Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
Vom Netzwerk:
»Wir können noch eine Menge erledigen«, sagte ich. »Warum also sollte ich schon im November oder Dezember die Arbeit einstellen? Das wäre doch unsinnig.«
    Noch immer hatte die schwerste Finanzkrise der jüngeren Geschichte den Staat fest im Griff, und trotz aller unserer Anstrengungen würde auch der nächste Gouverneur wieder einem Haushaltsdefizit gegenüberstehen, wahrscheinlich mindestens für die nächsten zwei Jahre. Ich hätte die Zahlen im Herbst einfach ignorieren und die Aufgabe Jerry Brown überlassen können. Die Parlamentsführer der Demokraten hätten das sicherlich lieber gesehen. Sie hatten die Nase voll davon, dass ich sie ständig zu neuen Ausgabenkürzungen drängte. Aber es wäre unverantwortlich gewesen, Monate verstreichen zu lassen, ohne etwas zu tun. Also berief ich noch einmal eine Sondersitzung des Parlaments ein. Diesmal wusste ich im voraus, dass die Abgeordneten die Hände in den Schoß legen würden. Sie hatten keine Kraft mehr, und sie beteten, dass der neue demokratische Gouverneur als Retter in der Not die Steuern erhöhen würde, um sie vor weiteren Kürzungen zu bewahren. Es gab beim besten Willen keine Chance, dass sie weiteren Einschnitten zustimmen würden, egal, wie hart ich ihnen zusetzte. Die Medien schrieben, was nicht zu leugnen war: »Er begann mit Haushaltsproblemen, und er endete mit Haushaltsproblemen.«
    Ja, natürlich. Aber wir machten große Fortschritte, und wir schrieben Geschichte. Die Reform der Unfallversicherung, der Bewährungsstrafen, der Renten, der Bildung, der Wohlfahrt und des Haushalts – und ich werde mich 2014 dafür einsetzen, dass wir auch die Haushaltsreformen an den Wahlurnen durchsetzen. Kalifornien wurde zu einer internationalen Instanz im Kampf gegen den Klimawandel und für erneuerbare Energien. Kalifornien ist führend in den USA bei der Gesundheitsreform und im Kampf gegen krankhaftes Übergewicht. Kalifornien hat die größte Investitionsinitiative in die Infrastruktur seit Generationen gestartet. Wir haben das heikelste Thema in der kalifornischen Politik beim Namen genannt: Wasser. Wir haben die bedeutendsten politischen Reformen seit Hiram Johnson erwirkt. Und all das in der schwersten Phase der Rezession seit der Weltwirtschaftskrise.
    Ich will nicht leugnen, dass es weitaus komplexer und schwieriger war, Gouverneur zu sein, als ich mir vorgestellt hatte. Vor allem ein Zwischenfall fällt mir da ein, denn er zeigt ganz deutlich die Kluft zwischen dem, was die Leute von einem erwarten, und der Realität, der man als Gouverneur gegenübersteht. Während der furchtbaren Trockenheit des Jahres 2009 fuhr ich zu den Farmern in Mendota im Central Valley. Mendota gehörte zu den Städten, die durch den Doppelschlag der Wirtschaftskrise und der verheerenden Dürre besonders hart getroffen worden waren. Die landwirtschaftliche Produktion war zum Erliegen gekommen, die Felder hatten sich in Staub verwandelt, und die Arbeitslosenquote lag bei zweiundvierzig Prozent. Wir brauchten mehr Wasser aus dem Sacramento-San-Joaquin-Delta, doch die Umweltschützer behaupteten, dass eine Umleitung des Wassers einen bestimmten Fisch, einen kleinen Stint, bedrohte, und ein Bundesrichter hatte das Abzapfen des Wassers verboten. Die amerikanische Regierung war offenbar der Ansicht, die Stinte müssten dringender geschützt werden als die Farmer.
    Die Farmer demonstrierten mit Plakatslogans wie »Schaltet die Pumpen ein« und zeigten mir ihre staubigen Felder. Gegenüber den Medien sagten sie: »Nicht mit mir! Ich lass nicht zu, dass mir ein kleiner Fisch das Wasser wegnimmt. Wir werden die Regierung bis zum bitteren Ende bekämpfen.«
    Ich erklärte ihnen, dass wir mit Innenminister Ken Salazar verhandelten. »Solche Dinge brauchen Zeit und Geduld«, sagte ich.
    Ein Farmer stand auf und fragte: »Das sind doch nur Sprüche! Warum können Sie nicht hingehen und das Ventil aufdrehen? Gehen Sie hin und drehen Sie es auf!«
    Die Leute stellten sich das offenbar so vor, dass ich den Bundesrichter ebenso beiseiteschob wie die Aufseher des Pumpwerks, dass ich dann zu diesem riesigen, mit einer Kette gesicherten Ventil hinaufstieg, die Kette sprengte und an einem gewaltigen Rad drehte, sodass sich das Wasser in Sturzbächen über das Land ergoss, es in üppiges Grün verwandelte und den Farmern ihre Arbeit zurückgab. Im Film wäre es so gelaufen. Im wirklichen Leben konnte ich das so nicht tun! Da liegt das Problem, wenn man sich überall als »Gouvernator«

Weitere Kostenlose Bücher