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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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erbleichte.
    »Äh, schon wieder ich ?« fragte er. »Ich meine …«
    »Und zwar sofort !«
    Der Hauptmann hob nervös die Armbrust. Die Spitze des Bolzens zitterte vor seinen Augen und malte Achten in die Luft.
    »Worauf wartest du noch?« heulte der Prinz.
    Der Finger des Hauptmanns krümmte sich um den Abzug. Mit einem Doing schleuderte die Sehne den Bolzen fort, und unmittelbar darauf folgte wieder ein dumpfes Pochen. Diesmal stammte es nicht von einer Trommel.
    Samstag blickte auf die Federn hinab, die ihm aus der Brust ragten. Er lächelte und hob den Spazierstock.
    Entsetzen erfaßte den Hauptmann. Er ließ die Armbrust fallen und kam zwei Schritte weit, bevor er zusammenbrach.
    »Nein«, sagte jemand hinter dem Prinzen. »So bringt man keinen Toten um.«
    Lily Wetterwachs trat vor, das Gesicht weiß vor Zorn.
    »Du gehörst nicht mehr hierher«, zischte sie.
    Sie hob die Hand.
    Hinter ihr verdichteten sich die geisterhaften Schemen, und dadurch verstärkte sich der Glanz. Lily schien zu schimmern und zu schillern.
    Silbernes Feuer loderte durch den Saal.
    Baron Samstag schob den Gehstock ruckartig nach vorn. Die Magie traf den Zombie, zuckte durch ihn hindurch und entlud sich im Boden. Graue Funken stoben hervor, verblaßten dann und verschwanden.
    »O nein«, sagte er. »Es gibt keine Möglichkeit, einen Toten zu töten.«
    Die drei Hexen standen in der Tür und sahen zu.
    »Ich habe es ganz deutlich gespürt«, sagte Nanny. »Die Entladung hätte ihn in Stücke reißen müssen.«
    »Was hätte sie in Stücke reißen sollen?« erwiderte Oma Wetterwachs. »Den Sumpf? Den Fluß? Die Welt? Das alles repräsentiert er! Oh, Frau Gogol ist wirklich schlau.«
    »Wie bitte?« fragte Magrat. »Ich verstehe kein Wort.«
    Lily wich zurück. Erneut hob sie die Hand und schleuderte dem Baron einen weiteren Glutball entgegen. Er traf seinen Hut und zerplatzte feuerwerksartig.
    »Wie dumm, wie dumm«, murmelte Oma. »Sie hat gesehen, daß es nicht klappt, und trotzdem versucht sie es noch einmal.«
    »Bist du etwa auf ihrer Seite?« erkundigte sich Magrat verblüfft.
    »Nein! Aber ich kann es einfach nicht ausstehen, wenn Leute dumm sind. Solche Magie hat hier und jetzt überhaupt keinen Sinn, Magrat Knoblauch. Das müßte selbst dir klar … O nein, nicht schon wieder …«
    Der Baron lachte, als auch der dritte Versuch fehlschlug. Er neigte die Spitze des Spazierstocks, und zwei Höflinge taumelten vor.
    Lily Wetterwachs wich noch etwas weiter zurück, bis sie mit dem Rükken ans Geländer der Haupttreppe stieß.
    Der Baron näherte sich ihr langsam.
    »Möchtest du sonst noch etwas ausprobieren, Lady?« fragte er.
    Lily hob beide Hände.
    Alle drei Hexen fühlten es – ein schreckliches Saugen, als sich Omas Schwester bemühte, die ganze im Raum zur Verfügung stehende magische Energie zu konzentrieren.
    Draußen merkte der letzte der sechs Wächter, daß er nicht länger gegen einen Mann kämpfte, sondern gegen einen wilden Kater. Diese Erkenntnis spendete ihm kaum Trost. Die plötzliche Verwandlung bedeutete nur, daß Greebo ein zusätzliches Krallenpaar bekam.
    Der Prinz schrie.
    Es war ein langer, nach und nach dumpfer werdender Schrei, der schließlich in einem Krächzen endete. Ein Quaken folgte vom Boden des Ballsaals.
    Baron Samstag trat zielstrebig einen Schritt vor, und das Quaken verklang abrupt.
    Die folgende Stille wurde nur unterbrochen von leise knisternder Seide, als Lily Wetterwachs über die Treppe floh.
    »Vielen Dank, meine Damen«, ertönte eine Stimme hinter den Hexen. »Bitte geht jetzt zur Seite …«
    Sie drehten sich um und sahen … Erzulie Gogol. Die Voodoo-Frau hielt Ellas Hand und hatte sich den Riemen einer großen, üppig bestickten Tasche über die Schulter geschlungen.
    »Auch das ist nicht richtig«, murmelte Oma.
    »Was?« fragte Magrat. »Was?«
    Baron Samstag klopfte mit seinem Gehstock auf den Boden.
    »Ihr kennt mich«, sagte er. »Ihr alle kennt mich. Ihr wißt, daß ich umgebracht wurde. Und jetzt bin ich hier. Man hat mich ermordet. Und ihr? Habt ihr versucht, den Mörder zur Rechenschaft zu ziehen?«
    »Was soll das alles, Frau Gogol?« hauchte Oma. Und: »Nein, so etwas dürfen wir nicht zulassen.«
    Nanny winkte. »Pscht! Ich kann nicht hören, was er sagt.«
    »Er teilt den Leuten mit, daß sie ihn wieder als regierenden Herzog bekommen können«, erklärte Magrat. »Ihn oder Ella.«
    »Sie bekommen Frau Gogol«, brummte Oma. »Als grausige Eminenz.«
    »Nun, so übel ist

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