Total verhext
Alkohol. Nach dem sechsten Glas fühlte ich mich deutlich benommen.«
»Irgend etwas muß man trinken«, erwiderte Magrat in einem besänftigenden Tonfall. »Wie dem auch sei, ich bin durstig.« Sie sah in Richtung Theke. »Vielleicht gibt es Fruchtbecher oder dergleichen.«
»Da bin ich sicher«, sagte Nanny. Sie stand auf, blickte zu den vielen Gestalten vor dem Tresen und zog eine Nadel aus dem Hut. »Bin gleich wieder da.«
Die beiden anderen Hexen blieben am Tisch zurück. Esme Wetterwachs starrte entschlossen geradeaus.
»Du solltest dich nicht so sehr darüber ärgern, daß die Leute keinen Respekt zeigen.« Magrats Worte sollten eine beruhigende Wirkung erzielen, aber sie goß nur Öl in Omas inneres Feuer. »Mir begegnet man fast nie mit Respekt. Eigentlich ist es gar nicht so schlimm.«
»Wer keinen Respekt genießt, ist überhaupt nichts«, entgegnete Oma Wetterwachs.
»Oh, ich weiß nicht«, sagte Magrat. »Ich bin trotzdem gut zurechtgekommen.«
»Weil du nichts weiter bist als ein Küken, Magrat Knoblauch«, stellte Oma fest.
Eine kurze, heiße Stille folgte, und darin hallten Worte wider, die eigentlich nur im mentalen Kosmos existieren durften. Von der Theke kam mehrmaliges überraschtes und auch schmerzerfülltes Schnaufen.
Ich weiß, daß sie immer so über mich gedacht hat, fuhr es Magrat durch den Sinn. Aber ich habe nie damit gerechnet, daß sie es ausspricht. Und Oma wird sich nicht entschuldigen, weil sie gar nicht weiß, wie man das macht. Sie geht einfach davon aus, daß andere Leute derartige Bemerkungen früher oder später vergessen. Ich wollte nur freundlich sein, doch die Freundlichkeit prallt einfach von ihr ab.
»Da bin ich.« Nanny Ogg kam mit einem Tablett aus der Menge. »Und ich bringe Cocktails mit Früchten.«
Sie setzte sich und musterte ihre beiden Kolleginnen nacheinander.
»Mit Bananen drin«, sagte sie in der Hoffnung, Interesse zu wecken. »Unser Shane hat einmal eine Banane mitgebracht. Meine Güte, alle lachten, als sie das Ding sahen. Nun, ich habe den Wirt gefragt: ›Welche Getränke werden hier getrunken?‹ Und daraufhin gab er mir das hier. Wird aus Bananen hergestellt. Ist sozusagen Bananensaft. Gefällt euch bestimmt. Alle trinken es hier. Sind Bananen drin.«
»Die Flüssigkeit hat ein … ziemlich starkes Aroma«, sagte Magrat, nachdem sie vorsichtig einen Schluck probiert hatte. »Enthält sie auch Zucker?«
»Das halte ich für sehr wahrscheinlich«, erwiderte Nanny. Einige Sekunden lang sah sie Oma an, auf deren Stirn die Falten kleine Täler bildeten. Dann hob sie den Stift zum Mund und befeuchtete das eine Ende wie ein Profi.
Aber die hiesigigen Getränke sinnet sehr gut und billig, eins heißt Bananenklau und besteht hauptsächlich aus Rum mit Banananen 19 drin. Ich spüre ganz deutlich wie gut es mir tuet. Es isset ziemlich foicht hier, hoffentlich finden wir ein Quartier für heute nacht aber sicher brauche ich mir keine Sorgen zu machigen denn Oma fällt immer auf die Füße wenn nicht auf ihre eigenen so auf die von jemand anders. Ich habige ein Bild von einem Banananengetränk gezeichnet, man kann ganz deutlich sehen das Glas isset vollkommen leer. In Liebe, Mama XXXX
Letztendlich fanden sie einen Stall. Nanny Ogg wies fröhlich darauf hin, dieses Quartier sei zweifellos wärmer und hygienischer als irgendeine Herberge. Millionen von Leuten hätten ihren rechten Arm für einen so komfortablen und trockenen Schlafplatz geopfert.
Doch mit derartigen Hinweisen konnte sie keine bessere Atmosphäre schaffen. Um das Eis zu brechen, hätte Nanny einen Schweißbrenner benötigt. Hexen vertragen sich nicht so ohne weiteres.
Magrat lag wach, benutzte den Beutel mit Kleidungsstücken als Kissen und lauschte dem Prasseln des Regens, der warm aufs Dach fiel.
Es hat bereits falsch begonnen, dachte sie. Ich hätte nicht zulassen dürfen, daß sie mich begleiten. Ich bin durchaus fähig, allein damit fertig zu werden, aber sie behandeln mich immer wie ein … wie ein Küken. Warum erdulde ich es eigentlich, daß Oma entweder schmollt oder lästert? Was ist so Besonderes an ihr? Was auch immer Nanny sagt: Sie beschwört gar keine Magie. Nein, sie schreit nur herum und schikaniert. Und was Nanny betrifft … Sie meint es gut, aber sie hat nicht das geringste Verantwortungsgefühl. Meine Güte, ich wäre am liebsten im Boden versunken, als sie in der Taverne das Igel-Lied sang. Hoffentlich haben die Leute nicht verstanden, worum’s ging.
Ich bin
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