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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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allen meinen Freunden zu Weihnachten geschenkt. Als der Produzent der Fernsehserie, Bob Chitester, davon erfuhr, fragte er mich, ob ich die Friedmans gern einmal kennenlernen wolle. Sie lebten in San Francisco, wo Milton Mitglied der Hoover Institution war, nachdem er und Rose an der University of Chicago emeritiert waren.
    Vor diesem Treffen fühlte ich mich wie ein Kind, das einen aufregenden Schulausflug unternimmt. »Wo ist mein Fotoapparat?«, fragte ich Maria. »Ist die Krawatte auch passend?« Friedman war einer meiner Helden. Seine Gedanken über die Rolle von Staat und Wirtschaft waren ein gigantischer Fortschritt gegenüber der Ökonomie, die ich gelernt hatte, und erklärte vieles von dem, was ich in der Welt beobachtet und als amerikanischer Unternehmer erfahren hatte. Sein Hauptargument lautet bekanntermaßen, dass die Märkte effizienter sind, wenn die staatliche Intervention zurückgefahren wird. Wie Reagan konnte er seine Ideen so in Worte kleiden, dass jeder sie verstand. Anhand eines Bleistiftes erklärte er beispielsweise den freien Markt. »Das Holz ist aus dem Staat Washington, der Graphit aus Südamerika und der Radiergummi aus Malaysia – buchstäblich Tausende von Menschen auf drei verschiedenen Kontinenten haben für die Produktion dieses Stiftes jeweils ein paar Sekunden ihrer Zeit beigesteuert. Was hat sie zusammengeführt, was hat sie dazu gebracht, zusammenzuarbeiten? Es gab keinen Kommissar, der aus seinem Zentralbüro Befehle ausgegeben hätte. Es liegt an der Nachfrage. Wenn es für so etwas eine Nachfrage gibt, dann finden die Märkte auch einen Weg, sie zu befriedigen.«
    Ausgehend von Friedmans Ideen diskutierte ich mit Sargent Shriver über den Milchpreis. »Ich weiß noch, als wir in Wisconsin Wahlkampf gemacht haben. Damals gab es dort so viel Milch, dass der Preis sank«, sagte Sarge. »Dann kamen wir nach Illinois, und da war die Milch knapp, und der Preis stieg. Da habe ich mich bei den Regulierungsbehörden beschwert.«
    »Glaubst du denn nicht, dass die Märkte damit zurechtgekommen wären?«, fragte ich. »Wenn es in Illinois so wenig Milch gab, dann hätte man sie doch irgendwann aus Wisconsin oder einem anderen Bundesstaat eingeführt. Ich glaube, die haben die Milch knapp gehalten, um den Preis in die Höhe zu treiben. Das war eine bewusste Entscheidung auf dem privaten Sektor. Aber du hast dich mit staatlicher Macht in Angebot und Nachfrage eingemischt, und ich finde, das sollte der Staat nicht tun.« Viel später erst merkte ich, dass das reine Laissez-faire im wirklichen Leben zu kurz greift. Zwischen Theorie und Praxis klafft eine Lücke. Im Hinblick auf öffentliche Investitionen ist es sinnvoll, Steuergelder in Programme für die Nachmittagsbetreuung von Schulkindern zu stecken, weil man später viel Geld für Verbrechensbekämpfung und Gefängnisse einspart. Man kann die Last eines behinderten Kindes nicht allein der Familie aufbürden, wenn die Familie arm ist. Es muss ein soziales Netz geben, und es muss zum Wohl der Allgemeinheit investiert werden.
    Die Friedmans waren angenehme Leute, beide klein von Statur und sehr quirlig, die sich beim Sprechen perfekt ergänzten. »Achte darauf, dass du auch Rose ansprichst«, hatte mir jemand gesagt. »Die beiden betrachten einander als gleichwertige Partner, aber viele Leute reden nur mit ihm und ignorieren sie, weil er der Nobelpreisträger ist.« Bewusst stellte ich daher Rose ebenso viele Fragen wie Milton. So entstand eine rege Unterhaltung. Wir verbrachten einen herrlichen Abend miteinander, redeten über Wirtschaft, ihr Leben, die Bücher, die sie gemeinsam verfasst hatten, und ihre Fernsehserie. Besonders interessant fand ich, dass Friedman während des New Deal für den Staat gearbeitet hatte. »Es gab keine anderen Jobs«, sagte er. »Das hat mir das Leben gerettet.« Obwohl er staatliche Regulierung weitgehend ablehnte, befürwortete er im Fall einer Massenarbeitslosigkeit staatliche Hilfen und Job-Programme, weil sie das Wirtschaftswachstum befördern können.
    Zwar bescherte die Regierung Reagan der US-Wirtschaft wieder mehr Stabilität, doch tatsächlich hätte ich, wenn Jimmy Carter im Amt geblieben wäre, mehr Geld verdient. Unter Carter hatte der Immobilienmarkt völlig verrücktgespielt. Der Wert von Immobilien stieg jedes Jahr um zehn bis zwanzig Prozent. Mein Partner Al Ehringer und ich wollten mit unserem Investment in Denver – einem Straßenblock in einem heruntergekommenen Viertel an der

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