Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Landschaft.
    Es war jene Art von Landschaft, die sich für ganz bestimmte Geschichten eignete. Geschichten über Wölfe, Knoblauch und ängstliche Frauen. Gemeint sind finstere und durstige Geschichten, die vor dem Mond mit Flügeln schlagen …
    »Vampirusblutsaugus«, kam es leise von Nannys Lippen.
    »Wie bitte?« fragte Magrat.
    »Das fremdländische Wort für ›Fledermaus‹.«
    »Ich mag Fledermäuse«, meinte Magrat. »Solange sie mir nicht zu nahe kommen.«
    Die Hexen stellten fest, daß sie wie durch eine stillschweigende Übereinkunft näher beieinander flogen.
    »Ich habe Hunger«, gab Oma Wetterwachs bekannt. »Und bitte erwähnt keine Kürbisse.«
    »Wie wär’s mit Zwergenbrot?« fragte Nanny.
    »Zwergenbrot?« Oma Wetterwachs schauderte. »Ich möchte etwas, das in diesem Jahr zubereitet worden ist.«
    Erneut flogen sie an einem Schloß vorbei, das den ganzen Platz auf einem weit emporragenden Felsen beanspruchte.
    »Wir sollten nach einem Dorf oder so suchen«, ließ sich Magrat vernehmen.
    »Ich schätze, wir müssen uns mit dem dort unten begnügen«, sagte Oma.
    Sie blickten in die Tiefe. Es war nicht in dem Sinne ein Dorf, eher eine Ansammlung kleiner Häuser auf einer Lichtung im Wald. Der Ort wirkte so freudlos wie ein kalter, leerer Kamin, doch die Schatten der Berge wurden immer länger, und etwas an der Landschaft riet von nächtlichen Flügen ab.
    »Es scheinen nicht viele Leute unterwegs zu sein«, stellte Oma Wetterwachs fest.
    »Möglicherweise kehrt man hier früh heim«, vermutete Nanny Ogg.
    »Die Sonne geht gerade erst unter«, sagte Magrat. »Vielleicht sollten wir das Schloß aufsuchen.«
    Die drei Hexen sahen zum Schloß.
    »Äh, nein«, sagte Oma langsam und sprach für sie alle. »Ich glaube, das ist nicht nötig.«
    Sie landeten dort, wo sie den Marktplatz des Dorfes vermuteten. Irgendwo hinter den Gebäuden bellte ein Hund. Zwei Fensterläden schlossen sich mit einem Knall.
    »Sehr freundlich«, sagte Oma und schritt zum größten Haus. Über der Tür hing ein Schild, doch die Aufschrift blieb unter einer dicken Patina aus Ruß verborgen. Sie klopfte an mit energischer Faust.
    »Aufmachen!« befahl Oma Wetterwachs.
    »Nein, nein, nein.« Magrat schüttelte den Kopf, trat neben Oma und klopfte etwas freundlicher. »Entschuldigung! Bona fide Reisende!«
    »Bona was?« fragte Nanny.
    »So lautet der richtige Ausdruck«, behauptete Magrat. »Jede Herberge muß Bona fide Reisende hereinlassen und ihnen Obdach gewähren.«
    »Tatsächlich?« erwiderte Nanny interessiert. »Klingt wissenswert.«
    Die Tür blieb geschlossen.
    »Laßt es mich mal versuchen«, sagte Nanny. »Ich kenne ebenfalls einige fremdländische Ausdrücke.«
    Sie hämmerte an die Tür.
    »Öffneh-wu, undzwarfix, hopp-hopp, schnell-schnell«, intonierte sie.
    Oma Wetterwachs lauschte aufmerksam.
    »So hört sich die fremdländische Sprache an?«
    »Mein Enkel Shane ist Seemann«, erklärte Nanny Ogg. »Du würdest staunen, wie viele ausländische Worte er gelernt hat.«
    »Ja«, erwiderte Oma vage. »Und ich hoffe, er hat mit ihnen mehr Erfolg.«
    Erneut klopfte sie an, und diesmal öffnete sich die Tür, ganz langsam. Ein blasses Gesicht spähte nach draußen.
    »Entschuldige bitte …«, begann Magrat.
    Oma Wetterwachs stieß die Pforte ganz auf. Der Eigentümer des Gesichts hing daran. Ganz deutlich konnten sie hören, wie seine Stiefel über den Boden kratzten, als er mit Nachdruck nach hinten geschoben wurde.
    »Dieses Haus sei gesegnet«, sagte Oma beiläufig. Solche einleitenden Bemerkungen gereichten einer Hexe immer zum Vorteil. Die Hausbesitzer dachten dann daran, daß die Besucherin dem Haus auch anders wünschen könnte, und erinnerten sich ziemlich schnell an frisch gebackenen Kuchen, knuspriges Brot, kaum abgetragene Kleidung und dergleichen. Es war wirklich erstaunlich, wie schnell sich solche Gedächtnislücken schlossen.
    Alles deutete darauf hin, daß dieses Haus jede Art von Segen gut gebrauchen konnte.
    Es war eine Herberge, doch die Hexen hatten nie einen freudloseren Ort gesehen. Dennoch war er bemerkenswert bevölkert. Bänke standen an den Wänden. Darauf saßen bleiche Leute und beäugten neugierig die Neuankömmlinge.
    Nanny Ogg schnupperte.
    »Potzblitz«, sagte sie. »Wenn das kein Knoblauch ist …« Tatsächlich hingen dicke Knollenbündel von allen Deckenbalken herab. »Ich finde, daß man nie genug Knoblauch haben kann. Tja, jetzt gefällt’s mir hier schon viel besser.«
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher