Total Recall
Hotel um, um die Botschaft noch zu verstärken: »Während sich die nationalen Regierungen dort drüben treffen, sind wir hier. Sie sollten uns ebenso große Aufmerksamkeit widmen wie ihnen. Nicht statt ihnen, denn wir sind die Nebendarsteller, und sie sind die Stars. Aber ohne die Nebendarsteller werden sie es nicht schaffen.«
Wie die Pessimisten vorausgesagt hatten, wurden bei der Klimakonferenz in Kopenhagen keine bindenden Verträge unterzeichnet. Präsident Obama beherrschte die Schlagzeilen mit seinem persönlichen Eingreifen und seinen Bemühungen, in letzter Sekunde noch zu einer Übereinkunft mit China, Indien, Südafrika und Brasilien zu kommen. Unsere Initiative reichte nicht aus, um den Lauf der Dinge zu ändern, gab der Debatte aber eine entscheidende neue Dimension. Ban Ki-Moon und ich wurden gute Freunde, und im nächsten Jahr schlossen wir uns zusammen, um neue Wege für Regierungen auf subnationaler Ebene zu suchen, die den Kampf gegen den Klimawandel vorantreiben konnten.
Auch Präsident Obama und ich wurden Freunde. Kurz nach seinem Sieg hatte ich ihm in einer Rede vor einem republikanischen Publikum gratuliert und meiner Hoffnung Ausdruck gegeben, dass er als Präsident erfolgreich sein werde, da die Kalifornier von einer durchsetzungsfähigen nationalen Führung nur profitieren könnten. Da er wusste, dass ich zu einer Zusammenarbeit bereit war, lud Präsident Obama mich ins Weiße Haus ein, und wir entwickelten eine sehr gute Arbeitsbeziehung. Er kannte meine Versuche zur überparteilichen Zusammenarbeit und wusste, dass wir Ziele im Umweltschutz, der Einwanderungspolitik, der Gesundheitsreform und dem Infrastrukturausbau teilten und dass ich es ehrlich meinte. Er begrüßte mich mit einer Umarmung. Unser Gespräch verlief sehr entspannt und humorvoll, obwohl wir beide schweren wirtschaftlichen Herausforderungen gegenüberstanden – einer Rezession, hoher Arbeitslosigkeit sowie einem riesigen Haushaltsdefizit.
In den Meinungsumfragen ging meine Zustimmungsrate im Jahr 2009 auf achtundzwanzig Prozent zurück, was die weitverbreitete Unzufriedenheit und wirtschaftliche Not widerspiegelte. Immerhin war sie noch nicht so niedrig wie die Zustimmungsrate für das Parlament, die bei siebzehn Prozent lag. Ich hatte die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten: Ich konnte einen Rückzieher machen und versuchen, meine Quoten zu verbessern – oder ich konnte weiterkämpfen und versuchen zu reparieren, was zu Bruch gegangen war. Dann müsste ich natürlich in Kauf nehmen, dass meine Zustimmungsraten immer weiter in den Keller gingen. Ich wählte den Kampf. Anders als die meisten Politiker hatte ich nichts zu verlieren. Mir blieb nur noch ein Jahr als Gouverneur, und das Gesetz beziehungsweise die Verfassung hinderten mich daran, für eine weitere Amtszeit anzutreten oder die Präsidentschaft anzustreben.
Sechs Jahre Erfolge und Misserfolge hatten mich als Gouverneur genauso geprägt wie die Zweikämpfe in Conan und das »Rad der Schmerzen«. Ich kannte mich jetzt aus mit der Politik und den Regierungsgeschäften, und trotz aller Kämpfe, der Rezession und des Umfragetiefs hatte ich mehr Schwung denn je zuvor. Ich fühlte mich nicht als »Lame Duck«, sondern eher wie ein hungriger Adler. Im Jahr 2010 konnte ich noch einige wichtige Ziele erreichen. Ich überzeugte das Parlament davon, noch einmal durchgreifende Maßnahmen zur Haushaltsreform einzuführen, indem es die Ausgaben begrenzte und einen Reservefonds einrichtete. Dies war meine letzte Chance, ein aus den Fugen geratenes Haushaltssystem zu kitten. Die im Jahr 2004 verabschiedeten Maßnahmen waren für den Anfang nicht schlecht gewesen, aber sie hatten einfach nicht gereicht. Den so sorgfältig austarierten überparteilichen Maßnahmenkatalog, den das Parlament 2009 verabschiedet hatte, hatten die Wähler abgelehnt, weil dieses »Große Kompromisspaket« auch zeitweilige Steuererhöhungen beinhaltete. Dieses Mal überzeugte ich das entnervte Parlament davon, die Vorlage noch einmal den Wählern vorzulegen (ohne die verhassten Steuererhöhungen), selbst wenn erst darüber abgestimmt werden würde, wenn ich schon nicht mehr im Amt war – es war die letzte echte Chance, das verrückte Schuldenmachen in Sacramento ein für alle Mal zu beenden. Ich schwor, dass ich das Geld auftreiben würde, sie bei den Wählern durchzubringen, komme, was da wolle. Und ich war später enttäuscht, als ich erfuhr, dass mein Nachfolger, Jerry Brown, eine Verordnung
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