Total Control (Das Labyrinth)
alles in der Welt, war es dann?«
Verzweiflung ergriff von Sidney Besitz. »Ich weiß es nicht! Aber ich weiß, daß die Informationen über Tritons letzte Position von mir erpreßt werden sollten, nachdem Brophy aus dem Team für die letzte Verhandlungsrunde gekippt worden war. Ich gab vor, mitzuspielen. Mein ursprünglicher Plan war, mich an die Behörden zu wenden. Aber dann stiegen wir in die Limousine.« Unwillkürlich schauderte Sidney. »Den Rest kennen Sie ja.«
Sawyer steckte die Hand in die Tasche und holte eine Zigarette hervor. Während er sie anzündete, klemmte er sich den Hörer unters Kinn. »Fällt Ihnen sonst noch etwas ein?«
»Ich habe mit Jasons Sekretärin, Kay Vincent, gesprochen. Sie sagte, Jasons zweites größeres Projekt wäre die Integration der Datensicherungssysteme von Triton gewesen.«
»Datensicherungen? Ist das wichtig?« fragte Sawyer.
»Weiß ich nicht, aber Kay hat mir außerdem erzählt, daß Triton die Quartalsberichte an CyberCom übergeben hat. Und das am Tag des Flugzeugabsturzes!« Sidney klang völlig außer sich.
»Was ist daran so ungewöhnlich? Das gehört doch zu einer solchen Transaktion.«
»Am selben Tag machte mir Nathan Gamble in New York die Hölle heiß, weil er genau diese Berichte nicht an Cyber- Com übergeben wollte.«
Sawyer rieb sich die Stirn. »Das ergibt doch keinen Sinn. Glauben Sie, Gamble hat davon gewußt?«
»Keine Ahnung. Ich meine, ich bin mir nicht sicher.« Sidney setzte ab. Die feuchte Kälte fuhr ihr allmählich in die Glieder. »Damals jedenfalls hatte ich sogar Angst, das ganze Projekt könnte an Gambles Weigerung scheitern.« »Nun, ich kann Ihnen versichern, daß dieser Fall nicht eingetreten ist. Ich war heute bei der Pressekonferenz, auf der die Fusion angekündigt wurde. Gamble grinste von einem Ohr zum anderen.«
»Tja, ich kann gut verstehen, daß er äußerst glücklich ist, nun, da er CyberCom in der Tasche hat.«
»Für Quentin Rowe gilt das nur eingeschränkt.«
»Die beiden geben schon ein merkwürdiges Gespann ab.«
»Stimmt. Wie Al Capone und Ghandi.«
Sidney seufzte schwer in den Hörer, sagte jedoch nichts.
»Sidney, ich weiß, es wird Ihnen nicht gefallen, aber ich sage es trotzdem. Sie wären viel besser dran, wenn Sie sich stellen würden. Wir können Sie beschützen.«
»Sie meinen einsperren, nicht wahr?« sagte sie mit unverkennbarer Verbitterung in der Stimme.
»Sidney, ich weiß, daß Sie niemanden getötet haben.«
»Können Sie es beweisen?«
»Ich glaube, das kann ich.«
»Sie glauben? Tut mir leid, Lee. Ich weiß Ihre Fürsprache wirklich zu schätzen, aber ich fürchte, das reicht nicht. Ich bin mir der Indizienlage durchaus bewußt. Und der öffentlichen Meinung. Man würde mich ins Gefängnis stecken und den Schlüssel wegwerfen.«
»Da draußen schweben Sie in ernster Gefahr.« Gedankenverloren betastete Sawyer das am Gürtel steckende FBI- Abzeichen. »Hören Sie, sagen Sie mir einfach, wo Sie sind, und ich komme hin. Sonst niemand. Auch nicht mein Partner, keine Menschenseele, nur ich. Um Sie zu verhaften, müssen die erst an mir vorbei. In der Zwischenzeit können wir gemeinsam versuchen, einen Weg aus der Misere zu finden.«
»Lee, Sie sind FBI-Agent. Gegen mich liegt ein Haftbefehl vor. Es ist Ihre offizielle Pflicht, mich in Gewahrsam zu nehmen, sobald Sie mich erblicken. Außerdem haben Sie mich bereits einmal gedeckt.«
Sawyer schluckte schwer. Vor seinem geistigen Auge vereinten sich zwei fesselnde, smaragdgrüne Augen zum Licht eines Güterzuges, der auf ihn zuraste. »Dann nennen wir es einfach einen Teil meiner inoffiziellen Pflicht.«
»Und wenn es rauskommt, ist es mit Ihrer Karriere vorbei. Darüber hinaus könnten Sie ins Gefängnis wandern.«
»Ich bin ein großer Junge und bereit, das Risiko einzugehen. Ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich alleine komme.« Seine Stimme bebte vor unterdrückter Spannung. Sidney brachte kein Wort hervor. »Sidney, ich meine es ehrlich. Ich ... ich will nicht, daß Ihnen was zustößt, verstehen Sie?«
Sidney fühlte einen Kloß im Hals. »Ich glaube Ihnen, Lee. Und ich kann Ihnen gar nicht sagen, wieviel mir das bedeutet. Trotzdem werde ich nicht zulassen, daß Sie Ihr Leben wegwerfen. Das will ich nicht auch noch auf dem Gewissen haben.«
»Sidney -«
»Ich muß jetzt los, Lee.«
»Warten Sie! Nicht!«
»Ich werde versuchen, Sie wieder anzurufen.«
»Wann?«
Mit plötzlich erstarrten Zügen und geweiteten Augen starrte Sidney
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