Total Control (Das Labyrinth)
er durch das Zimmer ging, hielt sie die Tür auf. Als er die andere Tür öffnete, schaute er zu ihr zurück. Er stand vor einer Abstellkammer für Büromaterial.
»Wenn diese Tür sich öffnet, bist du tot.« Ohne die Pistole von ihm abzuwenden, stemmte sie mit der Schulter die Tür des Kopierraums auf, griff mit der freien Hand zu einem Telefon, das gleich daneben auf einem Tisch stand, und hob betont langsam den Hörer ab.
Sobald der Mann die Tür geschlossen hatte, legte sie den Hörer zurück auf die Gabel, zog geräuschlos die Tür hinter sich zu und rannte den Flur hinunter zu den Fahrstühlen. Sie drückte auf den Rufknopf, woraufhin der Aufzug sich sofort öffnete. Gott sei Dank war der Lift im zweiundzwanzigsten Stock geblieben. Rasch stieg sie ein und drückte den Knopf für das Erdgeschoß, wobei sie ständig lauschte, ob der Mann sie verfolgte. Den Revolver hielt sie auf die Tür gerichtet, doch alles blieb ruhig.
Sobald sie im Erdgeschoß ankam, drückte sie alle Knöpfe bis zum zweiundzwanzigsten Stock. Sie atmete auf und gestattete sich ein mattes Lächeln.
Ein Lächeln, das sich gleich darauf in eine Grimasse des Schreckens verwandelte, als sie um die Ecke bog und um ein Haar über die Leiche des Nachtwächters stolperte.
Sidney unterdrückte einen Schrei, stürzte aus dem Gebäude und rannte die Straße hinunter.
Es war sieben Uhr fünfzehn früh, und Lee Sawyer hatte eben erst die Augen geschlossen, als das Telefon klingelte. Mit seiner großen Pranke ergriff er den Hörer und hob ab.
»Ja?«
»Lee?«
Mit einem Schlag arbeitete Sawyers müdes Gehirn auf Hochtouren; er setzte sich auf. »Sidney?«
»Ich habe nicht viel Zeit.«
»Wo sind Sie?«
»Hören Sie einfach nur zu!« Abermals stand sie in einer Telefonzelle in der Penn Station.
Während Sawyer die Decke abschüttelte, nahm er den Hörer in die andere Hand. »In Ordnung, ich höre.«
»Ein Mann hat gerade versucht, mich umzubringen.«
»Wer? Wo?« sprudelte Sawyer hervor, während er eine Hose vom Bett ergriff und hineinschlüpfte.
»Ich weiß nicht, wer er ist.«
»Sind Sie in Ordnung?« erkundigte er sich besorgt.
Sidney blickte sich in der menschenüberfüllten Station um. Auch ein paar New Yorker Polizisten befanden sich in der Menge. Leider zählten nunmehr auch sie zu den Feinden. »Ja.«
Erleichtert atmete Sawyer auf. »Na schön, was ist passiert?«
»Nach dem Flugzeugabsturz hat Jason eine E-Mail zu uns nach Hause geschickt. In der E-Mail war ein Paßwort.«
»Was?« keuchte Sawyer. »Lieber Gott, eine E-Mail, sagen Sie?« Mittlerweile stapfte er mit hochrotem Gesicht rastlos durchs Zimmer und schlüpfte in Hemd, Socken und Schuhe, während er das Schnurlostelefon hielt.
»Ich habe keine Zeit, Ihnen zu erklären, wie ich letztendlich an die E-Mail herankam, aber jetzt habe ich sie.«
Es kostete Sawyer einige Selbstbeherrschung, sich zu beruhigen. »Also, was stand in der E-Mail?«
Sidney zog das Blatt Papier mit der E-Mail aus der Manteltasche. »Haben Sie etwas zum Schreiben?« »Bleiben Sie dran.«
Sawyer stürzte in die Küche und ergriff einen Zettel und einen Kugelschreiber aus einer Schublade. »Ich bin soweit. Aber diktieren Sie mir den Inhalt genauso, wie er dasteht.«
Was Sidney tat. Auch die fehlenden Abstände zwischen bestimmten Wörtern und die Dezimalpunkte zwischen bestimmten Abschnitten des Paßworts gab sie ihm genauso durch, wie sie auf dem Zettel in ihrer Hand standen. Sawyer starrte auf das Ergebnis seiner Mitschrift. Sicherheitshalber ging er alles noch einmal mit ihr durch.
»Haben Sie eine Ahnung, was das bedeutet, Sidney?«
»Ich hatte noch wenig Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Ich weiß nur, daß Jason schreibt, alles wäre falsch, und das glaube ich ihm. Es ist alles falsch.«
»Aber was ist mit der Diskette? Wissen Sie, was drauf ist?« Rasch las er die Nachricht nochmals durch. »Haben Sie die Diskette mit der Post bekommen?«
Nach kurzem Zögern gestand sie: »Ich hab’ sie gar nicht. Ich kriege sie noch.«
»Ist das Paßwort für die Diskette? Befindet sich darauf eine verschlüsselte Datei?«
»Ich wußte gar nicht, daß Sie sich auch mit Computern auskennen.«
»Ich stecke eben voller Überraschungen.«
»Ja, ich glaube, das Paßwort ist für die Diskette.«
»Wann erwarten Sie, das Ding zu bekommen?«
»Ich bin nicht sicher. Hören Sie, ich muß jetzt los.«
»Warten Sie einen Augenblick. Der Kerl, der versucht hat, sie umzubringen: Wie sah er aus?«
Sie
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