Total Control (Das Labyrinth)
bestimmt; die Adresse jedoch entsprach dem Haus, in dem sie sich augenblicklich befand. Sie ergriff die Zeitschrift.
Fisher drehte sich zu ihr um, während er eine Cola austrank. Als er das Magazin in ihrer Hand erblickte, verfinsterte sich seine Miene. »Andauernd bekomme ich die Post dieses Kerls. Aus irgendeinem Grund haben haufenweise Firmen meine Adresse unter seinem Namen registriert. Ich wohne 6215 Thorndike, er hingegen 6251 Thorndrive, also genau auf der anderen Seite von Fairfax. Ich habe es dem Briefträger gesagt, der diese Route macht, habe unzählige Male bei der Postverwaltung angerufen, ja sogar bei allen Firmen, die irrtümlich seine Post hierherschicken. Trotzdem passiert es nach wie vor.«
Langsam drehte Sidney sich zu ihm um. Ein unglaublicher Gedanke begann in ihrem Kopf Gestalt anzunehmen.
»Eine E-Mail-Adresse ist doch genau wie jede andere Adresse oder Telefonnummer, nicht wahr? Man gibt die falsche Adresse an, und die E-Mail geht an jemanden, für den sie gar nicht bestimmt war. Wie diese Zeitschrift.« Sie hielt die Ausgabe von Field & Stream hoch. »Richtig?«
»Oh, sicher«, erwiderte Fisher. »Das passiert ständig. Die meisten E-Mail-Adressen, die ich oft verwende, habe ich gespeichert, damit ich sie nur anzuklicken brauche. Dadurch vermindert sich die Fehlerrate erheblich.«
»Und wenn du nun die E-Mail-Adresse vollständig eingeben müßtest?«
»Nun, in diesem Fall gäbe es wesentlich mehr Raum für Fehler. Die Adressen sind mitunter recht lang.«
»Wenn man also eine falsche Taste drückt, könnte die E-Mail an Weiß-Gott-Wen gehen?«
An einem Kartoffelchip kauend, nickte Fisher. »Ich bekomme ständig falsch adressierte E-Mails.«
Fragend blickte Sidney ihn an. »Und was tust du, wenn so etwas passiert?«
»Tja, in den meisten Fällen ist das ganz einfach. Ich brauche nur den Befehl >Weiterleiten< auszuwählen und schicke eine Standardnachricht mit, in der ich erkläre, daß die Adresse nicht stimmt. Als Empfänger gebe ich die E-Mail-Adresse des Absenders an. Die Nachricht geht so automatisch als Anhang zurück an den Absender.«
»Jeff, heißt das, wenn mein Mann eine E-Mail an die falsche Adresse geschickt hat, könnte derjenige, der die Nachricht irrtümlich erhalten hat, sie an Jasons E-Mail-Adresse zurückschicken, um ihn auf den Fehler aufmerksam zu machen?«
»Genau. Über das Internet ist das relativ einfach.«
Unvermittelt sprang Sidney auf. »Aber wenn der irrtümliche Empfänger zurückgeschrieben hat, müßte sich die E-Mail jetzt in Jasons Mailbox befinden, nicht wahr?«
Mit durch ihren Tonfall leicht besorgter Miene blickte Fisher zu ihr auf. »Nun, ja.«
Sidney ergriff ihre Handtasche.
Fisher sah sie an. »Was hast du vor?«
»Ich will auf unserem Computer nach der E-Mail suchen. Wenn das Paßwort dabei ist, kann ich die Diskette lesen.« Sidney holte die Diskette aus dem Laufwerk und steckte sie in die Handtasche.
»Sidney, wenn du mir den Benutzernamen und das Paßwort deines Mannes verrätst, kann ich von hier aus auf seine Mailbox zugreifen. Ich bin auch bei America Online. Mit der Hardware hat das nichts zu tun. Ich logge dich einfach als Gast ein. Wir können die Diskette hier lesen.«
»Ich weiß, Jeff. Aber wäre der Zugriff auf Jasons Mailbox hierher zurückzuverfolgen?«
Fisher verengte die Augen. »Schon möglich. Jemand, der Ahnung hat, könnte das ohne weiteres.«
»Ich glaube, wir müssen davon ausgehen, daß diese Leute jede Menge Ahnung haben. Es ist viel sicherer für dich, wenn niemand rausfinden kann, daß von hier aus auf die E-Mail zugegriffen wurde.«
Fisher wurde eine Spur blasser. Sein Gesicht und sein Tonfall verrieten Besorgnis, als er leise meinte: »Wo bist du da bloß reingeraten, Sidney?«
Sie wandte sich von ihm ab. »Wir bleiben in Verbindung.«
Nachdem sie gegangen war, verharrte Fisher noch eine Weile reglos vor dem Bildschirm, dann schloß er den Computer wieder an die Telefonleitung.
Sawyer ließ sich in den Ruhesessel fallen, betrachtete zum wiederholten Male den Bericht in der Post über Jason Archer und schüttelte den Kopf. Dann drehte er die Zeitung um. Als sein Blick auf die andere Schlagzeile fiel, verschluckte er sich fast. In weniger als zwei Minuten hatte er den Bericht gelesen. Er stürmte zum Telefon, erledigte ein paar Anrufe, danach rannte er die Treppe hinunter. Eine Minute später stob sein Wagen mit quietschenden Reifen davon.
Sidney parkte den Ford in der Einfahrt, lief ins Haus, warf den
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