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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
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oder sich ihm entziehen konnte. Doch seine Berührung und das zärtliche Flüstern wirkten weiter in ihr nach. Es kam ihr vor, als hätte ein Teil von ihr im Koma gelegen und kämpfte sich jetzt langsam ins Leben zurück. Sarah hielt den Atem an, ließ zu, dass er sie an der Hand nahm und hochzog.
    Sie schwankte noch ein wenig, aber das war nichts, was sich nicht mit ein paar Litern Wasser kurieren ließ. Dann musterte sie Alan. Unter ihrer rot karierten Schürze trug er seinen besten Anzug – den blauen, mit dem er wie ein GQ -Model aussah. Er hielt immer noch ihre Hand, schaute sie besorgt an und auch … erregt?
    Sie wollte den Blick abwenden, vor ihrer beider Verlangen fliehen und konnte sich doch nicht lösen. Alan brach den Zauber des Moments, indem er ihre Hand losließ und in die Küche raste. »Verdammt! Meine Penne Arrabiata!«
    Töpfe und Pfannen klapperten. Sarah schlenderte in die Küche. »Was ist denn hier los?«
    »Das sollte eigentlich eine Überraschung werden. Ich wollte für dich kochen. Ein ganz besonderes Rezept, das ich von einem Meisterkoch in Florenz gelernt habe.« Er rührte in einem Topf, der kurz vor dem Überkochen war. Sarah sog den Duft von Knoblauch, Fenchel, Basilikum und Tomaten ein. Sobald Alans Soße wieder ruhig vor sich hin köchelte und die Krise somit abgewendet war, grinste er sie verlegen an. »Ich wollte, dass heute Abend alles perfekt ist. Für dich.«
    Sarah starrte ihn an, fuhr sich mit einer Hand ins Haar und fand dort ein paar Kletten. »Für mich?«
    »Warum denn nicht? Du verdienst es, glücklich zu sein, oder nicht?«
    Ehe sie antworten konnte, hatte er ihr schon ein großes Glas Rotwein in die Hand gedrückt. »Trink, dann wirst du dich besser fühlen. Nimm ein heißes Bad, zieh dein schönstes Kleid an, und dann werden wir richtig schön zu Abend essen.«
    Er hob sein Glas und stieß mit ihr an. Sie nahm einen tiefen Schluck des vollen, weichen Merlots, der sich wie Balsam über ihr angespanntes Nervenkostüm legte. Ehe sie sichs versah, hatte sie das Glas schon fast ausgetrunken. Alan füllte es sofort wieder auf. Lachend legte er ihr die Hand ins Kreuz und schob sie in Richtung Badezimmer.
    »Nach dem Essen möchte ich dir eine ganz besondere Frage stellen«, sagte er und schloss die Tür zwischen ihnen.
    Sarah stellte das Glas auf den kleinen Tisch neben der Wanne und sank gegen das Waschbecken. Sie konnte sich ziemlich gut vorstellen, was Alan sie fragen wollte, und sie war nicht bereit dafür. Kein bisschen.
    Er war ein netter Mann. Ein lieber, zuvorkommender Mann. Ein guter Freund. Er hatte zwei Jahre auf sie gewartet. Konnte sie ihn enttäuschen, ihm so wehtun? Sie betrachtete sich im Spiegel. Irgendwie hatte Alan durch den Mantel aus Schmerz und Wut geblickt und sich über jeden Vorwand hinweggesetzt, mit dem sie sich vor der Welt zu schützen suchte. Aus irgendeinem Grund wollte er sie trotz alldem.
    Als Sarah sich hinunterbeugte, um sich die Wanne einzulassen, wurde ihr wieder schwarz vor Augen. Auch der Wein zeigte bereits Wirkung, die Zehen kribbelten, und sie hatte das Gefühl zu schweben. Wie dumm von ihr! Was sie brauchte, war Wasser und nicht Wein.
    Nein, was ihr fehlte, war Mut. Und da half Wein besser als Wasser. Sie hob das Glas an die Lippen.
    Das Wasser strömte rauschend in die Wanne, ähnlich rasten ihre Gedanken. Sie liebte Alan nicht. Aber sie mochte ihn. Nach allem, was er für sie getan hatte, brachte sie es einfach nicht über sich, ihm wehzutun. Vielleicht sollte sie seinen Antrag annehmen, ihn an sich heranlassen, und möglicherweise könnte …
    Plötzlich richteten sich die Haare auf ihrem Arm auf, als wäre gerade ein Geist erschienen. Das Fenster war geschlossen, die Spitzengardinen unbewegt; niemand außer ihr war im Raum. Und doch konnte sie Sams Gegenwart spüren, nahm den ihr so vertrauten Duft seines Körpers wahr. Doch sein Schweiß roch fast so, als hätte er Angst gehabt.
    Sie konnte einfach nicht anders, zog die Vorhänge zur Seite und starrte an den Fliederbüschen vorbei über den Rasen, in die dunklen Schatten des Berges. Nichts regte sich in der Dämmerung, nicht einmal ein Reh oder ein Hase war zu sehen. Sie war allein. Vollkommen allein.
    Sarah atmete noch einmal tief durch die Nase ein, jetzt roch sie nur noch Flieder und das Schaumbad. Sie sackte auf dem Badewannenrand zusammen. Unendlich enttäuscht. Närrin, du bist hier diejenige, die Angst hat, und nicht eines deiner Hirngespinste.
    Sie blickte in den

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