Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
törichte gute Fee«, sagte Oma Wetterwachs streng. »Man kann keine bessere Welt für die Menschen schaffen. Die Leute müssen sich selbst darum kümmern. Wenn sie die bessere Welt nicht mit eigenen Händen konstruieren, ist sie nur ein Käfig. Außerdem besiegt man das Böse und Schlechte nicht, indem man Personen enthauptet und anständige junge Frauen gegen ihren Willen mit Fröschen verheiratet.«
    Magrat setzte zu einem Einwand an. »Aber der Fortschritt …«
    »Komm mir bloß nicht mit dem Fortschritt. Fortschritt heißt nur, daß die Dinge schneller geschehen. Hat jemand eine Hutnadel? Mit dieser läßt sich nichts mehr anfangen.«
    Nanny besaß die beneidenswerte Fähigkeit, sich an jedem beliebigen Ort zu Hause zu fühlen. Sie nahm nun in einer Ecke der Zelle Platz.
    »Ich habe einmal eine Geschichte gehört«, sagte sie. »Sie handelt von einem Burschen, der viele Jahre lang eingesperrt war. Von einem anderen, unglaublich gescheiten Gefangenen lernte er die erstaunlichsten Dinge übers Universum und so. Schließlich gelang ihm die Flucht, und dadurch fand er Gelegenheit, sich zu rächen.«
    »Welche erstaunlichen Dinge weißt du übers Universum, Gytha Ogg?«
    fragte Oma.
    »Es kann mich mal«, antwortete Nanny gut gelaunt.
    »Ich schlage vor, wir fliehen jetzt sofort und nicht erst in einigen Jahren.«
    Nanny holte ein Stück Pappe aus ihrem Hut hervor, fand dort auch einen kleinen Stift, befeuchtete das eine Ende und überlegte einige Sekunden. Dann schrieb sie:
    Lieber Jason änd de fämilie (wie es auf Ausländisch heißt),
    ob ihr’s glaubet oder nicht eure Mutter sitzet im Gefängnis ja wahrscheinlich müßt ihr mir bald einen großigen Kuchen mit ner Feile drin schicken damit ich entkommen kann. Bis es soweit isset kratze ich Striche an die Wände um zu zähligen die Tage. Beigefügt isset eine Zeichnung vom Verlies mit einem Kreuz dort wo wir uns befinden womit ich drinnen meine. Auf dem Bild traget Magrat piekfeine Kleidung, während des Balls hat sie sich verhalten wie eine Dame von Welt. Ebenfalls zu sehigen isset Esme sie hat die Facksen dicke weil es ihr nicht gelingt zu knacken das Schloß. Aber sicher brauchigen wir uns keine Sorgen zu machen denn zum Schlusse gewinnen immer die Guten und das sind WIR. Tja das alles wegen einer jungen Frau die keinen Prinz heiratigen will der in Wirklichkeit ein zum Herzog verwandelter Frosch isset, nun ich kann ihr deswegen kaum Vorwürfe machen. Ich meine wer will schon Nachkommen haben die in Einmachgläsern leben oder herumhüpfen und von unvorsichtigen Füßen zerquetscht werden …
    Nanny unterbrach ihre literarischen Bemühungen, als jenseits der Mauer eine Mandoline erklang. Eine leise und trotzdem sehr entschlossene Stimme sang:
    »… si consuenti d’amoure, ventre dimo tondreturoooo …«
    »Ach, meine Liebste, wie sehr sehne ich mich nach dem Eßzimmer deines Erweichens«, sagte Nanny, ohne den Kopf zu heben.
    »… della della t’ozentro, audri t’dren vontarieeeee …«
    »Der Laden, der Laden, ich habe eine Pastille, der Himmel ist rosarot«, fuhr Nanny fort.
    Oma Wetterwachs und Magrat sahen sich an.
    »… guarunto del tari, bellapore di larientos …«
    »Freue dich, Kerzenmacher, denn du hast einen großen …« »Ich glaube kein Wort davon«, sagte Oma. »Du erfindest das alles.« »Es ist eine wortwörtliche Übersetzung«, erwiderte Nanny. »Ich spreche ausländisch wie ein Ausländer – das weißt du doch.«
    »Frau Ogg? Bist du das, Teuerste?«
    Die drei Hexen blickten zum vergitterten Fenster. Ein kleines Gesicht zeigte sich dort und blickte in die Zelle.
    »Casanunda?« fragte Nanny.
    »Ja, ich bin’s, Frau Ogg.«
    »›Teuerste‹«, wiederholte Oma Wetterwachs.
    Nanny ignorierte sie. »Wie hast du es bis zum Fenster hinauf geschafft?«
    »Ich weiß immer, wo ich mir eine Trittleiter besorgen kann, Frau Ogg.«
    »Kannst du den Schlüssel für die Zellentür beschaffen?«
    »Nein, Frau Ogg. Vor der Tür eures Kerkers wimmelt es geradezu von Wächtern. Es sind zu viele – selbst für einen berühmten Schwertkämpfer wie mich. Ihre Ladyschaft hat strikte Anordnungen erteilt. Niemand darf euch zuhören oder euch auch nur ansehen.«
    »Wieso gehörst du zur Palastwache, Casanunda?«
    »Ein Söldner nimmt jeden Job an, Frau Ogg«, entgegnete der Zwerg ernst.
    »Aber alle anderen Palastwächter sind mindestens einsachtzig groß, was man von dir nicht behaupten kann.«
    »Ich habe gelogen, als sie mich nach meiner Größe fragten,

Weitere Kostenlose Bücher