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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sie das Gefühl, sie bekommen zu müssen.«
    »Klingt sehr verdächtig«, meinte Oma Wetterwachs.
    »Ich erinnere mich an den alten Willi Wohlig aus Weidenquelle.« Nanny legte das Brotmesser beiseite. »War ganz verrückt nach schwarzen Knopfstiefeln. Sammelte die Dinger. Wenn er jemanden mit neuen Stiefeln vorbeigehen sah, geriet er ganz aus dem Häuschen.«
    »Ich schätze, Zwerge sind nicht ganz so, äh, raffiniert«, sagte Oma. »Vielleicht wollen sie daraus trinken«, überlegte Nanny laut. »Aus ihnen trinken?« wiederholte Magrat verblüfft. »Tja, im Ausland gibt’s komische Sitten«, erklärte Nanny. »Zum Beispiel trinkt man sprudelnden Wein aus Damenstiefeln.«
    Drei Blicke wanderten zu Nannys Stiefeln. Nicht einmal ihre Besitzerin konnte sich vorstellen, warum jemand den Wunsch verspüren sollte, aus ihnen zu trinken.
    »Meine Güte«, murmelte Nanny Ogg. »Die sind ja noch viel raffinierter als der alte Willi Wohlig.«
    »Sie scheinen recht verwirrt zu sein«, sagte Magrat. »Die Zwerge, meine ich.«
    »Kein Wunder. Immerhin verspürt man nicht jeden Tag den Wunsch, einer anständigen Hexe die Stiefel auszuziehen. Klingt ganz nach einer herumflatternden, außer Rand und Band geratenen Geschichte.« Oma Wetterwachs holte tief Luft. »Ich glaube, wir sollten mit den Zwergen sprechen.«
    Sie schritt durch den Flur und öffnete die Tür.
    »Nun?« fragte sie scharf.
    Einmal mehr wichen die Zwerge zurück, diesmal sogar noch etwas weiter. Stimmen flüsterten; Ellenbogen bohrten sich in Rippen. Leise Kommentare waren zu hören, etwa »Nein, du« und »Ich habe beim letztenmal gefragt«. Schließlich wurde ein Zwerg nach vorn geschoben. Vielleicht war es der gleiche wie vorher – bei Zwergen ließ sich das kaum feststellen.
    »Äh«, sagte er. »Äh. Stiefel?«
    »Wo für ?« erkundigte sich Oma.
    Der Zwerg kratzte sich am Kopf. »Weiß es leider nicht. Um ganz ehrlich zu sein. Wir haben uns die gleiche Frage gestellt. Unsere Schicht im Kohlebergwerk war gerade zu Ende, als wir sahen, wie das Bauernhaus auf die Hexe fiel, und da … nun …«
    »Ihr hieltet es einfach für richtig, hierherzukommen und euch die Stiefel zu schnappen?« fragte Oma.
    Ein erleichtertes Lächeln wischte die Anspannung aus der Zwergenmiene.
    »Ja, das stimmt!« bestätigte er. »Und etwas veranlaßte uns, das Ding-dong-Lied zu singen. Allerdings … Eigentlich sollte die Hexe zerquetscht sein. Damit wollen wir niemandem zu nahe treten«, fügte der Zwerg rasch hinzu.
    »Die Verstärkungen aus Weidenholz haben mich gerettet«, erklang eine Stimme hinter Oma Wetterwachs. »Sind ihr Gewicht in Gold wert.«
    Oma starrte eine Zeitlang ins Leere, schließlich lächelte sie.
    »Ihr solltet hereinkommen«, sagte sie zu den Zwergen. »Ich möchte euch einige Fragen stellen.«
    Unsicheres Schweigen folgte diesen Worten.
    »Äh«, antwortete der Zwergensprecher.
    »Bereitet es euch Unbehagen, ein Haus zu betreten, in dem sich Hexen aufhalten?« vermutete Oma Wetterwachs.
    Der zum Sprecher bestimmte Zwerg nickte und lief rot an. Hinter Oma wechselten Magrat und Nanny Ogg einen verwunderten Blick. Irgend etwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu. Die Zwerge in den Bergen fürchteten sich nicht vor Hexen. Man hatte Schwierigkeiten, sie daran zu hindern, sich in der Küche durch den Boden zu graben.
    »Ich schätze, ihr seid schon lang nicht mehr in den Bergen gewesen«, sagte Oma.
    »Hier unten gibt’s ein vielversprechendes Kohleflöz«, erwiderte der Zwerg und drehte wieder den Helm hin und er.
    »Wahrscheinlich ist es schon lange her, seit ihr zum letztenmal richtiges Zwergenbrot gegessen habt«, fuhr Oma fort.
    Die Augen des Zwergensprechers trübten sich.
    »Aus dem besten Grus gebacken, von eurer Mutter, die mehrmals darauf herumsprang«, sagte Oma.
    Die Zwergenschar seufzte.
    »Hier unten können wir uns kein richtiges Brot besorgen«, klagte der Sprecher und blickte dabei zu Boden. »Vielleicht liegt’s am Wasser oder so. Nach kaum einem Jahr zerbröckelt’s.«
    »Außerdem verwendet man hier Mehl«, kritisierte ein anderer Zwerg.
    »Und es kommt noch schlimmer«, ertönte es irgendwo in der Gruppe. »Der Bäcker in Gennua steckt sogar getrocknete Früchte in den Teig.«
    »Nun …« Oma Wetterwachs rieb sich die Hände. »Vielleicht bin ich imstande, euch zu helfen. Vielleicht können wir etwas Zwergenbrot mit euch teilen.«
    »Ausgeschlossen.« Der Sprecher schüttelte den Kopf. »Bestimmt hast du kein richtiges Zwergenbrot.

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