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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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– und brach verblüfft ab, als sie die Spitze von Omas Hut zu spüren bekam.
    »Das ist hoch genug«, sagte Esme Wetterwachs.
    »Wenn wir noch etwas höher steigen, sehen wir vielleicht, wohin wir fliegen«, meinte Magrat.
    »Ich dachte, du hättest einen Blick auf Desideratas Karten geworfen«, brummte Oma.
    »Ja, aber von hier oben betrachtet wirkt alles ganz anders«, antwortete Magrat. »Es fehlen erklärende Worte und Pfeile für die Richtung. Wie dem auch sei, ich glaube, wir müssen … dorthin fliegen.«
    »Bist du sicher?«
    Eine solche Frage durfte man keiner Hexe stellen. Und dann kam sie auch noch aus dem Mund von Oma Wetterwachs.
    »Ja«, sagte Magrat.
    Nanny Ogg sah zu den von Wolken umschmiegten Gipfeln.
    »Hier gibt’s viele hohe Berge.«
    Terrassenartig reichten sie empor, stellenweise mit Schnee bedeckt. Wenn jemand in diesen Bereichen der Spitzhornberge versuchte, Ski zu laufen, so verschwand er schon nach wenigen Metern und hinterließ der Nachwelt nur einen rasch verklingenden Schrei. Hier gab es keine Mädchen und jungen Frauen, die Dirndlkleider trugen und fröhlich sangen. Es waren keine freundlichen Berge. In solchen Bergen verbrachten Winter ihren Sommerurlaub.
    »Es führen Pässe und so durchs Gebirge«, sagte Magrat unsicher.
    »Völlig klar«, pflichtete ihr Nanny bei.
     
    Wenn man sich damit auskennt, kann man zwei Spiegel so aufstellen, daß sie sich gegenseitig reflektieren. Wenn Abbilder tatsächlich einen Teil des eigenen Selbst stehlen können, so sind Spiegelbilder von Abbildern imstande, das Ich zu verstärken, es zu füllen und ihm zusätzliche Kraft zu verleihen …
    Bis in die Unendlichkeit wird das Spiegelbild reflektiert. Millionenfach existiert es, und alle Versionen gleichen sich bis ins letzte Detail, sind Entsprechungen des einen Originals.
    Halt, das stimmt nicht ganz.
    Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß Spiegel die Unendlichkeit enthalten.
    Die Unendlichkeit bietet einer erstaunlichen Vielzahl von Dingen Platz.
    Man kann alles darin unterbringen.
    Auch Hunger und Gier.
    Man stelle sich hier Abermilliarden von Spiegelbildern vor – und dort
    nur eine Seele. Spiegel geben viel, aber sie nehmen auch eine Menge.
     
    Unter den Hexen glitten Berge dahin, und ihnen folgten weitere. Wolken wuchsen zusammen, dicht und grau.
    »Wir haben uns bestimmt nicht verirrt«, sagte Magrat. Wohin sie auch blickte – überall sah sie eisverkrustete Felsen. Die drei Besen und ihre Passagiere flogen durch einsame Schluchten, die sich hin und her wanden und sich kaum unterschieden.
    »Ja«, brummte Oma Wetterwachs.
    »Du wolltest nicht höher aufsteigen«, klagte Magrat.
    »Bestimmt fängt’s gleich an zu schneien«, prophezeite Nanny Ogg.
    Der Nachmittag neigte sich dem Ende entgegen. Das Licht floß wie Vanillesoße aus den hohen Tälern.
    »Ich … ich habe hier Dörfer und so erwartet«, vertraute Magrat ihren Begleiterinnen an. »Kleine Siedlungen, wo man hübsche Beispiele der einheimischen Handwerkskunst kaufen und in einfachen Hütten übernachten kann.«
    »Hier oben gibt’s nicht einmal Trolle«, sagte Oma.
    Sie erreichten ein kleines Tal, das wie eine Kerbe in der Flanke des Berges anmutete.
    »Außerdem ist es verdammt kalt«, stellte Nanny Ogg fest. »Die fehlende Handwerkskunst bedaure ich kaum, aber eine einfache Hütte wäre mir jetzt sehr willkommen.«
    Sie landeten. Oma Wetterwachs kletterte von ihrem Besen, betrachtete die Felsen in der Nähe, griff nach einem Stein und schnupperte daran. Sie schritt zu einem Geröllhaufen, der Magrats Ansicht nach wie ein ganz gewöhnlicher Haufen aus Geröll aussah, und stieß ihre Stiefelspitze hier und dort an einen Felsbrocken.
    »Hmm«, kommentierte sie.
    Einige Schneeflocken landeten auf ihrem Hut.
    »Tja«, fügte sie hinzu.
    »Was machst du da, Oma?« fragte Magrat.
    »Ich denke nach.«
    Oma Wetterwachs ging zur einen Seite des Tals, wanderte dort an der steilen Felswand entlang und behielt das Gestein im Auge. Nanny Ogg trat zu ihr.
    »Hier oben?« erkundigte sie sich.
    »Ich glaube schon.«
    »Ist es hier nicht ein bißchen zu hoch für sie?«
    »Die kleinen Burschen sind praktisch überall«, erwiderte Oma. »Einmal grub sich einer von ihnen durch den Boden meiner Küche. Meinte, er sei einem Flöz gefolgt.«
    »Typisch«, sagte Nanny.
    »Wovon redet ihr da?« warf Magrat ein. »Und was findet ihr an dem Geröll so interessant?«
    »Es ist kein Geröll, sondern Schutt«, korrigierte Oma Wetterwachs. Sie näherte

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