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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
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gebracht. Die Bundespolizei wird ihn wohl morgen abholen und in ihr Labor überführen.«
    Caitlyn stand auf und wandte sich zum Gehen, doch Sarah hielt sie zurück. »Was könnte es bedeuten, wenn der Tote Leo Richland ist? Dass er Sam getötet hat und nicht Damian Wright? Was ist mit Josh? Bitte, ich muss einfach wissen, was meiner Familie zugestoßen ist.«
    Ihre Stimme riss ab, wie eine von Sams Gitarrensaiten, wenn sie zu stark gespannt gewesen waren. Ein schmerzlich schrilles Geräusch, ein erbärmliches Flehen. Sie packte Caitlyn noch fester am Arm und stellte sich vor sie. »Bitte!.«
    Caitlyn befreite sich nicht aus ihrem Griff. Sie erwiderte Sarahs Blick. »Sobald ich irgendetwas weiß, werde ich es Sie wissen lassen. Das verspreche ich.«
    Sarah biss sich auf die Lippe, um nicht noch weiter zu betteln. Nach einem kurzen Nicken gab sie Caitlyn frei. Als die FBI -Agentin davonging, hüpfte ihr Schatten zwischen den Spiegelungen der Buntglasfenster hin und her, wie ein Kind, das Himmel und Hölle spielt.
    Die schwere Tür schlug hinter ihr zu, das Krachen fuhr Sarah durch Mark und Bein. Sie sackte gegen die Kirchbank, ihr Blick fiel auf das Bild eines winzigen Menschen, der in dem bunten Fenster ein Monster erschlug. Sie dachte an Ahweyoh und ihren Donnergott, an Sam, und wie unverwundbar sie sich in seinen Armen gefühlt hatte; an Josh, wie sehr er ihnen vertraut hatte, weil er seine Eltern für unbesiegbar hielt.
    Inmitten der farbenprächtigen Stille der Kirche wäre Sarah beinahe in Tränen ausgebrochen. Aber worüber sollte sie Tränen vergießen? Sie wusste heute weniger als je zuvor. Kannte keine Tatsachen, konnte keine Leichen zu Grabe tragen, hatte nicht einmal eine Theorie, nur ein paar bedeutungslose Namen und das Geständnis eines Wahnsinnigen.
    Vor allem hatte sie keine Hoffnung mehr. Und sie musste sich hüten, neue zu schöpfen, nur wegen Caitlyns Fragen. Diese Straße führte nur tiefer ins Tal der Verzweiflung hinein. Hoffnung war ihr Feind, so viel hatte sie inzwischen begriffen.
    Ihr Atem ging schwer und rasselnd, als steckte eine tickende Bombe in ihrer Brust, die kurz davor war zu explodieren. Bei der vertrauten Empfindung spitzte Sarah die Lippen. Sie kannte dieses Gefühl, wusste, dass sie es überleben würde.
    Es galt einfach, einen Tag nach dem anderen zu meistern, Schritt für Schritt, Atemzug um Atemzug.
    * * *
    Als Caitlyn wieder ins Rockslide kam, schaufelte Hal Waverly gerade einen fettigen Berg Pommes frites in sich hinein. Er aß, wie um seine Batterien wieder aufzuladen, nicht wie ein Mann, der Freude am Essen hatte.
    »Hat der Leichenbeschauer schon die Identität des Mannes bestimmen können?«, fragte sie und ignorierte, dass er ihr sowohl etwas von seinem Essen als auch den Platz neben sich an der Bar anbot.
    Er lachte prustend und mit vollem Mund. Langsam füllte sich das Diner, und wieder waren alle Blicke auf sie, die Fremde in ihrer Mitte, gerichtet.
    »Das ist die Frau, an die ich mich erinnere«, sagte Hal. »Die im Matsch kniet und dabei Anweisungen brüllt, während sie gleichzeitig versucht, einen Tatort zu fotografieren, der sich gerade in eine gottverdammte Sintflut verwandelt. Damals dachte ich, Sie wollten nur Ihren Chef beeindrucken, aber Sie sind wohl immer so.«
    »Immer wie?«, wollte Caitlyn wissen. Selbst im Sitzen war er immer noch so groß, dass sie den Kopf recken musste, um ihm in die Augen zu sehen. »Fähig? Fleißig? Kompetent?«
    »Wie eine geladene Kanone. Überaktiv.« Sein Blick glitt an ihrem Körper hinauf und blieb an ihrem Mund hängen. »Leicht reizbar.«
    »Kommen Sie mir bloß nicht mit diesem ›Hach, wir sind ja nur eine Kleinstadt‹-Mist«, hörte sie sich zu ihrer eigenen Überraschung sagen. Eigentlich war Diplomatie eine ihrer großen Stärken, gerade wenn es um Menschen mit beschränkten Befugnissen ging. Aber irgendetwas an Hal Waverly brachte sie wirklich in Wallung. Und das lag nicht nur an der sexuellen Anziehungskraft, die er auf sie ausübte. Nein, er ließ noch ganz andere Alarmglocken bei ihr losschrillen. »Geben Sie mir einfach die Adresse dieses Leichenbeschauers, dann werde ich selber nachsehen.«
    Er schüttelte den Kopf, sichtlich beherrscht, und wischte sich den Mund ab. »Geben Sie mir eine Minute, dann bin ich hier fertig und fahre Sie hin.«
    Das Letzte, was Caitlyn brauchte, war jemand, der sie herumchauffierte. Aber nachdem sie ihn gerade mehr oder weniger beleidigt hatte, wäre es immerhin ein kleines

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