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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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rund um den Erdball würden den Film rezensieren und zum Teil zweifellos heiß diskutieren, denn Milius’ Vision steckte voller Gewalt.
    Maria kam mich Ende Dezember ein paar Tage besuchen, nachdem sie Weihnachten mit ihren Eltern verbracht hatte. So konnte ich sie der Filmcrew und den Schauspielerkollegen vorstellen, damit sie nicht glaubte, ich sei in Spanien unter die Barbaren gekommen. Sie amüsierte sich köstlich, dass ich ein so großes Aufgebot an Freunden aus der Bodybuilding-Szene um mich versammelt hatte – nicht nur die Dänen, sondern auch Franco, dem ich eine kleine Rolle verschafft hatte.
    Ich war froh, dass Maria nicht mehr da war, als wir eine Woche später mit dem Dreh begannen. In der ersten Szene, die angesetzt war, wird ein entwaffneter Conan, der soeben aus der Sklaverei entlassen worden ist, von Wölfen über die Steppe gejagt. Er entkommt, indem er auf eine Felserhebung klettert. Dort fällt er durch den Eingang eines Grabes, in dem er ein Schwert findet. In Vorbereitung auf diese Szene hatte ich jeden Morgen mit den Wölfen trainiert, nur um meine Angst zu besiegen. Die Wölfe waren in Wahrheit Schäferhunde, doch ohne es mir zu sagen, hatte Milius den Stunt-Koordinator darum gebeten, Tiere mit Wolfsblut zu besorgen, damit die Szene realistischer wirkte. »Wir timen alles sehr genau«, versprach er mir. »Du wirst schon rennen, wenn wir die Hunde loslassen. Sie können dich gar nicht einholen, ehe du oben auf dem Felsen bist.«
    An dem Morgen, an dem wir die Szene drehten, wurde mir rohes Fleisch an das Bärenfell auf dem Rücken genäht, um die Hunde anzustacheln. Die Kameras liefen, und ich sprintete los. Doch der Trainer ließ die Hunde zu früh frei, und mir fehlte der Vorsprung. Das Rudel holte mich ein, ehe ich die Felserhebung ganz erklommen hatte. Die Tiere zerrten an meinen Hosen, und ich fiel drei Meter den Fels hinunter und landete auf dem Hinterteil. Ich rappelte mich auf und wollte mir das Bärenfell vom Körper reißen, dabei fiel ich in einen Dornbusch. Auf ein Kommando des Trainers blieben die Hunde geifernd neben mir stehen.
    Da lag ich also in den Dornen und blutete aus einer Wunde, die ich mir oben auf dem Felsen geholt hatte. Milius hatte kein Mitleid. »Jetzt weißt du, wie der Film wird«, sagte er. »Das hat Conan auch durchgemacht!« Die Wunde wurde genäht. Als ich Milius später zum Mittagessen wiedersah, war er bester Laune. »Wir haben die Szene im Kasten. Das ist ein toller Anfang«, sagte er. Am nächsten Tag musste ich gleich noch einmal genäht werden, nachdem ich mir bei einem Sprung in einen Tümpel im Fels die Stirn aufgeschlagen hatte. Als Milius das Blut sah, rief er: »Wer hat denn die Maske gemacht? Das ist ausgezeichnet. Sieht aus wie echtes Blut.« Er verschwendete keinen Gedanken daran, was aus der Produktion geworden wäre, wenn ich schwer verletzt worden oder gar gestorben wäre. Aber ein Stunt-Double gab es nicht, weil sich die Suche nach einem Stuntman meiner Statur schwierig gestaltet hätte.
    Der Rest der Woche war einer ausgefeilten Action-Sequenz gewidmet, die in der Handlung erst viel später angesiedelt ist. In unserem Lagerhaus außerhalb von Madrid hatten die Bühnenbildner die Orgienhalle von Thulsa Dooms Bergtempel aufgebaut. Von außen war die Halle ein großes tristes zweistöckiges Wellblechgebäude mit einem staubigen Parkplatz, ein paar Zelten und einem schmucklosen Schild mit der roten Aufschrift »Conan«. Doch wenn man sich in der Halle den Weg durch die Maske, die Garderobe und die Requisite gebahnt hatte, fand man sich unvermittelt im luxuriösen Prunk von Dooms kannibalistischem Schlangenkult wieder. Die Orgienhalle war ein hoher Raum mit Galerien und Treppen aus Marmor, beleuchtet von Fackeln und geschmückt mit edlen Seidenstoffen. Ein Dutzend nackter Frauen und Männer rekelten sich in einer Vertiefung in der Mitte des Saals auf dicken Kissen und dösten vor sich hin. In der Mitte der Vertiefung erhob sich eine vier Meter hohe Marmorsäule in Rosa und Grau, die oben in vier riesige Schlangenköpfe mündete. Das Essen wurde von Dienern aus einem blubbernden Kessel geschöpft, in dem abgetrennte Hände und andere Körperteile zu erkennen waren.
    Das Skript forderte, dass sich Conan, Valeria und Subotai anschleichen, die Wachen erschlagen und die widerspenstige Prinzessin entführen, die dem Zauber des Thulsa Doom verfallen ist. Die Wachen waren natürlich übermenschliche Bösewichte, die zum Teil Reptilienmasken trugen.

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