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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Wort ›Halunken‹ ein.«
    »Echte Gauner sind’s, jawohl«, ereiferte sich Oma. »Ihr hättet hören sollen, wieviel Geld sie für die Reparatur meines Besens verlangten.«
    »Ja, aber du hast nie bezahlt«, wandte Magrat ein.
    »Darum geht’s nicht.« Oma Wetterwachs schüttelte den Kopf. »Man sollte ihnen nicht erlauben, derartige Summen in Rechnung zu stellen. Es ist glatter Diebstahl.«
    »Wie kann es Diebstahl sein, wenn du gar nichts bezahlst?« fragte Magrat.
    »Ich bezahle nie für etwas«, betonte Oma Wetterwachs. »Die Leute lassen mich gar nicht bezahlen. Ist es meine Schuld, wenn man mir dauernd etwas schenken will? Wenn ich über die Straße gehe, bringt man mir frisch gebackene Kuchen oder kühles Bier oder alte Kleidung, die kaum getragen wurde. ›Oh, Frau Wetterwachs, bitte nimm diesen Korb mit Eiern‹, heißt es. Ja, man ist immer sehr nett zu mir. Behandle die Leute gut – dann wirst auch du gut behandelt. So lautet mein Motto. Respekt nennt man so etwas.« Würdevoll hob sie den Kopf. »Eine Hexe, die für etwas bezahlt, wäre keine richtige Hexe mehr.«
    »Was ist das denn?« Nanny holte ein kleines Paket hervor und wickelte es aus. Zum Vorschein kamen mehrere braune, recht harte Scheiben.
    »Meine Güte!« entfuhr es Oma Wetterwachs. »Ich nehme alles zurück. Dies ist das berühmte Zwergenbrot. Sie geben es nicht jedem.«
    Nanny klopfte damit auf den Rand des Bootes, und dabei erklang ein ganz besonderes Geräusch. Um einen Eindruck davon zu gewinnen, stelle man sich folgendes vor: Ein hölzernes Lineal wird über die Schreibtischkante gehalten, nach oben gebogen und dann losgelassen … Es ertönt eine Art Boioioing.
    »Angeblich hält es sich über Jahre hinweg, ohne Schimmel anzusetzen«, sagte Oma Wetterwachs.
    »Es sorgt dafür, daß man viele Tage lang keinen Hunger leidet«, fügte Nanny Ogg hinzu.
    Magrat griff nach einem der runden Fladen und versuchte vergeblich, ihn durchzubrechen.
    »Das soll man essen?« fragte sie.
    »Oh, ich glaube nicht, daß es für eine Mahlzeit bestimmt ist«, antwortete Nanny. »Wie ich eben schon andeutete, es beugt dem Hunger vor, indem …«
    »Indem es einfach nur da ist«, beendete Oma Wetterwachs den begonnenen Satz. »Es heißt …«
    Sie unterbrach sich.
    Zu dem allgemeinen Rauschen des Flusses und dem gelegentlichen Plop von der hohen Decke herabfallender Wassertropfen kam nun ein drittes Geräusch: regelmäßiges Platschen, wie von den Rudern eines anderen Boots.
    »Jemand folgt uns«, flüsterte Magrat.
    Zwei glühende Flecken erschienen am Rand des von der Laterne erhellten Bereichs. Sie entpuppten sich bald als Augen eines kleinen, grauen und irgendwie froschartigen Wesens. Es hockte auf einem Baumstumpf und paddelte den Hexen entgegen.
    Schließlich erreichte es das Boot, griff mit feuchten Fingern nach dem Rand und zog sich hoch, bis sein kummervolles, melancholisches Gesicht auf einer Höhe mit Nanny Oggs argwöhnischer Miene war.
    »‘allo«, sagte das Geschöpf. »‘eute issst mein Geburtssstag.«
    Einige Sekunden lang starrten die drei Hexen sprachlos. Dann packte Oma Wetterwachs ein Ruder und schmetterte es dem Wesen auf den Kopf. Es platschte, und der seltsame Frosch verschwand.
    »Abscheuliches Biest«, brummte Oma, als die Strömung das Boot weitertrug. »Sah mir ganz nach einem Unruhestifter aus.«
    »Ja«, sagte Nanny Ogg. »Besonders auf die schleimigen muß man achten. Bringen nur Ärger.«
    »Ich frage mich, was das Geschöpf wollte«, überlegte Magrat.
    Eine halbe Stunde später ließ das Boot die Höhle hinter sich und schaukelte in einer schmalen Schlucht zwischen hoch aufragenden Felswänden. Sie glitzerten von Eis, und Schnee hatte sich auf einigen Vorsprüngen angesammelt.
    Nanny Ogg sah sich wie beiläufig um, tastete dann in den verborgenen Taschen ihrer vielen Röcke und holte eine kleine Flasche hervor. Kurz darauf gluckerte es.
    »Bestimmt gibt’s hier ein tolles Echo«, sagte sie nach einer Weile.
    »O nein, kommt nicht in Frage«, stieß Oma Wetterwachs hastig hervor.
    »Was kommt nicht in Frage?«
    »Das Lied. Du wirst auf keinen Fall das Lied singen!«
    »Wie bitte, Esme?«
    »Wenn du darauf bestehst, das Lied zu singen, kehre ich sofort heim«, sagte Oma.
    »Welches Lied meinst du?« erkundigte sich Nanny Ogg unschuldig.
    »Du weißt ganz genau, welches Lied ich meine«, entgegnete Oma Wetterwachs scharf. »Du singst es immer dann, wenn du getrunken hast, und vergißt, was sich gehört.«
    »An so ein

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