Total Recall
daransetzten, kleine Rollen an Land zu ziehen. Ich hatte einige von ihnen auf der Schauspielschule kennengelernt. »Ich bin wieder abgelehnt worden«, sagten sie, oder: »Was soll ich jetzt nur machen?« Wenn in Hollywood eine Absage nach der anderen kommt, ist die psychologische Wirkung verheerend. Und nach dieser Niederlage muss man auch noch kleinlaut nach Hause zurückkehren. Deshalb nehmen so viele Schauspielerinnen und Schauspieler Drogen. Ich musste diese Art der Verzweiflung nie erleben, und nun gehörte ich zu denen, die die große Chance bekamen. Man hatte mich ausgewählt. Natürlich musste ich jetzt beweisen, dass ich es auch wert war, aber da machte ich mir überhaupt keine Sorgen. Ich würde alles Nötige dafür tun. Diesen Stolz behielt ich für mich. Es war nicht meine Art, allzu viel zu grübeln. Aber mir ging es einfach fantastisch.
Der bei weitem skurrilste Trainer, den Milius mir besorgte, war ein absoluter Fan der Conan -Figur. Er lebte in den Bergen in der Wildnis. Er identifizierte sich dermaßen mit den Conan -Geschichten, dass er das Leben eines Barbaren führen wollte. Er war Spezialist darin, im Schnee zu schlafen, auf Bäume zu klettern und sich in der Wildnis zu ernähren. Er nannte sich sogar Conan. Schmutz und klirrende Kälte schienen ihm nichts anzuhaben. Als ich in Aspen mit ihm Ski fahren ging, sauste er in Shorts den Berg hinunter. Ich fragte mich, ob er es mir übelnahm, dass nicht er, sondern ich die Rolle des Conan bekommen hatte, aber es machte ihm anscheinend nichts aus. Die Nachricht, dass ich hart für die Rolle trainierte und die Reitszenen und die Schwertkämpfe selber drehen wollte, hatte sich unter den Conan -Fans herumgesprochen. Die eingefleischten Anhänger hielten mich offenbar für die richtige Wahl, zumal mein Körper dem des Conan in den Comic-Heften wirklich ähnlich war. Ich war froh, dass sie mich akzeptierten, und es war ein verheißungsvolles Vorzeichen für den Film. Das Stammpublikum, die Kinogänger also, die sich den Film immer wieder ansehen und ihn ihren Freunden empfehlen würden, waren Typen wie diese Fans. Als Dank für seine Hilfe nahmen wir unseren »Conan« mit zum Dreh nach Europa. Er bekam sogar eine kleine Rolle. In einer Kampfszene stellt er einen gegnerischen Krieger dar, der brutal in Stücke gehackt wird – von mir.
Kapitel 13
Maria und ich
Maria und ich standen politisch in getrennten Lagern. Es war dennoch die Politik, die uns geographisch zusammenbrachte, denn sie zog nach Kalifornien, um in Teddy Kennedys Wahlkampfteam mitzuarbeiten. In der US-Politik war es völlig unüblich, dass ein amtierender Präsident, der sich zur Wiederwahl stellte, von einem Kandidaten aus der eigenen Partei herausgefordert wurde. Doch Jimmy Carters erste Amtszeit war so enttäuschend gewesen und Amerika befand sich in einem so miserablen Zustand, dass sich Teddy zur Kandidatur entschloss. Wenn ein Mitglied der Familie Kennedy für ein Amt kandidierte, engagierte sich die gesamte Familie, und jeder Kennedy steckte seine ganze Kraft in den Wahlkampf.
Die erste Amtshandlung Marias und ihrer Freundin Bonnie Reiss war es, meinen Jeep mit Flugblättern und Aufklebern der »Kennedy ’80«-Kampagne zuzupflastern. Ich hatte einen braunen Cherokee Chief, auf den ich sehr stolz war. Verglichen mit anderen Autos war er ein ziemlich kompaktes Gefährt – der allererste SUV –, und ich war extra nach Oregon gefahren, um mir die Überführung zu sparen und einen Preisnachlass von 1000 Dollar zu bekommen. Ich hatte meinen Jeep mit Lautsprecher und Sirene ausgestattet, weil ich damit angeben und andere Fahrer aus dem Weg scheuchen wollte. Doch wenn wir nun durch die Stadt fuhren, ließ ich mich tief in den Sitz sinken und hoffte, dass mich niemand sah. Im Fitnessstudio war bekannt, dass ich wie die meisten Leute dort Anhänger der Republikaner war. Doch nun fuhr ich Tag für Tag mit den Teddy-Aufklebern vor.
Ich wollte gern, dass Ronald Reagan Präsident wurde, doch meine Meinung war nicht gefragt – jeder wollte nur Maria sehen. Hollywood ist eine liberale Stadt, und Marias Familie hatte zahllose Verbindungen dort. Ihr Großvater Joe Kennedy hatte im Filmgeschäft mitgemischt, und die Kennedys hatten schon immer Stars aus der Unterhaltungsbranche in ihren Wahlkampf eingebunden. Auch diesmal bat die Familie Schauspieler, Regisseure und Studiobosse in Hollywood um Wahlkampfhilfe und Spenden. Marias Onkel Peter Lawford war ein erfolgreicher Schauspieler
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