Total verhext
aus dem Jenseits zurückkehren wollte. Nur mit einem schrecklich intensiven Verlangen konnte man das Grab überwinden …
Samstags Augen brannten.
Oma traf eine Entscheidung und streckte die Hand aus.
»Freut mich, dich kennenzulernen, Herr Samstag«, sagte sie. »Und jetzt möchte ich deinen Eintopf probieren.«
»Die richtige Bezeichnung lautet Gumbo«, dozierte Nanny Ogg. »Es sind auch Fliegenfänger drin.«
»Ich weiß genau, daß Fliegenfänger Pflanzen sind, herzlichen Dank«, sagte Oma. »Ich bin nicht annähernd so dumm, wie du zu glauben scheinst.«
»Na schön.« Nanny lächelte. »Aber laß dir auch einige Schlangenköpfe geben. Sind besonders lecker.«
»Was für eine Pflanze ist das?« fragte Oma argwöhnisch.
»Ach, iß einfach«, erwiderte Nanny.
Sie saßen auf der hölzernen Veranda von Frau Gogols Hütte, und vor ihnen erstreckte sich der Sumpf. Moosfladen hingen Bärten gleich vonZweigen und Ästen herab. Im grünen Dickicht verborgene Insekten summten. Hier und dort zeigten sich die charakteristischen V-förmigen Wellen im dunklen Wasser.
»Ich schätze, nach Sonnenuntergang wird’s hier ziemlich interessant«, spekulierte Nanny.
Samstag betrat die Hütte und kehrte mit einer Angelrute zurück. Er schob einen Köder auf den Haken und brachte dann die Leine aus. Anschließend schien er sich regelrecht abzuschalten – niemand hat mehr Geduld als ein Zombie.
Frau Gogol lehnte sich im Schaukelstuhl zurück und zündete die Pfeife an.
»Einst war Gennua eine prächtige Stadt«, sagte sie.
»Was ist damit passiert?« fragte Nanny.
Greebo hatte gewisse Schwierigkeiten mit dem Hahn Legba.
Zum Beispiel lehnte es der Vogel hartnäckig ab, sich ängstigen zu lassen. Greebo konnte den meisten Wesen auf der Scheibenwelt Angst einjagen, selbst Geschöpfen, die ein ganzes Stück größer waren als er. In diesem Fall versagten die Methoden, mit denen er sonst immer einen Erfolg erzielte. Er gähnte, starrte und offenbarte ein Lächeln, das langsam zu einem breiten Grinsen wuchs, aber Legba schielte einfach nur über seinen Schnabel und kratzte wie beiläufig im Boden, wodurch er die Aufmerksamkeit des Beobachters auf seine fünf Zentimeter langen Sporne lenkte.
Die letzte Möglichkeit war der Hechtsprung. Er funktionierte fast immer. Nur wenige Tiere blieben gelassen, wenn sie sich mit einer krallenbewehrten und fauchenden Pelzkugel konfrontiert sahen. Doch hier mochte das Ergebnis eine zerkratzte Pelzkugel sein.
Katze und Hahn wanderten durch den Sumpf, als würden sie überhaupt nicht auf den potentiellen Gegner achten.
Hier und dort schnatterte es in den Bäumen. Kleine, bunt schillernde Vögel flatterten umher. Greebo beobachtete sie verdrossen und beschloß, ihnen später eine Lektion zu erteilen.
Er drehte den Kopf …
Legba war verschwunden.
Greebos Rückenfell sträubte sich.
Vögel zwitscherten, und Insekten summten – aber weit weg. Hier herrschte eine heiße, dunkle, drückende Stille, und die Bäume drängten sich zusammen.
Greebo sah sich um.
Er stand auf einer Lichtung. An ihrem Rand hingen Bänder, Knochen, Töpfe und andere Gegenstände in Bäumen und Büschen.
In der Mitte der Lichtung erhob sich eine Art Vogelscheuche. Ein Pfahl mit eine Querlatte, der jemand einen alten schwarzen Mantel übergestreift hatte. Die Spitze des Pfahls trug einen Zylinder, und darauf hockte Legba.
Leichter Wind flüsterte über die Lichtung und bewegte den Mantel.
Greebo erinnerte sich. Einmal hatte er eine Ratte in die Dorfmühle verfolgt und festgestellt, daß ein eben noch harmlos anmutendes Zimmer plötzlich zu einer komplexen Maschinerie wurde – die geringste Unaufmerksamkeit konnte ihm erbarmungslosen Tod bringen.
Die Luft brutzelte. Und das Fell des Katers sträubte sich noch mehr.
Nach einer Weile drehte sich Greebo um und stolzierte würdevoll davon, bis er glaubte, außer Sicht zu sein. Dann raste er so schnell los, daß seine Beine nur noch Schemen waren.
Später erschreckte er einige Alligatoren mit seinem Grinsen, aber er fand keinen rechten Gefallen daran.
Auf der Lichtung geriet erneut der Mantel in Bewegung, und dann regte er sich nicht mehr, was aus irgendeinem Grund noch schlimmer war.
Legba beobachtete. Die Luft schien immer dichter zu werden, wie vor einem Unwetter.
»Ja, einst war dies eine prächtige Stadt, in der man glücklich sein konnte«, sagte Frau Gogol. »Niemand versuchte, Glück zu schaffen. Es geschah einfach, von ganz allein. Damals
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