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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nun gespannt darauf warteten, was als nächstes passierte.
    »In meiner Heimat nennen wir so etwas Hexerei«, sagte Nanny leise.
    »In meiner spricht man von Voodoo«, erwiderte Frau Gogol.
    Die Falten gruben sich tiefer in Nannys Stirn.
    »Geht es dabei nicht um Puppen und Tote und so?« erkundigte sie sich.
    »Bedeutet Hexerei nicht, nackt herumzulaufen und Leute mit Nadeln zu pieksen?« entgegnete Frau Gogol ruhig.
    »Ah«, meinte Nanny. »Ich verstehe.«
    Sie rutschte ein wenig zur Seite, als sich Unbehagen in ihr regte. Im großen und ganzen war sie eine ehrliche Frau.
    »Ich muß allerdings zugeben …« Sie zögerte kurz. »Ab und zu verwende ich tatsächlich eine Nadel …«
    Frau Gogol nickte ernst. »Na schön. Manchmal leiste ich mir einen Zombie.«
    »Aber nur, wenn mir nichts anderes übrigbleibt.«
    »Natürlich. Wenn nichts anderes übrigbleibt.«
    »Wenn, äh, die Leute keinen Respekt zeigen oder so.« »Wenn das Haus gestrichen werden muß.« Nanny grinste, und Frau Gogols Lächeln zeigte, daß sie der Hexe in Hinsicht auf die Zähne um den Faktor dreißig überlegen war.
    »Mein voller Name lautet Gytha Ogg. Man nennt mich Nanny.«
    »Mein voller Name lautet Erzulie Gogol. Man nennt mich Frau Gogol.«
    »So wie ich die Sache sehe …«, sagte Nanny. »Dieser Ort gehört zum Ausland, und vielleicht gibt’s hier andere Arten von Magie. Ist doch ganz klar. Die Bäume sind anders. Die Leute sind anders. Die Getränke sind anders und werden mit Bananen drin serviert. Also ist auch die Magie anders. Und ich dachte mir, Gytha, du bist zwar ein altes Mädchen, aber das bedeutet keineswegs, daß du nichts mehr hinzulernen kannst.«
    »Man lernt nie aus.«
    »Mit der Stadt stimmt etwas nicht. Ich hab’s sofort gespürt.«
    Frau Gogol nickte.
    Die beiden Frauen pafften stumm.
    Draußen klimperte etwas, ein nachdenkliches Schweigen folgte.
    Dann erklang eine Stimme. »Gytha Ogg? Ich weiß, daß du da drin bist.«
    Der Schemen von Frau Gogol nahm die Pfeife aus dem Mund.
    »Nicht übel«, sagte sie anerkennend. »Da hat jemand einen gut entwikkelten Geschmackssinn.«
    Eine Hand zog die Plane beiseite.
    »Hallo, Esme«, sagte Nanny.
    »Dieses … Zelt sei gesegnet«, sagte Oma Wetterwachs und spähte in die Dunkelheit. »Das ist Frau Gogol«, stellte Nanny vor. »Eine Voodoo-Frau. So heißen die hiesigen Hexen.«
    »Es gibt hier noch andere«, sagte Oma.
    »Es hat Frau Gogol sehr beeindruckt, daß es dir gelungen ist, mich hier drin zu entdecken«, meinte Nanny.
    »Das war nicht schwer«, antwortete Oma. »Greebo saß draußen und putzte sich.«
     
    Während sie in der Düsternis saßen, malte Nanny ein geistiges Bild von Frau Gogol als eine Art Greisin. Sie war überrascht, als die Voodoo-Magierin nach draußen trat und sich als attraktive Frau in mittleren Jahren entpuppte. Sie war etwas größer als Oma Wetterwachs, trug goldene Ohrringe, eine weiße Bluse und einen roten Rock mit Rüschen. Nanny fühlte Esmes Mißbilligung. Was auch immer die Leute über Frauen mit roten Schuhen sagten, bestimmt fanden sie noch viel eindrucksvollere Worte für Frauen mit roten Röcken.
    Erzulie blieb stehen und hob den Arm. Flügel schlugen.
    Greebo war unterwürfig um Nannys Beine gestrichen, doch jetzt sah er auf und fauchte. Ein bemerkenswert großer und schwarzer Hahn landete auf Frau Gogols Schulter. Das Geschöpf musterte Gytha mit dem intelligentesten Blick, den sie jemals bei einem Tier beobachtet hatte.
    »Meine Güte!« entfuhr es ihr. »Das ist der größte Kräher, der mir je unter die Augen gekommen ist, und ich habe einige gesehen, das könnt ihr mir glauben!«
    Frau Gogol wölbte kritisch eine Braue.
    »Ihr fehlt das, was man als ›richtige Erziehung‹ bezeichnet«, sagte Oma Wetterwachs.
    »Immerhin bin ich in unmittelbarer Nähe einer Hühnerfarm aufgewachsen, wollte ich hinzufügen«, betonte Nanny. »Was habt ihr denn gedacht?«
    »Das ist Legba, ein dunkler und gefährlicher Geist«, sagte Frau Gogol. Sie beugte sich näher und sprach leise aus dem Mundwinkel, als sie fortfuhr: »Unter uns: Eigentlich ist er nichts weiter als ein großer schwarzer Hahn. Aber du weißt ja, wie wichtig es sein kann, zu beeindrucken.«
    »Aufs richtige Imitsch kommt’s an«, pflichtete Nanny der Voodoo-Frau bei. »Wenn ich vorstellen darf – Greebo. Unter uns gesagt, er ist ein Dämon aus der Hölle.«
    »Kein Wunder«, erwiderte Frau Gogol und nickte. »Immerhin ist er ein Kater.«
     
    Lieber Jason und alle,
es

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