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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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Scott, ein ehemaliger Mister Olympia, der sich aus dem aktiven Bodybuilding zurückgezogen hatte, aber trotzdem noch jeden Tag bei uns trainierte, mittlerweile Verkaufsleiter bei einem großen Versicherungsunternehmen.
    »Ich habe gehört, dass du dich versichern lassen willst«, sagte er zu mir. »Ich kann dir helfen.«
    Er schlug mir eine Versicherung für 23,60 Dollar im Monat vor, dazu kamen weitere 5 Dollar für eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung, was für mich teuer klang, weil ich bei Weider nur 65 Dollar die Woche verdiente. Aber ich schloss die Versicherung trotzdem ab und war damit wahrscheinlich einer der wenigen neu Eingewanderten in Los Angeles mit einer Krankenversicherung.
    Um Thanksgiving herum erhielt ich eine Einladung zu einem Bodybuilding-Wettkampf und einer Vorführung im Dezember in Hawaii. Der Krokodilringer plante, über die Weihnachtsfeiertage heim nach Australien zu fliegen, und schlug vor: »Hawaii ist super. Eigentlich könnte ich mit dir kommen, dort ein paar Tage Urlaub machen und dich trainieren und dann nach Australien weiterfliegen, was meinst du?« Abgesehen von den schönen Stränden und den Mädchen bot Hawaii auch die Gelegenheit, Gewichtheberlegenden wie Tommy Kono und Timothy Leon zu treffen, und Harold »Oddjob« Sakata, den ich bereits aus München kannte. Also ging ich zu Weider und fragte, ob er die Veranstalter kannte und was er davon halten würde, wenn ich dort antreten würde. Er war Feuer und Flamme. Seiner Meinung nach konnte ich wertvolle Erfahrungen sammeln, außerdem würde ich für einen anstehenden Wettkampf härter trainieren. Damit war die Sache entschieden.

Kapitel 6
    Faule Hunde
    Joe Weider pflegte Profi-Bodybuilder gern faule Hunde zu nennen – meiner Erfahrung nach größtenteils zu Recht. Die Kunden vom Gold’s Gym hatten normalerweise einen festen Job. Zu uns kamen Bauarbeiter, Polizisten, Profisportler, Unternehmer, Verkäufer und im Lauf der Zeit auch zunehmend Schauspieler. Doch abgesehen von ein paar Ausnahmen waren die Profi-Bodybuilder tatsächlich faul. Viele waren arbeitslos. Sie wollten einen Sponsor, damit sie den ganzen Tag am Strand liegen konnten. Immer wieder hörte man von ihnen: »He, Joe, kannst du mir den Flug nach New York zum Wettkampf zahlen? He, Joe, kannst du mich fest anstellen, damit ich im Studio trainieren kann? He, Joe, kannst du mir die Nahrungsergänzungsmittel nicht gratis geben? He, Joe, kannst du mir ein Auto besorgen?« Wenn sie nicht die Unterstützung erhielten, die ihnen ihrer Meinung nach zustand, waren sie beleidigt. »Hüte dich vor Joe«, warnten sie. »Der geizige Mistkerl hält seine Versprechen nicht.« Ich dagegen sah ihn ganz anders. Es stimmte, dass Joe sich nur ungern von Geld trennte. Er stammte aus armen Verhältnissen und hatte sich jeden Cent erarbeiten müssen. Aber ich sah keinen Grund, warum er jeden Bodybuilder, der ihn um Geld bat, großzügig unterstützen sollte.
    Joe wusste genau, was unerfahrene Jugendliche ansprach. Als ich seine Zeitschriften mit fünfzehn zum ersten Mal in die Hände bekam, beschäftigte ich mich mit Fragen wie: Wie werde ich stark genug, um mich selbst zu verteidigen? Wie habe ich Erfolg bei Mädchen? Wie kann ich sicherstellen, dass ich einmal viel Geld verdiene? Joe machte mich mit einer Welt bekannt, in der ich von Anfang an das Gefühl hatte, jemand Besonderes zu sein. Es war die alte Botschaft von Charles Atlas, dem Bodybuilder, der mit Annoncen warb à la: »Bestellen Sie noch heute die Anleitung zu meinem Trainingsprogramm, und niemand wird es je wieder wagen, Sie zu beleidigen! Sie werden binnen kürzester Zeit ein starker Mann sein! Sie werden am Venice Beach entlangschlendern und Frauen kennenlernen!«
    In seinen Zeitschriften gab Joe allen berühmten Bodybuildern Spitznamen, als ob sie Superhelden wären. Dave Draper, der im Gold’s Gym trainierte, war der »Blonde Bomber«. Ich hatte ihn zusammen mit Tony Curtis in Die nackten Tatsachen (Don’t Make Waves) gesehen. Ich war begeistert gewesen: Noch ein Bodybuilder, der es zum Film geschafft hatte! In Weiders Zeitschriften sah man Dave mit einem Surfbrett am Strand. Das sah lässig aus. Im Hintergrund stand ein VW-Strandbuggy mit großen Rädern, was noch lässiger war. Dave war umgeben von schönen Frauen, die ihn bewundernd anschmachteten.
    Auf anderen Fotos sah man Wissenschaftler und Techniker in weißen Kitteln, die Nahrungsergänzungsmittel für die Weider Research Clinic entwickelten.

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