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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ihren Willen war sie beeindruckt. Heutzutage bekam man nicht oft Gelegenheit, eine richtige Zwergenhöhle zu sehen. Die meisten Zwerge hatten das Flachland aufgesucht, um in den Städten Geld zu verdienen. Dort war es viel einfacher, ein Zwerg zu sein – man lief nicht ständig Gefahr, sich im Dunkeln mit dem Hammer auf den Daumen zu hauen, und außerdem brauchte man sich keine Sorgen über Preisschwankungen auf dem internationalen Metallmarkt zu machen. Respekt gegenüber der Tradition – daran mangelte es heute. Wie bei den Trollen.
    Inzwischen gab es in Ankh-Morpork mehr Trolle als in den Spitzhornbergen. Oma Wetterwachs hatte nichts gegen Trolle, aber ihr Instinkt sagte ihr: Wenn Trolle damit aufhörten, Anzüge zu tragen und aufrecht zu gehen, wenn sie wieder unter Brücken schliefen, über einsame Wanderer herfielen und sie verschlangen … dann mochte die Welt zu einem besseren und glücklicheren Ort werden.
    »Ich schlage vor, ihr zeigt uns das Problem«, sagte Oma. »›Einsturz‹ bedeutet vermutlich, daß viele Steine heruntergefallen sind, oder?«
    »Wie bitte?« fragte der König.
    Man sagt oft, Eskimos hätten fünfzig verschiedene Wörter für Schnee. 11
    Das stimmt nicht.
    Es heißt auch, das Vokabular von Zwergen enthielte zweihundert Ausdrücke für Steine.
    Solche Behauptungen sind weit übertrieben. Zwerge haben ebensowenig Wörter für Steine wie Fische für Wasser. Sie kennen Bezeichnungen für Eruptiv- und Sedimentgestein, für metamorphen Fels, für Steine, die sich unter den Füßen befinden oder einem auf den Helm fallen, für Felsbrocken, die interessant aussahen und von denen sie schwören konnten, daß sie gestern noch an dieser Stelle gelegen hatten. Doch es fehlt ein Wort für »Stein«. Zeigt man Zwergen irgendeinen beliebigen Stein, so sehen sie ein nicht besonders attraktives Exemplar von kristallinem Sulfit oder Bariumsulfat.
    Oder etwa zweihundert Tonnen unbrauchbaren Schiefer, wie in diesem Fall. Als die Hexen Stollen neun erreichten, sahen sie dort Dutzende von Zwergen, die mit großem Eifer versuchten, die Decke abzustützen und den Schutt fortzuräumen. Einige schluchzten leise.
    »Es ist schrecklich, schrecklich«, jammerte jemand. »Eine schreckliche Sache.«
    Magrat lieh ihm ein Taschentuch, und er putzte sich laut die Nase.
    »Die Verwerfungslinie könnte beeinträchtigt sein, und in dem Fall haben wir das ganze Flöz verloren«, sagte der Zwerg. Ein Kollege klopfte ihm auf den Rücken.
    »Verzweifle nicht. Wir können von Stollen fünfzehn aus einen horizontalen Schacht graben. Wir finden das Flöz wieder, keine Sorge.«
    »Entschuldigt bitte«, warf Magrat ein. »Es sind einige Zwerge verschüttet worden, nicht wahr?«
    »Oh, ja«, bestätigte der König in einem Tonfall, der zeigte, daß er in diesem Umstand nur eine bedauerliche Nebenwirkung der Katastrophe sah. Er schien der Meinung zu sein, daß sich frisches Zwergenmaterial schnell neu besorgen ließ, während der Vorrat an goldhaltigem Felsgestein natürlichen Beschränkungen unterlag.
    Oma Wetterwachs betrachtete den großen Haufen kritisch.
    »Alle anderen müssen den Stollen verlassen«, sagte sie. »Dies ist eine private Angelegenheit.«
    Der König nickte. »Ich verstehe. Ihr möchtet die Geheimnisse eurer Zunft hüten, nicht wahr?«
    »Etwas in der Art.«
    Der König schickte die Zwerge fort und verließ den Tunnel ebenfalls.
    Die Hexen blieben im matten Licht der Laternen zurück. In der Decke knackte es, und einige weitere Steine gesellten sich zu dem Schutthaufen.
    »Hmm«, murmelte Oma Wetterwachs.
    »Jetzt sitzen wir ganz schön in der Patsche«, meinte Nanny Ogg.
    »Alles ist möglich, wenn man nur will«, sagte Oma.
    »Dann empfehle ich dir, mit aller Kraft zu wollen, Esme. Wenn es die Absicht des Schöpfers gewesen wäre, daß wir Felsen mit Hilfe von Magie bewegen, so hätte er nicht die Schaufel erfunden. Als gute Hexe muß man wissen, wann es besser ist, eine Schaufel zu benutzen. Laß die Schubkarre los, Magrat. Du hast überhaupt keine Ahnung, wie man damit umgeht.«
    Magrat Knoblauch überlegte zwei oder drei Sekunden lang. »Warum greifen wir nicht auf den Zauberstab zurück?«
    Oma Wetterwachs schnaufte. »Ha! An diesem Ort? Wer hat jemals davon gehört, daß gute Feen in Bergwerksstollen tätig werden?«
    »Wer unter einem Schutthaufen liegt, hat bestimmt nichts dagegen, von einer guten Fee gerettet zu werden!« erwiderte Magrat hitzig.
    »Ein guter Hinweis«, lobte Nanny Ogg. »Es gibt

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