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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Schulter.
    »So was passiert immer wieder«, erwiderte sie. »Weißt du, nachdem sich eine Frau ganz der Familie gewidmet hat, möchte sie damit beginnen, ein eigenes Leben zu führen.«
    »Welches Leben hat Mama bisher gelebt?«
    Magrat musterte Jason verwundert. Sie hatte die Weisheit ihres Gedankens nicht in Frage gestellt, als er sich plötzlich in ihrem Kopf manifestiert hatte.
    »Weißt du, äh …«, begann sie und suchte nach den richtigen Worten. »Irgendwann verspürt eine Frau plötzlich den Wunsch, sich selbst zu finden.«
    »Warum sucht sie nicht hier nach sich«, klagte Jason. »Erlaube mir eine Bitte, Fräulein Knoblauch: Könntest du mit Mama und Frau Wetterwachs sprechen, damit sie Vernunft annehmen und hierbleiben?«
    »Ich hab’s versucht«, erwiderte Magrat. »Ja, ich hab’s wirklich versucht. Ihr solltet besser auf eine so lange und beschwerliche Reise verzichten, habe ich ihnen gesagt. Anno domini, habe ich ihnen gesagt. Ihr seid nicht mehr so jung wie früher, habe ich ihnen gesagt. Ist doch dumm, wegen einer solchen Sache Hunderte von Kilometern zurückzulegen, noch dazu in eurem Alter, habe ich ihnen gesagt.«
    »Das alles hast du gesagt?« vergewisserte sich Jason. »Und wie hat Mama darauf reagiert?«
    Magrat schien die Frage gar nicht zu hören. »Sei unbesorgt. Ich bin sicher, deine Mutter …«
    Irgendwo über ihnen krachte es. Einige Herbstblätter fielen zu Boden.
    »Verdammter Baum!« zeterte eine Stimme aus der Höhe. »Wer hat den verdammten Baum hierhergestellt?«
    »Ich schätze, Oma ist gerade eingetroffen«, bemerkte Magrat.
    In Oma Wetterwachs’ ansonsten sehr gefestigtem Charakter gab es einen schwachen Punkt: Sie hatte nie gelernt, Dinge zu steuern. Es widersprach ihrem Wesen. Ihrer Ansicht nach genügte es, wenn sie sich in Bewegung setzte – anschließend sollte der Rest der Welt gefälligst beiseite rücken, damit sie ihr Ziel erreichen konnte. Eine der Folgen war, daß sie gelegentlich von Bäumen herabsteigen mußte, auf die sie nie geklettert war. Wie zum Beispiel jetzt. Nach einer Weile erreichte sie den Boden, und ihr finsteres Gesicht warnte vor Kommentaren.
    »Nun, jetzt sind alle da«, sagte Magrat fröhlich.
    Es klappte nicht. Oma Wetterwachs’ Blick verweilte in Kniehöhe, als sie sich der jüngeren Hexe zuwandte.
    »Was hast du da an?« fragte sie scharf.
    »Oh. Oh, ich dachte … Ich meine, dort oben wird’s kalt. Es liegt am Wind und so …« Magrat hatte eine solche Konfrontation gefürchtet und verabscheute die eigene Schwäche. Immerhin handelte es sich um etwas Praktisches. Die Idee war ihr eines Abends gekommen, unter anderem aus folgendem Grund: Herr Lobsang Schnappers Todesritte zum Erreichen der kosmischen Harmonie blieben reine Theorie, solange sich die Beine immer wieder in den Unterröcken verhedderten.
    »Eine Hose ?«
    »Es ist keine gewöhnliche Ho …«
    »Und einige Männer sehen zu«, sagte Oma. »Schäm dich!« »Warum sollte sie sich schämen?« fragte Nanny Ogg und trat näher. »Magrat Knoblauch steht dort … gegabelt«, empörte sich Oma Wetterwachs und schob das spitze Kinn vor. »Das ist in Ordnung, solange sie sich Namen und Adresse des jungen Mannes geben läßt«, erwiderte Nanny Ogg munter.
    »Nanny!« entfuhr es Magrat.
    »Die Hose sieht recht bequem aus«, fuhr Nanny fort. »Allerdings erscheint sie mir ein wenig ausgebeult.«
    »Ich halte nichts davon«, sagte Oma. »Alle können ihre Beine sehen.«
    »Nein«, widersprach Nanny. »Der Stoff ist im Weg.«
    »Aber man kann sehen, wo sich die Beine befinden«, beharrte Oma Wetterwachs.
    »So ein Unsinn«, ließ sich Magrat vernehmen. »Genausogut könnte man behaupten, unter ihrer Kleidung seien die Leute nackt.«
    »Möge man dir verzeihen, Magrat Knoblauch«, sagte Oma Wetterwachs.
    »Es ist doch so!«
    »Für mich gilt das nicht«, stellte Oma fest. »Ich trage drei Unterhemden.«
    Sie musterte Nanny. Auch Gytha Ogg hatte sich kleidungsmäßig aufs Ausland vorbereitet. Oma Wetterwachs sah genau hin und stellte enttäuscht fest, daß es keinen Grund gab, Kritik zu üben.
    »Sieh dir nur deinen Hut an«, murmelte sie schließlich. Nanny kannte Esme seit siebzig Jahren und lächelte.
    »Tolles Ding, nicht wahr?« erwiderte Gytha. »Stammt von Herrn Vernissage, drüben in Schnitte. Ist bis zur Spitze mit Weidenholz verstärkt und weist insgesamt achtzehn Taschen auf. Hält einen Schlag mit ‘nem Hammer aus. Und wie gefällt dir das hier?«
    Nanny hob den Saum ihres Rocks, und

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