Total verhext
Optimisten« bezeichnete. 23
»Wie heißt du?« fragte sie über die Schulter hinweg.
»Magrat«, antwortete Magrat und setzte sich.
»Das ist ein … hübscher Name«, sagte Ella höflich. »Meinen kennst du natürlich. Ach, ich verbringe soviel Zeit damit, über diesem armseligen Feuer zu kochen, daß mich Frau Nett ›Asche‹ nennt. Albern, nicht wahr?«
Asche, wiederholte Magrat in Gedanken. Ich bin die gute Fee eines Mädchens, dessen Spitzname nach Kehricht klingt.
»Etwas mehr Phantasie könnte nicht schaden«, erwiderte sie.
»Ich bringe es einfach nicht über mich, sie darauf hinzuweisen«, meinte Ella. »Frau Nett hält den Namen für lustig. Meiner Meinung nach hört er sich nach Kehricht an.«
»Oh, das würde ich nicht sagen«, log Magrat. »Äh. Wer ist Frau Nett?«
»Die Chefköchin im Palast. Sie kommt hierher, um mich aufzumuntern. Natürlich nur dann, wenn sie nicht da sind …«
Ella wirbelte herum und hielt den schwarzen Kessel wie eine Waffe.
»Ich gehe nicht zum Ball!« rief sie. »Ich werde den Prinzen nicht heiraten!
Verstehst du?«
Die Worte waren so hart wie Stahlblöcke.
»Ich erhebe keine Einwände!« versicherte Magrat rasch. Die jähe emotionale Explosion war wie ein Schock für sie.
»Er sieht irgendwie glitschig aus«, verkündete Ella düster. »Bei seinem Anblick läuft’s mir kalt über den Rücken. Es heißt, er hätte seltsame Augen. Und alle wissen, was er nachts treibt!«
Alle – bis auf mich, fuhr es Magrat durch den Sinn. Mir erzählt man so etwas nicht.
»Nun«, sagte sie laut, »es sollte eigentlich nicht schwer sein, die Hochzeit zu verhindern. Normalerweise wird’s nur dann schwierig, wenn ein Mädchen einen Prinzen heiraten möchte.«
»In meinem Fall sieht die Sache ganz anders aus«, klagte Ella. »Es ist schon alles vorbereitet. Die andere Fee hat mich mehrmals darauf hingewiesen, daß mir keine Wahl bleibt. Angeblich verlangt mein Schicksal eine Ehe mit dem Prinzen.«
»Die andere Fee?« fragte Magrat unsicher.
»Es sind immer zwei«, erklärte die junge Frau. »Die gute Fee und die böse. Das weißt du doch. Übrigens, welche bist du?« Magrats Gedanken rasten.
»Oh, die gute. Daran kann gar kein Zweifel bestehen.«
»Komisch«, murmelte Ella. »Das hat die andere auch gesagt.«
Oma Wetterwachs saß in einer für sie typischen Haltung: die Knie aneinandergepreßt, die Ellenbogen angezogen – auf diese Weise offenbarte sie der Außenwelt so wenig wie möglich von sich.
»Donnerwetter«, sagte Nanny Ogg und putzte ihren Teller mit etwas, von dem Oma hoffte, daß es Brot war. »Es schmeckt wundervoll. Du solltest davon probieren, Esme.«
»Wie wär’s mit einer weiteren Portion, Frau Ogg?« fragte Frau Gogol.
»Sehr gern.« Nannys Ellenbogen bohrte sich in Omas Rippen. »Es ist wirklich ausgezeichnet, Esme. Wie Eintopf.«
Frau Gogol neigte den Kopf zur Seite und musterte Oma.
»Ich glaube, Frau Wetterwachs’ Unbehagen gilt nicht etwa dem Essen, sondern der Bedienung«, sagte sie.
Ein Schatten fiel auf Nanny Ogg, und eine graue Hand griff nach ihrem Teller.
Oma Wetterwachs hüstelte.
»Ich habe nichts gegen Tote«, meinte sie. »Einige meiner besten Freunde sind tot. Aber mir scheint es nicht richtig zu sein, daß Tote umherlaufen.«
Nanny Ogg sah zu der Gestalt, die ihren Teller zum drittenmal mit einer geheimnisvollen Flüssigkeit füllte.
»Was hältst du davon, Herr Zombie?«
»Es ist ein großartiges Leben, Frau Ogg«, antwortete der Zombie.
»Na bitte. Hast du gehört, Esme? Es macht ihm nichts aus. Ist bestimmt besser, als dauernd in einem stickigen Sarg zu liegen.«
Oma blickte den Zombie an. Früher mochte er ein hochgewachsener und attraktiver Mann gewesen sein. Eigentlich war er es noch immer. Allerdings sah er aus, als wäre er durch ein Zimmer voller Spinnweben marschiert.
»Wie heißt du, Toter?« fragte sie.
»Man nennt mich Samstag.«
»Ah, so wie Freitag«, warf Nanny ein.
»Nein, wie Sonnabend, Frau Ogg.«
Oma Wetterwachs sah ihm in die Augen und erkannte dort mehr Intelligenz als bei vielen Leuten, die noch im Diesseits weilten.
Sie erinnerte sich vage daran, daß Tote nicht so ohne weiteres zu Zombies werden – man mußte ein wenig nachhelfen. Mit dieser Art von Magie hatte sich Esme nie sehr ausführlich befaßt, aber sie wußte, daß man dazu mehr brauchte als nur einige Innereien von exotischen Fischen und sonderbare Kräuter. Eine Voraussetzung für den Erfolg war, daß die betreffende Person
Weitere Kostenlose Bücher