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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
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atmete flach durch die Nase, weigerte sich aber aus reiner Halsstarrigkeit, in die Tasche nach den Bonbons zu greifen, die sie immer dabeihatte. Ihr Kopfschmerz glich einem Trommeln hinter den Augenlidern, das grelle Licht half da auch nicht gerade. Hal wirkte allerdings auch ziemlich elend, fiel ihr auf. Jetzt lag ihm wohl die Unmenge an Fritten, die er vorhin verdrückt hatte, schwer im Magen.
    Irgendwie linderte sein Leid ihr eigenes Unbehagen. Armselig, schon klar, aber wenn es denn half. Auf einer Ablage entdeckte sie eine Schachtel mit Einweghandschuhen, nahm sich ein Paar, schüttelte die Jacke ab und stellte die Handtasche an sicherer Stelle ab. Dann näherte sie sich dem stummen Gesellen in dem Leichensack, während die beiden Männer sie nicht aus den Augen ließen.
    »Was dagegen, wenn ich ihm die Ehre erweise?« Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete sie die Plastikhülle.
    Der Leichnam blickte ihr in einer Art entstelltem Grinsen entgegen. Sie nahm es nicht persönlich. Todesstarre und die nach dem Tode einsetzenden Verwesungsprozesse führten häufiger zu solch einem weit aufgerissenen Mund. In diesem Fall wurde der Effekt durch fehlende Zähne und den an einer Seite aus den Angeln gehobenen Kiefer noch verstärkt.
    Zwischen hellen Haarbüscheln und kahlen Stellen, an denen der Schädel zu sehen war, hatte das Leichenfett schmierige braune Flecken gebildet. Caitlyn zog behutsam die Folie zur Seite, um den Schädel ganz freizulegen. Sie schob eine Nackenstütze unter den Kopf, damit sie ihn von allen Seiten betrachten konnte.
    »Lineal?«, fragte sie und streckte die Hand aus, ohne den Blick von der Leiche abzuwenden.
    Merton kramte in einer Schublade, bis er eine weiße Plastikscheibe gefunden hatte. Nachdem er sie ihr in die Hand geknallt hatte, tippelte er zurück, bereit, sofort wieder loszustürzen, wenn sie irgendetwas brauchen sollte.
    Caitlyn legte das Lineal an. Der Blitz einer Kamera verriet ihr, dass Hal sich in seinem Job auskannte. Während sie Maß nahm, ging er im Halbkreis um sie herum und fotografierte dabei die ganze Zeit. Als sie vorsichtig das noch am Schädel verbliebene Haar durchkämmte, fielen gräuliche Algenreste, tote Blätter und anderes organisches Material in die Petrischalen, die Hal für sie bereithielt.
    Da sie ganz auf ihre Tätigkeit konzentriert war, ließ der Kopfschmerz etwas nach. Auf höchst angenehme Weise schien Hal stets vorauszuahnen, was sie als Nächstes benötigen würde, sie beide bewegten sich wie in einem aufeinander abgestimmten Tanz. Die einzigen Geräusche im Raum waren das gelegentliche Klicken des Auslösers und Mertons pfeifender Atem.
    Caitlyn schob das Haarbüschel über dem linken Ohr auseinander und richtete sich auf. »Volltreffer«, sagte sie und lockerte die Schultern.
    »Eintrittswunde?« Hal machte einige Nahaufnahmen von dem Loch im Schädel.
    Merton kam hinzu, beugte sich gespannt über den Tisch und stand voll im Licht. Caitlyn schob ihn mit einem Arm beiseite. »Entschuldigen Sie bitte, Sir! Haben Sie etwas dagegen, wenn ich die hier kurz benütze?«
    Er schüttelte nur stumm den Kopf und trat weit genug nach hinten, damit sie die Vergrößerungslampe zu sich ziehen konnte. Sie schaltete das Gerät ein, schob es genau über die Verletzung. »Eintrittswunde«, bestätigte sie dann. »Sehen Sie die sternförmige Verletzung des Knochens? Das kann kein Tier gewesen sein.«
    »Vielleicht durch eine Art Aufprall verursacht?«, schlug Hal vor. »Er wurde am Boden einer tiefen Schlucht gefunden. Könnte dort gegen einen Felsbrocken oder etwas Ähnliches geknallt sein.«
    Caitlyn dachte darüber nach. »Möglich. Aber das erklärt noch nicht das hier.« Sie langte nach einem Pfeifenreiniger aus dem Kanister auf der Ablage und steckte ihn in die Wunde. »Da, können Sie das erkennen?«
    Als Hal sich neben ihr nach unten beugte und durch die Lupe schaute, kamen sie sich ziemlich nahe. »Verdammt! Ist es das, wofür ich es halte?«
    »Eine Kugel. Sieht ziemlich groß aus. Schätze, ein Vierziger-Kaliber.«
    Hal pfiff leise durch die Zähne. »Bin beeindruckt, Agent Tierney.«
    »Wenn das hier Leo Richland ist, dann könnte er mit seiner eigenen Pistole erschossen worden sein. In dem Fall wäre die Tatwaffe aktenkundig.«
    Er räusperte sich und berührte sie am Arm. Als Caitlyn zu ihm aufschaute, blickte er sie zu ihrer Überraschung derart angespannt an, als hätte sie Richland erschossen.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu verraten, wer

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