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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hier die gute Fee. Wir sind hier nicht zu Hause. Und im Ausland kann man die Dinge auch auf andere Art erledigen.
     
    Magrat stand auf, als das erste Licht des neuen Tages die Dunkelheit der Nacht verdrängte. Die beiden anderen Hexen schliefen noch – wenn man die von Oma Wetterwachs verursachten Geräusche »Schlafen« nennen konnte.
    Sie zog ihr bestes Kleid an, das aus grüner Seide bestand und leider völlig zerknittert war. Anschließend öffnete sie ein spezielles Paket und holte ihren okkulten Schmuck hervor. Magrat kaufte okkulten Schmuck, um sich davon abzulenken, Magrat zu sein. Daheim hatte sie drei große Schatullen mit dem Zeug gefüllt und war noch immer genau die gleiche Person.
    Sie zupfte sich das Stroh aus dem Haar. Und holte den Zauberstab hervor.
    Die junge Hexe – die gute Fee – bedauerte es, daß sie ihr Erscheinungsbild nicht in einem Spiegel überprüfen konnte.
    »Ich habe den Zauberstab«, murmelte sie. »Brauche ich etwa Hilfe? Nein. Desiderata hat mich extra aufgefordert, den anderen beiden zu sagen, daß sie nicht helfen sollen.«
    Ein Teil ihres Selbst wunderte sich darüber. Wenn man Oma Wetterwachs und Nanny Ogg aufforderte, nicht zu helfen, so konnte man sicher sein, daß sie Hilfe gewährten. Magrat fand es erstaunlich, daß der ansonsten sehr klugen Desiderata ein solcher Fehler unterlaufen war. Wahrscheinlich verfügte sie ebenfalls über eine Psychologie – was immer das sein mochte.
    Ganz leise, um ihre Kolleginnen nicht zu wecken, öffnete sie die Tür und trat nach draußen in die feuchte Luft. Sie hielt den Zauberstab hoch und war bereit, der Welt zu geben, was sie sich wünschte.
    Es konnte nicht schaden, wenn es bei einigen dieser Wünsche um Kürbisse ging.
    Nanny Ogg hob das eine Lid, als sich die Tür mit dumpfem Knarren schloß.
    Sie setzte sich auf und gähnte herzhaft. Nach einigen Sekunden nahm sie den Hut ab, griff hinein und zog die Pfeife aus einer der vielen Taschen. Dann gab sie Oma Wetterwachs einen Stoß.
    »Ich schlafe nicht«, verkündete Esme.
    »Magrat ist allein aufgebrochen.« »Ha!« »Und ich besorge mir jetzt etwas zu essen«, murmelte Nanny. Es hatte keinen Sinn, mit Oma zu reden, wenn sie in einer solchen Stimmung war.
    Sie erhob sich. Greebo sprang von einem Balken und landete auf ihrer Schulter.
    Nanny Ogg, natürliche Optimistin, trat nach draußen, um das zu nehmen, was ihr die Zukunft bot.
    Vorzugsweise mit Rum und Bananen drin.
     
    Das Haus war nicht schwer zu finden. Desideratas Notizen beschrieben den Weg detailliert.
    Magrat betrachtete die hohen weißen Mauern und üppig verzierten Balkone. Sie versuchte, einige Falten in ihrem Kleid zu glätten, strich mehrere widerspenstige Strähnen hinter die Ohren, schritt zur Tür und klopfte an.
    Der Türklopfer brach ab.
    Erschrocken blickte sie sich um und hielt nach Leuten Ausschau, die ihren Vandalismus beobachtet haben mochten. Ebenso hastig wie ungeschickt versuchte sie, den Klopfer wieder am Portal zu befestigen. Er löste sich erneut, fiel zu Boden und schlug ein Stück aus der Marmorstufe.
    Schließlich klopfte Magrat mit den Fingerknöcheln an. Sie bewirkte damit nur, daß Staub aufwallte und eine dichte Wolke bildete.
    Die junge Hexe überlegte. Sie war ziemlich sicher, daß gute Feen keine Zettel unter die Tür schoben, auf denen geschrieben stand: »Habe Sie vergeblich zu erreichen versucht. Bitte rufen Sie in der Zentrale an, um einen neuen Termin zu vereinbaren.« Nun, ein solches Gebäude konnte unmöglich leer sein. Normalerweise wimmelte es darin von Bediensteten.
    Kies knirschte unter Magrats Stiefeln, als sie an den hohen weißen Mauern entlangging. Sie wollte es mit der Hintertür versuchen. Mit Hintertüren kannten sich Hexen viel besser aus …
     
    Das galt besonders für Nanny Ogg. Sie näherte sich nun dem rückwärtigen Eingang des Palastes. Es fiel ihr überhaupt nicht schwer, sich Zugang zu verschaffen. Dieses Schloß unterschied sich von denen daheim. Die Schlösser in Nannys Heimat waren gebaut, um das Drinnen und Draußen klar voneinander zu trennen. Dieses hier war eine Art Märchenschloß mit Zuckerguß-Zinnen und dünnen, hohen Türmchen. Außerdem achtete niemand auf kleine alte Frauen. Kleine alte Frauen waren per definitionem harmlos – obwohl diese Definition in einigen Dörfern, die als Zwischenstation bei einer gewissen Hexenreise gedient hatten, überarbeitet wurde.
    Nanny Ogg verglich Schlösser mit Schwänen. Sie schienen majestätisch durchs

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