.
    Kein Held. Nur ein Dummkopf, der bereit war, für die Frau zu sterben, die er liebte.
    Mehr als das. Ein Dummkopf, der bereit war zu töten.

17
    »Sarah!« Hals Stimme fing sich als Echo zwischen den Felswänden der engen Schlucht. »Alles o. k. da unten?«
    Sarah schirmte sich mit einer Hand gegen die Sonne ab und schaute nach oben. Sie hatte bereits den restlichen Oberkörper der Leiche freigelegt und den Kopf in eine Mülltüte gewickelt, damit er sich nicht vom Körper lösen konnte. Da sie jetzt wusste, dass es sich bei dem Toten nicht um Sam handelte, war die Zeit trotz der mühseligen Arbeit nur so verflogen.
    Hal beugte sich über die Felskante, ein aufgewickeltes Seil in der Hand.
    »Mir geht es gut«, rief Sarah ihm zu. »Komm du runter!.«
    Er verschwand. Das Seil flog in die Luft, entrollte sich in einem weiten Bogen und klatschte nicht weit von Sarah entfernt gegen den Fels. Hal trat über den Rand und seilte sich rasch ab, bis er bei ihr war. Unter dem Gurtwerk trug er seinen Neoprenanzug. Immer peinlich genau auf die Einhaltung der Vorschriften bedacht, hatte er natürlich auch einen Kletterhelm aufgesetzt. Er baumelte über ihr, bis er einen geeigneten Punkt auf der anderen Seite des Skeletts fand, auf dem er landen konnte.
    Sie hatten schon seit einiger Zeit nicht mehr so zusammengearbeitet. Das letzte Mal vor zwei Jahren … als sie Lily verloren hatten. Plötzlich fiel ihr das Datum wieder ein. Morgen waren auf den Tag genau zwei Jahre vergangen. Mist! Wie war sie nur auf die Schnapsidee gekommen, ihn ausgerechnet heute hierher zu bestellen, um eine Leiche zu bergen?
    Hal sortierte schweigend seine Ausrüstung und machte sich ein Bild von der Lage.
    Irgendwie war es Sarah immer so vorgekommen, als ob Lily viel früher als Sam und Josh gestorben wäre, mindestens ein Jahr. Die zwei Monate, die Sarah anschließend noch mit Sam und Josh verbracht hatte, waren gefühlt zu einer Ewigkeit angewachsen, an der sie sich festklammerte, von der sie jede Sekunde noch einmal erlebte. Tatsächlich lagen jedoch nur siebzig kurze Tage zwischen den beiden Vorfällen.
    Seltsam, dass ihr das nie zuvor aufgefallen war. Als Hals Rucksack zur Seite schlingerte, stützte Sarah ihn mit einer Hand am Rücken ab, damit er nicht das Gleichgewicht verlor.
    »Tut mir leid«, sagte sie so leise, dass die Worte sich kaum über das Tosen der Stromschnellen erhoben. »Ich hätte jemand anderen rufen sollen.«
    Er hielt den Kopf abgewandt, die Schultern steif, als wäre er bereit, es mit der Welt aufzunehmen. Oder mit der Erinnerung. »Wen denn? Es gibt niemanden außer mir.«
    Sarah wünschte, es gäbe einen Weg, wie sie die Resignation und Müdigkeit in seiner Stimme lindern könnte. Sie musste mit dem Colonel reden; schließlich war er Vorsitzender des Gemeinderats. Sicher war es möglich, mehr Gelder aufzutreiben, damit Hal endlich Unterstützung erhielt. Eventuell könnte sie die Frau des Colonels auf die Jagd nach Subventionen schicken.
    Hal breitete einen Leichensack auf dem Felsen aus und sicherte ihn mit dem Fuß. Die Strömung griff nach dem Plastik, hätte ihm den Sack beinahe entrissen. »Ist auch wirklich alles mit dir in Ordnung?«, fragte er sanft, als er ihr endlich in die Augen schaute und sie prüfend musterte. »Ich kann das auch alleine erledigen.«
    »Es ist nicht Sam.«
    Er blickte überrascht auf. »Bist du sicher?«
    »Die Uhr. Die ist nicht Sams.«
    Er spitzte die Lippen zu einem stummen Pfeifen. »Sieht also ganz so aus, als hätten wir hier ein Rätsel vor uns. Irgendeine Ahnung, wer der Mann sein könnte?«
    »Jemand mit den Initialen L und R schätze ich, weil die auf der Uhr eingraviert sind.«
    Er reichte ihr ein Paar Plastikhandschuhe und zog sich selber welche über. Dann kniete er sich hin und beugte

Weitere Kostenlose Bücher