Total Recall
entdeckt.«
»Ach so, nein, ich meine Franco Nero.«
»Das ist ein italienischer Schauspieler. Der spielt in Western mit.«
»Zum Teufel, Arnold, wen holen wir nach Amerika?«, fragte Joe schließlich.
»Franco Columbu.«
»Ach, verdammt. Diese Italiener! Warum haben die auch so komische Namen? Die klingen alle gleich.«
Ich holte Franco vom Flughafen in meinem weißen VW-Käfer ab, den ich mittlerweile mit einem Rennlenkrad ausgestattet hatte, das sich richtig gut machte. Zur Begrüßung meines Freundes und zur Feier seiner Ankunft hatte ich einen Haschkeks dabei. Frank Zane, der Bodybuilder, gegen den ich in Miami verloren hatte, war mittlerweile ein guter Freund von mir und außerdem ein begeisterter Bäcker. Er versorgte mich regelmäßig mit Keksen. »Das wird lustig«, dachte ich. »Ich hole Franco ab, der nach dem langen Flug bestimmt Hunger hat, und gebe ihm den halben Keks. Nicht den ganzen, ich weiß ja nicht, wie sein Körper darauf reagiert.«
Als Franco ins Auto stieg, fragte ich: »Hast du Hunger?«
»Und wie!«
»Ich habe hier noch einen Keks. Den können wir uns teilen.«
Dann fuhr ich mit ihm zur Wohnung von Artie Zeller, dem Fotografen, der mich ein Jahr zuvor am Flughafen abgeholt hatte. Da seine Frau Schweizerin war, dachte ich, Franco würde sich hier vielleicht ganz wohlfühlen, wenn er zu Anfang Leute um sich hatte, die Deutsch konnten. Die erste Stunde nach seiner Ankunft verbrachten wir kichernd und lachend auf Arties Wohnzimmerteppich.
»Ist dein Freund immer so lustig?«, fragte Artie.
»Wahrscheinlich hat er ein Bier getrunken«, sagte ich. »Aber er ist auch sonst ein lustiger Kerl«
Ein paar Tage später fragte ich Franco: »Weißt du eigentlich, warum du so gelacht hast?« Ich erzählte ihm von dem Haschkeks.
»Ich wusste doch, dass da was war!«, antwortete er. »Von dem Zeug musst du mir mehr besorgen, das war toll!« Bald darauf wurde Franco ernsthaft krank, was jedoch nichts mit dem Keks zu tun hatte. Er hatte sich in München noch kurz vor der Abreise gegen Pocken impfen lassen und zeigte nun eine starke Abwehrreaktion. Sein Arm schwoll an, er hatte Fieber und Schüttelfrost und wollte nichts essen. Das ging ein paar Wochen lang so. Ich machte ihm Proteindrinks, die ich ihm alle paar Stunden einflößte. Am Ende holte ich doch einen Arzt, weil ich fürchtete, dass Franco sterben würde. Zum Glück versicherte mir der Arzt, dass Franco wieder auf die Beine kommen würde.
Ich hatte Joe Weider derart von Franco vorgeschwärmt, dass er ihn unbedingt bald kennenlernen und seine Muskeln sehen wollte. Aber aufgrund seiner Krankheit hatte Franco stark abgenommen und wog nur noch 68 statt 77 Kilo. Wenn Joe vorbeikam, versteckte ich Franco im Schlafzimmer und sagte: »Oh, Franco ist nicht da, er ist gleich zum Training ins Gold’s gegangen.« Oder: »O ja, er will dich unbedingt kennenlernen, aber er will natürlich perfekt aussehen, deshalb ist er am Strand und bräunt sich.«
Wir hatten immer geplant, dass Franco bei mir wohnen würde. Meine Wohnung hatte nur ein Schlafzimmer, daher schlief er auf dem Ausziehsofa im Wohnzimmer. Die Wohnung war so klein, dass wir nicht einmal freie Wände hatten, um Bilder aufzuhängen. Aber in München hatte ich in einem Abstellraum des Fitnessstudios gehaust, daher war eine eigene Wohnung, so klein sie auch war, ein wahrer Luxus für mich. Franco ging es ähnlich. Wir hatten ein Wohnzimmer und ein Schlafzimmer und Vorhänge. Der Strand lag nur drei Straßen weiter. Unser Badezimmer hatte ein Waschbecken, eine Toilette und eine Badewanne mit Dusche und war damit deutlich besser ausgestattet, als wir es von München gewohnt waren. So klein die Wohnung auch war, wir hatten das Gefühl, wir seien wirklich angekommen.
Ich hatte Franco oft in seinem Zimmer in München besucht. Bei ihm war es immer extrem aufgeräumt und sauber. Ich wusste also, dass er ein großartiger Mitbewohner sein würde, und so war es auch. Unsere Wohnung war immer tipptopp in Schuss, der Boden gesaugt und alles blitzblank. Das Geschirr war immer gespült, da stapelte sich nichts im Waschbecken. Die Betten waren stets ordentlich gemacht wie beim Militär. Wir standen beide früh auf und waren es gewohnt, aufzuräumen und sauber zu machen, bevor wir aus dem Haus gingen. Je häufiger man das macht, desto weniger muss man sich dazu zwingen, irgendwann geht es ganz automatisch. Unsere Wohnung war sauberer als alle anderen Wohnungen, die ich kannte, egal ob von Männern oder
Weitere Kostenlose Bücher