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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Lippen langsam.
    Die Palastgardisten wichen unwillkürlich einen Schritt zurück.
    »Warum sollten wir besorgt sein?« fragte einer von ihnen. »Er hat nicht einmal eine Wa …« Greebo hob die Hand.
    Ausfahrende Krallen verursachen nicht das geringste Geräusch, aber eigentlich hätte man dabei eine Art »Zinng!« hören sollen.
    Greebos Grinsen wuchs in die Breite.
    Ah, das funktionierte noch …
    Einer der Wächter war klug genug, seine Armbrust zu heben und zu zielen. Doch dabei achtete er dummerweise nicht darauf, daß Nanny Ogg mit einer Hutnadel hinter ihm stand. Ihre Hand bewegte sich so schnell, daß alle nach Weisheit suchenden und safrangelb gekleideten jungen Leute unverzüglich Frau Oggs Pfad gefolgt wären. Der Mann schrie und ließ die Armbrust fallen.
    »Miaauuoorrrr …«
    Greebo sprang.
    Katzen sind wie Hexen. Sie kämpfen nicht, um zu töten, sondern um zu gewinnen. Das ist ein großer Unterschied. Es hat keinen Sinn, einen Gegner zu töten – weil der Betreffende dann gar nicht weiß, daß er eine Niederlage erlitten hat. Ein echter Sieger braucht einen Gegner, der sichseiner Niederlage bewußt ist. Über eine Leiche kann man nicht triumphieren. Aber ein besiegter Feind, der sich für den Rest seines traurigen, armseligen Lebens an die erlittene Demütigung erinnert, ist wie ein kostbarer Schatz.
    Natürlich machen sich Katzen keine Gedanken darüber. Es gefällt ihnen einfach, jemandem nachzusehen, der ohne Schwanz und mit einigen Quadratzentimetern Pelz weniger forthinkt.
    Greebo verwendete eine völlig unwissenschaftliche Methode, gegen einen guten Schwertkämpfer hätte er kaum eine Chance gehabt. Andererseits ist es sehr schwer, das Schwert gut zu führen, wenn man sich mit einem ebenso flinken wie beißwütigen Mixer konfrontiert sieht.
    Die Hexen beobachteten das Geschehen interessiert.
    »Ich glaube, wir können ihn jetzt sich selbst überlassen«, sagte Nanny nach einer Weile. »Er scheint eine Menge Spaß zu haben.«
    Sie setzten den Weg zum Ballsaal fort.
     
    Die Kapelle spielte ein recht kompliziertes Stück, als der erste Geiger zufällig zur Tür sah. Eine Sekunde später ließ er den Bogen sinken. Der Cellist drehte sich neugierig um, folgte seinem starren Blick – und versuchte verwirrt, sein Instrument rückwärts zu spielen.
    Die Melodie endete in disharmonischen, schrillen Klängen. Das Trägheitsmoment sorgte dafür, daß die Tänzer noch eine Zeitlang in Bewegung blieben, dann verharrten sie verwundert. Nacheinander hoben die Männer und Frauen den Kopf.
    Samstag stand ganz oben auf der Treppe.
    Das dumpfe Pochen von Trommeln erklang, und im Vergleich dazu waren die bisherigen Melodien so unbedeutend wie krächzender Grillengesang. Diese Musik ging ins Blut. Jede andere Musik war nur der klägliche Versuch einer angenehm klingenden Grundlage zum Mitsingen.
    Sie strömte in den Saal, begleitet vom warmen, modrigen Geruch des Sumpfes. Irgend etwas in der Luft deutete auf Alligatoren hin – keine Präsenz in dem Sinne, eher eine Verheißung.
    Das Pochen wurde lauter, und nun gesellten sich auch noch andere Rhythmen hinzu, die man eher fühlte als hörte.
    Samstag strich ein Staubkörnchen von der Schulter seiner alten Jacke und streckte dann den Arm aus.
    Plötzlich hielten die Finger einen Zylinder.
    Er streckte auch die andere Hand aus.
    Der schwarze Gehstock mit dem silbernen Knauf erschien, und triumphierende Finger schlossen sich darum.
    Er setzte den Hut auf und drehte den Stock.
    Die Trommeln dröhnten. Allerdings … Vielleicht waren es jetzt gar nicht mehr die Trommeln. Vielleicht kam das Geräusch aus dem Boden oder aus den Wänden. Möglicherweise hatte es seinen Ursprung in der leeren Luft. Eine schnelle, heiße Musik ertönte, und die Leute im Saal stellten fest, daß sich ihre Füße ganz von allein bewegten – der Rhythmus schien sie direkt zu erreichen, ohne den Umweg über Ohren und Gehirn.
    Auch Samstags Füße gerieten in Bewegung und hämmerten ein eigenes Stakkato auf den Marmor.
    Er tanzte die Stufen herunter.
    Er drehte sich um die eigene Achse. Er sprang. Der Schwalbenschwanz seiner Jacke flatterte. Schließlich erreichte er die letzte Stufe, sprang erneut und landete mit unheilverkündendem Donnern auf dem Boden.
    Erst jetzt reagierte jemand im Saal.
    Der Prinz ächzte.
    »Er kann es unmöglich sein! Er ist tot ! Wächter, tötet ihn!«
    Wahnsinn flackerte in seinen Augen, als er zu den Wächtern bei der Treppe blickte.
    Der Hauptmann

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