Total Control (Das Labyrinth)
jener Nacht zu schildern.
»Sie haben den Schützen nicht gesehen?«
»Er trug eine Skimaske über dem Kopf. Aber ich glaube, es war derselbe Mann, der später versucht hat, mich zu töten. Zumindest hoffe ich, daß nicht zwei Kerle mit derart grausamen Augen rumlaufen.«
»In New York?«
»Was?«
»Der Nachtwächter, Sidney. Er wurde ermordet.«
Sie rieb sich die Stirn. »Ja. In New York.«
»Aber es war eindeutig ein Mann?«
»Ja, das konnte ich aus der Statur und den Gesichtszügen schließen, die ich durch die Maske erkannte. Außerdem lag der Hals teilweise frei. Er hatte Bartstoppeln.«
Ihre Beobachtungsgabe rang Sawyer Bewunderung ab, was er ihr auch sagte.
»Wenn man den Tod vor Augen hat, erinnert man sich an die kleinste Einzelheit.«
»Ich weiß, was Sie meinen. Auch ich war schon in dieser Lage. Hören Sie, wir haben das Band gefunden, Sidney. War das der Grund für die Reise nach New Orleans?«
Sidney sah sich im dunklen Fond des Landrover und in der Garage um. »Also weiß jeder -«
»Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Ihr Mann hörte sich auf dem Band angespannt, ängstlich an. Er hat einige Ihrer Fragen beantwortet, aber nicht alle.«
»Ja, erwirkte verzweifelt, panisch.«
»Und als Sie in New Orleans in der Telefonzelle mit ihm geredet haben. Wie klang er da? Anders oder gleich?«
Sidney verengte die Augen, während sie zurückdachte. »Anders«, meinte sie schließlich.
»Wie? Beschreiben Sie es mir, so genau Sie können.«
»Nun, er hörte sich nicht nervös an. Eigentlich fast klanglos. Er hat mir erklärt, ich dürfte nichts sagen, weil mich die Polizei beobachtete. Er gab mir Anweisungen, dann legte er auf. Es war mehr ein Monolog als eine Unterhaltung. Ich habe überhaupt nichts gesagt.«
Sawyer seufzte. »Quentin Rowe ist überzeugt davon, daß Sie nach dem Flugzeugabsturz in Jasons Büro bei Triton waren. Stimmt das?«
Sidney schwieg.
»Sidney, im Grunde interessiert es mich einen feuchten Kehricht, ob Sie dort waren. Aber wenn dem so ist, möchte ich Ihnen eine Frage über etwas stellen, das Sie vielleicht da drin getan haben.«
Sidney schwieg ungebrochen.
»Sidney? Hören Sie, Sie haben mich angerufen. Sie haben gesagt, Sie vertrauen mir, obwohl ich unter den gegebenen Umständen verstehe, daß Sie am liebsten keiner Menschenseele vertrauen würden. Zwar würde ich Ihnen das nicht empfehlen, aber wenn Sie wollen, können Sie auch auflegen und allein weiterkämpfen.«
»Ich war da«, gestand sie leise.
»Gut. Rowe hat ein Mikrofon an Jasons Computer erwähnt.«
Sidney seufzte. »Ich bin unabsichtlich dran gestoßen und habe es verbogen. Es ließ sich nicht mehr geradebiegen.«
Sawyer lehnte sich auf dem Ruhesessel zurück. »Hat Jason das Mikrofon je verwendet? Hatte er beispielsweise zu Hause auch eines am Computer?«
»Nein. Er tippte viel schneller, als er sprechen konnte. Warum?«
»Weshalb hatte er dann an seinem Arbeitsplatz ein Mikrofon am Computer?«
Sidney überlegte einen Augenblick. »Keine Ahnung. Ich glaube, es wurde erst kürzlich installiert. Vor ein paar Monaten, vielleicht ein bißchen früher. Mir sind auch in anderen Büros bei Triton Mikrofone aufgefallen, falls Ihnen das weiterhilft. Wieso?«
»Ich komme gleich auf den Punkt, Sidney. Haben Sie ein wenig Geduld mit einem alten, müden Ordnungshüter.« Sawyer zupfte sich die Oberlippe. »Als Sie mit Jason sprachen, sind Sie sicher, daß er es war? Beide Male?«
»Natürlich war er es. Ich kenne doch seine Stimme!«
Sawyers sprach überlegt und ruhig, als versuchte er, diese Eigenschaften auf Sidney zu übertragen. »Ich habe nicht gefragt, ob Sie sicher sind, daß es die Stimme Ihres Mannes war.« Kurz hielt er inne, holte Luft und fuhr fort. »Ich habe Sie gefragt, ob Sie sicher sind, daß es beide Male Ihr Mann war.«
Sidney erstarrte. Als sie endlich die Stimme wiederfand, erklangen die Worte als zorniges Flüstern. »Was wollen Sie damit andeuten?«
»Ich habe mir Ihre erste Unterhaltung mit Jason angehört. Sie haben recht, er klang angespannt, atmete heftig, wies alle Anzeichen einer Panik auf. Sie beide führten ein richtiges Gespräch. Aber jetzt erzählen Sie mir, daß er beim zweitenmal ganz anders klang und daß es eigentlich gar keine Unterhaltung war. Er hat geredet, Sie haben zugehört. Keine Panik in seiner Stimme. Wir wissen, daß ein Mikrofon in Jasons Büro war, das er nie benutzte. Wenn er es nie benutzt hat, weshalb war es dann da?«
»Ich ... wozu sollte es
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