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Total bedient: Ein Zimmermädchen erzählt (German Edition)

Total bedient: Ein Zimmermädchen erzählt (German Edition)

Titel: Total bedient: Ein Zimmermädchen erzählt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna K.
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aus kleinen, ehemals sowjetischen Teilrepubliken, deren Namen ich mir nie merken konnte. Es waren zwei darunter, die sich mit fünfundfünfzig krumm schufteten, alle anderen waren deutlich jünger. Es gab Mädchen ohne Ausbildung und Analphabetinnen, die es nicht schafften, die Fernsehzeitung auf das richtige Datum zu blättern. Frau Gabriel erklärte mir, dass man sie alle nie zu zweit zum Putzen einteilen durfte – dann hätten sie zu viele Schwätzchen gehalten statt Toiletten zu wischen.
    »Bei Valentina musst du aufpassen«, riet sie mir. »Die macht ein Zimmer in zwanzig Minuten.«
    Niemand schafft es normalerweise, ein Fünfundzwanzig-Quadratmeter-Zimmer in zwanzig Minuten von allen Haaren, Papieren, Essensresten, versteckten Krümeln und offensichtlichen Sauereien zu befreien, die brettharten Laken neu aufzuziehen und jeden, wirklich jeden Wasserfleck im Bad zu entfernen.
    Ich wusste natürlich, wie Valentina zu diesem Rekord getrieben wurde: Für ein Zimmer zahlte ihr die Fremdfirma zwei Euro und einundfünfzig. Valentina, die drei Zimmer  – und niemand wusste genau, wie – in einer Stunde schaffte, verdiente also rund sieben Euro fünfzig brutto.
Und machte sich mit diesem Tempo und Verdienst so verdächtig wie ein Radrennfahrer bei der Tour de France, der eine Bergetappe nach der anderen gewinnt.
    Als Assistentin der Hausdame kontrollierte ich die Arbeit der Zimmermädchen und verlieh den Zimmern den letzten Schliff, war also dafür zuständig, dass das Zimmer so perfekt aussah, als habe noch nie zuvor jemand einen Fuß über die Schwelle gesetzt.
    Von der Schönheit der Zimmer im Royal war ich nie erschlagen, nicht einmal besonders beeindruckt, auch wenn ich noch nie zuvor ein Fünf-Sterne-Zimmer von innen gesehen hatte. Als ich hinter Frau Gabriel mein erstes Zimmer betrat, dachte ich nur: »Jetzt wird es richtig anstrengend.«
    Im Zimmer gab es tausend Ecken und Winkel und nicht weniger Vorschriften, wie alles auszusehen hatte. Wer dreihundert Euro für eine Übernachtung bezahlt, ist wahrscheinlich strenger als jemand, der nur achtzig zahlt, dachte ich. Wahrscheinlich will so jemand den ganzen Schnickschnack wirklich haben. Und dieser Schnickschnack war jetzt mein Job.
    Mein Zimmercheck begann im Badezimmer: Ist das erste Blatt des Toilettenpapiers auch exakt gefaltet? Sind die Zahnputzgläser richtig poliert? Ist die Toilette auch unter den Rändern sauber? Sind die Handtücher so aufgehängt, dass der Gast die geschlossene Seite sieht und nicht die offene, wenn er aus der Dusche steigt? Stehen Duschgel, Shampoo, Seife, Nagelfeilen- und Duschhaubenschachtel so, wie sie sollen, um einen Waschlappen herum? Sind nirgendwo Wasserflecken im Bad? Hängen im Schrank
auch wirklich zwanzig Kleiderbügel? Und davon zehn nach links und zehn nach rechts? Liegen die beiden Bademäntel exakt auf Kante? Liegt die Wäscheliste parallel zum Einlegeboden? Und ist nirgendwo Staub? Das vor allem nicht: Staub! Steht der Fernseher auf Stand-by? Liegt die Mappe mit Briefpapier und Briefumschlägen parallel zum Schreibtisch? Und ebenso parallel der Stift? Zeigt der Aufdruck des Kugelschreibers wirklich nach oben? Haben Mappe und Stift den gleichen Abstand zur Tischkante? Liegen die sechs verschiedenen Zeitschriften exakt als Fächer auf dem Lounge-Tisch? Sind die Falten, die die Vorhänge werfen, alle gleich groß? Schlägt die Tagesdecke keine Falten?
    Vor allem: Steht der Schreibtischstuhl exakt im Fünfundvierzig-Grad-Winkel zur Eingangstür? Das musste sein, damit der Gast das Gefühl bekam, dass er sich gleich hinsetzen konnte. Damit das mit den fünfundvierzig Grad auch funktionierte, diente das Teppichmuster zur Orientierung: Standen die beiden diagonal gegenüberliegenden Stuhlbeine exakt auf der Teppichmusterlinie, welche parallel zur Zimmerwand verlief, hatte man alles richtig gemacht.
    Alleine die Tagesdecke glatt zu streichen, konnte einen um den Verstand bringen. Die Decken im Royal waren zwar hübsch anzusehen und sicher aus irgendeinem feinen Stoff hergestellt – nur leider wogen sie pro Stück ein paar Kilo. Was sinnvoll war, da sie sonst niemals wirklich gerade auf dem Bett gelegen hätten, so gerade, dass man darunter ein Brett vermutet hätte und nicht zwei Daunendecken. Aber leider dauerte es manchmal eine
halbe Ewigkeit, bis die gewünschte Glätte hergestellt war: War links ein Buckel zu sehen, musste die Decke wieder runter, dann musste man die linke Bettdecke ein bisschen runterdrücken –

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