Total bedient: Ein Zimmermädchen erzählt (German Edition)
im Bild.
»Und?«, fragte ich. Sara schüttelte sich.
»Na ja, nichts. Ich hab die Mäntel auf die Kofferbank gepfeffert und bin raus. Die ticken doch nicht richtig.«
Katja hatte ungefähr zur gleichen Zeit mit einer Gruppe Basketballprofis zu tun, die sich für ein dreiwöchiges Trainingslager in ihrem Hotel einquartiert hatte. Die Mannschaft nahm mit Trainern, Masseuren, Physiotherapeuten und Ärzten eine halbe Etage ein – die sie ohne Scham nach wenigen Tagen in eine Art Bordell verwandelten. Die Prostituierten spazierten von einem Zimmer zum nächsten.
»Wenn sie nicht sowieso alle zusammen auf einem Haufen herumliegen.«
Katja verdrehte die Augen. Die Spieler fragten mehrfach an, ob Katja und ihre Kolleginnen nicht auch mitmachen wollten. Sie lehnten jedes Mal dankend ab, wechselten aber bald die Handtücher auch dann aus, wenn im Bett noch gevögelt wurde. Sie wären sonst mit ihrer Arbeit nie fertig geworden.
Eine Kollegin, die an der Rezeption arbeitete, hätte wirklich mal sehr schnell viel Geld verdienen können. Sie stand bei uns im Housekeeping-Büro und hatte eine neue VIP-Liste dabei.
»Da hat eine ganze Delegation eingecheckt, alles wichtige Leute, Botschaftsmitarbeiter, alle piekfein und gepflegt«, erzählte sie.
»Und dann kommt gestern der eine Typ um kurz nach Mitternacht noch mal runter und fragt mich, ob ich nicht mit hochkommen will: I give you three thousand Euros. Ich: Sorry, but I am not a professional. I work here. Er: That’s what I want. Der Typ wollte keine Nutte, der wollte
ein ganz normales Mädel. Dann hat er mir fünftausend geboten, und ganz ehrlich: Der war nicht mal hässlich oder ekelig.«
Die Kollegin hat dann doch lieber auf das Angebot verzichtet, aber so ganz ging es ihr nicht mehr aus dem Kopf: »Ab wann ist man käuflich? Da fängste doch an zu überlegen.«
Es war in einer meiner ersten Wochen im Royal, als ich durch die Etagen ging, um in den Bleiberzimmern zu überprüfen, bei wem die Mädchen putzen konnten. Ich vollführte an jeder Tür mein übliches Ritual. Aus Zimmer 300 kam schon nach dem ersten Klopfen ein entspanntes »Ja, kommen Sie rein«, und ich trat ein, um schon mal die Handtuchlage zu checken und zu gucken, ob dem Gast etwas fehlte. Dass dem bärtigen Dicken am Schreibtisch etwas fehlte, sah ich auf den ersten Blick. Er saß nackt auf dem Schreibtischstuhl und tippte, ohne eine Miene zu verziehen, etwas in seinen Laptop.
Der Mann war ungewöhnlich dick, ein wahrer Koloss, der zwei Meter Abstand zum Tisch halten musste, um seinen Wanst noch vor die Tischplatte zu bekommen. Er musste richtig lange Arme machen, um an sein MacBook zu kommen, und sein Bauchfett lag in Falten auf seinen Knien. Er saß auf einem gelben Handtuch, das definitiv nicht aus dem Royal stammte. Er musste es von zu Hause mitgebracht haben.
Ich blieb stehen. Der Mann arbeitete und beachtete mich nicht.
»Möchten Sie Service?«, hörte ich mich fragen. Ich spulte einfach mein normales Programm herunter.
»Nein, danke, ist alles in Ordnung«, sagte er nur. Er drehte sich nicht einmal zu mir um und tippte einfach weiter. Gott sei Dank sah ich ihn nur von der Seite, seine massigen Schenkel verdeckten Intimeres, aber ich blieb doch lange genug in der Tür, um zu sehen, dass sein haarloser, schneeweißer Hintern ein Stück über die Sitzfläche des Stuhls hing. Ich schnappte mir schnell die »Bitte nicht stören«-Karte und verschwand aus dem Zimmer. Die Karte hängte ich draußen an die Tür. Diesen Anblick wollte ich jeder anderen gerne ersparen.
Besonders heikel war der Turn-Down-Service am frühen Abend, wenn die Betten zum Schlafengehen hergerichtet werden, die Tagesdecke verschwindet und die kleinen Fußmatten vor die Betten kommen. Nicht selten sind die Gäste dann im Zimmer, machen sich fertig für das Abendessen oder entspannen vom Arbeits- oder Einkaufstag. Ein direkter Kontakt ist also oft nicht zu vermeiden. Ich weiß nicht genau, wie hoch der Anteil der allein reisenden männlichen Gäste war, die uns dabei halbnackt begegneten. Er war jedenfalls ziemlich hoch. Man könnte meinen: Wenn jemand klopft, also, wenn ich klopfe und »Housekeeping« und den Nachnamen rufe, so das Ritual, kann derjenige, der drinnen ist, bevor er »Ja« oder »Herein!« sagt, sich doch etwas überziehen. Es gibt Hosen. Es gibt Hemden. Auch für die, die gerade zufällig aus der Dusche kommen, gibt es Möglichkeiten, ihre Nacktheit zu bedecken, zum Beispiel mit einem von Saras so
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