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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
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Spiegel. Durch den Dampf waren einige Buchstaben sichtbar geworden. Erst dachte Sarah noch, sie hätte sich verguckt, sie kniff die Augen zusammen und schaute noch einmal genauer hin.
    Unser Baum, Sonnenuntergang – ich werde alles erklären. Ich liebe dich unendlich. Dein Musikus
    Sie umklammerte den Badewannenrand und starrte entgeistert auf die Botschaft, die sich da auf ihrem Spiegel abzeichnete. Nein, das konnte nicht sein. Das war doch nicht möglich! Ein stechender Schmerz fuhr ihr zwischen die Augen und schnürte ihr die Luft ab. Alles verschwamm vor ihrem Blick.
    Ruckartig setzte sie sich auf, wagte jedoch nicht, die Nachricht noch einmal näher anzusehen oder sie Alan zu zeigen, damit jemand anders bezeugen konnte, dass sie nicht verrückt war. Klammer Schweiß legte sich über ihren Körper. Wie durch einen Nebel hörte sie das Weinglas klirrend auf dem Boden zerspringen, während sie selbst im Innern zu bersten schien. Und dann spürte sie gar nichts mehr.

21
    Caitlyn verriet Hal nichts von dem, was sie hierhergeführt hatte. Nicht nur bewegte sie sich ohne offiziellen Einsatzbefehl ohnehin auf dünnem Eis, sie war auch vollauf damit beschäftigt, den drohenden Migräneanfall und die damit verbundene Übelkeit zurückzudrängen. Sie kurbelte das Fenster hinunter und sog die frische Abendluft ein. Nach einem weiteren Versuch, ein Gespräch zu beginnen, ließ Hal sie in Ruhe.
    Endlich erreichten sie ein großes Haus im Queen-Anne-Style, mitsamt Ecktürmchen und Riesenveranda. Hal fuhr auf die Parkbucht direkt bei einer kleinen Laube, neben der ein einladender, von Birken und Weiden geschützter Weg in den Garten führte. »Serenity Grove« verkündete ein Schild.
    Hal schnappte sich sein Handy und sprang vom Sitz, dann schlug er die Tür so kräftig zu, dass der ganze Wagen wackelte. Caitlyn schloss kurz die Augen, sammelte sich, zwang den Kopfschmerz zurück, dann erst folgte sie ihm zur Hintertür der Leichenhalle.
    Er klingelte, und nach einigen Minuten erschien ein mondgesichtiger, übergewichtiger Mann in den Vierzigern. »Hal, mit dir habe ich heute Abend gar nicht mehr gerechnet.«
    Der Blick des Mannes fiel nun auf Caitlyn. Er trug ein T-Shirt, darüber eine große Schürze aus Plastik, in der Hand hielt er ein Paar schwarze, extralange Gummihandschuhe. »Und wer ist deine wunderschöne Begleitung?«
    Zu Caitlyns Erstaunen verzog sich Hals Gesicht unwillig bei Mertons harmlos-anzüglichen Worten. Sie streckte die Hand zum Gruß aus. »Ich bin Caitlyn Tierney, Mr Merton. Vielen Dank, dass Sie mich zusehen lassen!«
    Er hielt ihre Hand, sein Blick aber glitt zu Hal. »Zusehen?«
    »Sie ist vom FBI «, gab Hal kurz angebunden zurück. Er trat einen Schritt vor, sodass Merton gezwungen war, Caitlyns Hand loszulassen, um ihn durchzulassen. Caitlyn folgte den beiden Männern durch einen dunklen Flur bis zu einem fensterlosen Raum. Dort stand ein Tisch aus Edelstahl, der von oben grell erleuchtet wurde und an dessen Kopfende ein Auffangbecken befestigt war. Darüber hing eine Vergrößerungslampe, und auf dem Tisch lag ein noch ungeöffneter Leichensack.
    Daneben waren Balsamierflüssigkeiten und verschiedene chirurgische Instrumente aufgereiht, es gab eine Pinnwand mit Aufnahmen der in letzter Zeit Verstorbenen, auf denen sie noch gesund und munter waren, außerdem verschiedene auf Schaumgummiköpfe gestülpte Perücken sowie eine gestaffelte Make-up-Palette, die es mit der eines jeden Hollywood-Stylisten aufnehmen konnte.
    »Entschuldigen Sie den Gestank, Ma’am!« In Geralds Augen lag ein Glitzern, das verriet, wie wenig es ihm tatsächlich leidtat, sondern dass er vielmehr darauf brannte, zu sehen, wie die »Lady« auf den Leichengeruch reagieren würde.
    »Kein Problem«, sagte sie und erwiderte mühelos seinen Blick. »Ich habe schon viel Schlimmeres erlebt.«
    Das entsprach sogar der Wahrheit. Es war nicht der Leichengeruch, wegen dem ihr schlecht wurde. Schlimmer war der aufdringliche, süßliche Duft der Nelken und Rosen, in den sich die künstliche Note eines Raumduftes mischte, der wohl nach Apfel und Zimt riechen sollte. Zusammen mit Mertons Zitrus-Aftershave, in dem er offenbar gebadet hatte, war das einfach zu viel für Caitlyns sensible Geruchsnerven.
    Merton verzog enttäuscht das Gesicht und wandte sich wieder Hal zu, ohne Caitlyn weiter zu beachten. »Hab noch nicht angefangen, Chief. Mir hat niemand gesagt, dass es besonders schnell gehen muss.«
    »Wusste ich selbst nicht.«
    Sie

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