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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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war, konnte ich es mir leisten.
    Wichtig war mir auch, allen ein Zugehörigkeitsgefühl zu vermitteln. Meine Mitarbeiterinnen lernten, genau wie ich, bei der Arbeit ständig dazu. Wenn ich im Büro war, analysierten wir gemeinsam alle aktuellen Projekte. Die Frauen setzten sich mit mir zusammen, und jede äußerte ihre Ansicht. Ich hörte ihnen zu, auch wenn ich nicht immer ihrer Meinung war. Lustigerweise waren sie alle liberale Demokratinnen. Auch als wir weitere Leute einstellten, war in meinem Büro noch viele Jahre lang außer mir kein Republikaner vertreten.
    Für mich war die Arbeit nie anstrengend, sondern einfach nur normal. Ich machte einen Film oder ein Buch, bewarb es intensiv, reiste durch die Welt, weil die Welt mein Marktplatz war, und nebenher trainierte ich und kümmerte mich ums Geschäft, das ich ständig ausbaute. Da das für mich ein Vergnügen war, kam mir auch nie der Gedanke: »O Gott, was für ein Haufen Arbeit! Was für ein Stress!«
    Wenn ich einen Abendtermin hatte, dann ging es oft um einen Film. Sollte das etwa Stress sein? Ich unterhielt mich über Filmprojekte! Oder Geschäftsleute baten mich, nach Washington zu fliegen. Auch das war toll, es wurde viel gelacht und geraucht, und ich hatte Gelegenheit, Ronald Reagan reden zu hören. Um Mitternacht gingen wir in einen Erotikladen und schauten uns an, was es so Neues gab. Das war sehr lustig, einige dieser prüden konservativen Jungs mal von ihrer anderen Seite kennenzulernen.
    Ich fand die Arbeit unterhaltsam und spannend. Wenn sich jemand beschwerte: »Ach, ich muss so viel arbeiten, zehn oder zwölf Stunden am Tag«, hatte ich wenig Mitleid. »Was zum Teufel redest du da? Der Tag hat vierundzwanzig Stunden. Was hast du denn sonst noch so gemacht?«
    Mir gefiel die Abwechslung in meinem Leben. An einem Tag ging es um die Planung eines Bürogebäudes oder eines Einkaufszentrums, und wir überlegten, wie wir den Raum maximal nutzen konnten. Und was brauchten wir alles für die Genehmigung? Wie sollte das Projekt durchgeführt werden? Am nächsten Tag besprach ich mit meinem Verleger, welche Fotos in mein neuestes Buch kommen sollten. Dann arbeitete ich mit Joe Weider an einer Titelgeschichte, oder ich hatte einen Termin wegen eines Filmprojekts.
    Alle meine Arbeitsfelder hätten auch meine Hobbys sein können. Im Grunde war für mich alles eine Art Steckenpferd, das ich mit Leidenschaft betrieb. Meine Definition vom Leben lautet, dass man Begeisterung verspüren muss. Das unterscheidet das Leben von der bloßen Existenz. Als mir später jemand vom Terminator erzählte, fand ich die Vorstellung reizvoll, dass er als Maschine nie schlafen muss. »Man stelle sich vor, wie toll das wäre, diese sechs Nachtstunden für etwas anderes nutzen zu können«, überlegte ich mir. »Man könnte einen völlig neuen Beruf erlernen. Oder ein Instrument.« Ich fand das faszinierend, weil sich für mich immer die Frage stellte, wie kann ich all das, was ich vorhabe, auf den Tag verteilen.
    Deshalb empfand ich mein Leben aber so gut wie nie als hektisch, weil ich nicht unterschied zwischen Arbeit und Vergnügen. Erst später, als Maria und ich nicht mehr nur befreundet waren, sondern verlobt und dann verheiratet, versuchte ich eine Balance herzustellen zwischen meiner Arbeit und meinem Privatleben.
    Wenn ich mich in Geschäft oder Politik für etwas Bestimmtes interessierte und mehr darüber in Erfahrung bringen wollte, ging ich genauso vor wie damals, als ich die Schauspielerei erlernen wollte: Ich suchte den Kontakt zu möglichst vielen Leuten, die sich gut damit auskannten. Ein Ort, an dem ich solche Leute kennenlernte, war der Regency Club, der damals neu eröffnet worden war und in dem sich die Wirtschaftselite von Los Angeles traf. Er befand sich im obersten Stockwerk und im Penthouse eines neuen Hochhauses am Wilshire Boulevard, und man hatte eine herrliche Aussicht auf den gesamten Kessel von Los Angeles. Sowohl das Gebäude als auch der Club gehörten David Murdock, einem der reichsten Männer der Stadt. Auch er hatte den amerikanischen Traum, vom Tellerwäscher zum Millionär, wahr gemacht. David, geboren in Ohio, brach die Highschool ab, diente im Zweiten Weltkrieg, nahm dann einen Kredit von 1200 Dollar auf und machte mit Immobilien in Arizona und Kalifornien ein Vermögen. Mittlerweile besaß er große Anteilspakete an International Mining und Occidental Petroleum sowie Immobilien und Hotels. Er sammelte Tiere, Orchideen, hochwertige Möbel und

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