Total Control (Das Labyrinth)
sonst dagewesen sein?«
»Ein Mikrofon, Sidney, dient dazu, Dinge aufzuzeichnen. Geräusche . Stimmen.«
Sidney umklammerte das Autotelefon so fest, daß die Knöchel an ihrer Hand weiß hervortraten. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Ich will damit sagen, daß ich glaube, Sie haben sehr wohl beide Male die Stimme Ihres Mannes am Telefon gehört. Aber ich denke, beim zweitenmal handelte es sich um einen Zusammenschnitt von Worten Ihres Mannes, die mit dem Mikrofon aufgenommen wurden, denn genau das war sein wirklicher Zweck, da bin ich ziemlich sicher. Ein Aufzeichnungsgerät.«
»Das kann doch nicht sein. Wieso?«
»Das weiß ich noch nicht. Aber es erscheint mir recht eindeutig. Das erklärt, weshalb das zweite Gespräch mit Ihrem Mann so anders verlief. Ich nehme an, beim zweitenmal war der Wortschatz relativ einfach, stimmt’ s?« Sidney antwortete nicht. »Sidney?« Sawyer hörte ein Schluchzen durch die Leitung dringen.
»Dann glauben Sie also ... Sie glauben, daß Jason ... tot ist?« Verzweifelt kämpfte Sidney gegen die aufwallenden Tränen an. Bereits einmal hatte sie ihren Mann für tot gehalten, bevor er sich plötzlich quicklebendig meldete. Zumindest hatte sie das angenommen. Während sie sich mit dem Gedanken vertraut machte, neuerlich um ihren Mann trauern zu müssen, liefen ihr die Tränen über die Wangen.
»Ich weiß es nicht, Sidney. Ich weiß es wirklich nicht. Da Jasons aufgezeichnete Stimme verwendet wurde, muß ich davon ausgehen, daß er nicht da war, um selbst zu sprechen. Ich weiß nicht, weshalb. Belassen wir es doch vorerst dabei.«
Langsam ließ Sidney den Hörer sinken und faßte sich an den Kopf. Mittlerweile zitterte sie am ganzen Körper wie Espenlaub.
Besorgt sprach Sawyer eindringlich ins Telefon. »Sidney? Sidney? Legen Sie nicht auf. Bitte! Sidney?«
Die Leitung war tot.
Sawyer knallte den Hörer auf die Gabel. »Verfluchte Scheiße! Verdammt noch mal!«
Eine Minute verstrich. Rastlos stapfte Sawyer in dem kleinen Zimmer auf und ab. Immer mehr steigerte sich sein Zorn, bis er schließlich krachend mit der mächtigen Faust die Wand durchschlug. Mit einem Satz stürzte er ans Telefon, als es neuerlich klingelte.
»Hallo?« Seine Stimme bebte vor Erwartung.
»Reden wir nicht mehr davon, ob Jason . noch am Leben ist, ja?« Sidneys Stimme klang bar jeder Empfindung.
»In Ordnung«, stimmte Sawyer leise zu. Er setzte sich hin und verharrte einen Augenblick, während er überlegte, welche Richtung er einschlagen sollte.
»Lee, weshalb sollte jemand bei Triton Jasons Stimme aufzeichnen und sie dann verwenden, um mit mir zu sprechen?«
»Sidney, wenn ich das wüßte, würde ich Purzelbäume im Gang schlagen. Sie sagten, daß kürzlich in mehreren Büros Mikrofone installiert wurden. Das bedeutet, praktisch jeder in der Firma, der wußte, wie man ein Mikrofon in ein Aufzeichnungsgerät verwandelt, hätte es tun können. Vielleicht war es auch einer von Tritons Mitbewerbern. Ich meine, wenn Sie wußten, daß er das Mikrofon nicht benutzte, dann wußten es bestimmt auch andere. Auf jeden Fall weiß ich, daß es nicht mehr in seinem Büro ist. Vielleicht hat es etwas mit den Geheiminformationen zu tun, die er an RTG verkauft haben soll.« Unablässig kratzte Sawyer sich am Kopf, während er die weiteren Fragen abwägte, die er Sidney noch stellen wollte.
Sie kam ihm zuvor. »Nur ergibt das jetzt keinen Sinn mehr.«
»Was?«
»Daß Jason Geheiminformationen an RTG verkauft haben soll.«
Erstaunt stand Sawyer auf. »Wieso nicht?«
»Weil Paul Brophy ebenfalls an der CyberCom-Übernahme mitgearbeitet hat. Er war bei sämtlichen strategischen Besprechungen anwesend. Paul hat sogar versucht, die Führungsrolle bei dem Fall zu übernehmen. Inzwischen ist klar, daß er mit Goldman unter einer Decke steckte. Er wußte weit mehr über Tritons Verhandlungsposition, als Jason je erfahren konnte. Die genauen Bedingungen wurden bei Tyler, Stone und nicht bei Triton verwahrt.«
Sawyers Augen weiteten sich. »Wollen Sie damit sagen, daß -«
»Ich will damit nur sagen, daß man Jason nicht brauchte, weil Brophy für RTG arbeitete.«
Sawyer setzte sich hin und stieß einen leisen Fluch aus. Dieser Zusammenhang war ihm nie in den Sinn gekommen. »Sidney, wir haben beide ein Video gesehen, auf dem Ihr Gatte in einem Lagerhaus in Seattle am Tag des Flugzeugabsturzes Informationen an eine Gruppe Männer übergibt. Wenn er ihnen keine Informationen über die CyberCom-Sache gab, was, um
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