Total Recall
Geschäft wuchs und meine Filmkarriere an Fahrt gewann, hatte ich die einzelnen Bereiche getrennt und weitere Assistenten eingestellt. Ronda war nach wie vor meine wichtigste Stütze. Sie arbeitete seit 1974 für mich und war mittlerweile für die Investitionen und die Buchhaltung verantwortlich. Obwohl sie ein Spielzeuggeschäft betrieben hatte, fehlte ihr die betriebswirtschaftliche Ausbildung. Sie belegte daher Kurse am Santa Monica College und an der UCLA. Ich weiß noch, als wir im Rahmen eines Immobiliengeschäfts ein paar Jahre später zum ersten Mal einen Scheck über eine Million Dollar erhielten. Sie kam mit dem Scheck in der Hand in mein Büro. »O Gott«, sagte sie, »ich habe noch nie so viel Geld in der Hand gehabt. Was soll ich damit machen? Ich bin richtig nervös.«
Meine Assistentin Anita, dreißig Jahre alt, machte sich in Sachen Reisen schlau und übernahm die Reiseplanung, während den Versandhandel eine Künstlerin Anfang zwanzig namens Lynn Marks betreute. Wir stellten auch noch eine vierte Assistentin ein, die sich um Spezialprojekte kümmerte, etwa um Bücher, Abdruckgenehmigungen für Fotos, Seminare und Bodybuilding-Veranstaltungen in Columbus, die gemeinsam mit Jim Lorimer durchgeführt wurden. Der Versandhandel generierte nach wie vor stetig Einnahmen, zum einen wegen der Veranstaltungen in Ohio, zum anderen weil in Joe Weiders Zeitschriften weiter Berichte über mich erschienen. Es erschien kaum eine Ausgabe von Muscle & Fitness oder Flex , in der nicht wenigstens ein Bild von mir abgedruckt war: eine Arnold-Rückschau, ein Beitrag über Training oder Ernährung, der unter meinem Namen erschien, oder ein Bericht über meine Abenteuer in der Filmwelt. Jeder Beitrag förderte die Nachfrage nach meinen Kursen und den Verkauf von T-Shirts.
Um die Buchverkäufe, die ebenfalls hervorragend liefen, kümmerten sich mein Literaturagent und mein Verlag. Wir schlossen gerade das Große Bodybuilding-Buch ab, ein Mammutprojekt, an dem ich drei Jahre mit dem Fotografen Bill Dobbins gearbeitet hatte. Um aus der Fitness-Welle, die Jane Fonda mit ihren Videos ausgelöst hatte, Profit zu schlagen, drehte ich auch mein eigenes Video, Shape Up With Arnold , und brachte aktualisierte Ausgaben meiner Bücher Bodybuilding für Frauen und Bodybuilding für Männer auf den Markt. Für jedes dieser Projekte ging ich auch bereitwillig auf Werbetour.
Immer wieder kam etwas Neues dazu. »Wir bekommen Briefe von Leuten, die gern einen Trainingsgürtel hätten, wie du ihn in Pumping Iron trägst«, sagte Lynn beispielsweise.
»Dann nehmen wir ihn in unser Sortiment auf«, erwiderte ich. Also setzen wir uns zusammen und entwickelten das Produkt. Wenn wir die Gürtel fertig erworben hätten, wäre für uns kein Gewinn geblieben. Deshalb klärten wir, wo wir das Leder herbekamen, kümmerten uns um die Schließe, suchten nach einem Hersteller und überlegten, wie wir es bewerkstelligen sollten, dass der Gürtel authentisch aussah, gebraucht, samt der Schweißflecken. Wir riefen sämtliche Kontaktleute und Firmen an und brachte alle nötigen Elemente zusammen. Innerhalb weniger Tage hatten wir die Produktion geklärt. Dann war die nächste Frage, wie wir den Gürtel verpacken und schnell und billig liefern konnten.
Ich machte ständig Druck. Für Ronda, Anita und Lynn war dies eine ziemlich hektische Zeit. Wir jonglierten mit Projekten im Filmgeschäft, auf dem Immobilienmarkt, im Bodybuilding. Ständig flog ich durch die Lande und nahm Termine mit Leuten aus den verschiedensten Bereichen wahr, und das alles ohne einen Tag Pause. Aber meine Assistentinnen gehörten nicht zu der Sorte Mitarbeiter, die um Punkt fünf den Hammer fallen ließen. Für mich wurden sie so etwas wie Familienmitglieder. Sie hielten zusammen und nahmen meine Arbeitsweise als Ansporn. Stets passten sie sich meinem Tempo an, und wenn ich noch beschleunigte, gingen sie mit.
Eine solche Arbeitsatmosphäre setzte kein besonderes Management voraus. Alle drei waren freundliche und wunderbare Menschen. Ich bezahlte sie fair und war, meiner österreichischen Erziehung folgend, ein verantwortungsvoller Arbeitgeber. Eine Rentenversicherung und eine gute Krankenversicherung waren selbstverständlich – darum musste mich niemand bitten. Außerdem zahlte ich nicht zwölf, sondern vierzehn Monatsgehälter – das dreizehnte war das Urlaubsgeld und das vierzehnte das Weihnachtsgeld. In Österreich war das üblich, und da meine Firma nicht knapp bei Kasse
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